Die Stadtwerke Radolfzell haben ein Projekt in Angriff genommen, das gleich in vielerlei Hinsicht ein Novum darstellt: Mit dem Solarpark Tenn, dessen Fläche sich oberhalb von Möggingen im Bereich des Friedhofs und des Sportplatzes befindet, will man zum einen in Bürgerbeteiligung einen gesamten Solarpark errichten und zum anderen die Energiebilanz der Stadt Radolfzell deutlich verbessern.

Ebenfalls eine Neuerung stellt der Standort dar. Denn er liegt erstmalig in einem Landschaftsschutzgebiet, wie die Planer berichten. So etwas war zwar in der jüngsten Zeit auch bei Windkraftanlagen erlaubt, sei aber zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nie so von den übergeordneten Behörden gestattet worden.

Diskussionen um das Projekt

Die Standortfrage hatte auch in diesem Fall im Vorfeld zu zahlreichen Diskussionen geführt. Insbesondere im Mögginger Ortschaftsrat wurde intensiv darüber diskutiert, ob der Gewann Tenn im nördlichen Bereich der Gemeinde überhaupt eine geeignete Fläche darstellt. Denn bisher wurde auf der 2,6 Hektar großen Fläche Ackerbau betrieben.

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Im Ortschaftsrat hatte man sich deshalb zunächst gegen den Standort ausgesprochen, wie der stellvertretende Ortsvorsteher Marc Rehm bei dem offiziellen Spatenstich zu dem Projekt berichtete. „Wir wollten ein Zeichen setzen, um auch andere Standorte prüfen zu lassen“, sagte er. Die hat es dann tatsächlich auch gegeben – mit dem Ergebnis, dass das Gewann Tenn derzeit die dazu geeignetste Fläche auf der Radolfzeller Gemarkung darstellt.

Umweltverträglichkeit soll gesteigert werden

Tatsächlich können selbst die Umweltverbände BUND und Nabu mit der Entscheidung leben, wie Thomas Körner, Geschäftsführer des Bezirksverbands Nabu Donau-Bodensee erklärte: „Wenn es mal knapp wird, kann man die Anlage deutlich leichter als ein Atomkraftwerk abbauen“, sagte er.

Dazu beigetragen haben auch zahlreiche andere Maßnahmen, die die Umweltverträglichkeit des Solarparks steigern sollen. So wird es keinerlei Fundamente für die aufgeständerten Solarmodule geben. Die Höhe der Tische wird zudem so hoch gewählt, dass Weideschafe problemlos die Fläche betreten können. Eine Saatmischung mit heimischen Blüh- und Kräuterpflanzen, die auf der Fläche ausgebracht wird, sorgt aus ökologischer Sicht für eine Aufwertung gegenüber der Ackerfläche.

Nur mit Solaranlagen auf Dächern geht es nicht

Aus Sicht der Stadt Radolfzell ist der Solarpark ein weiterer Schritt, um die selbst erklärten Klimaziele zu erreichen: ‚Wir wollen im Jahr 2035 klimaneutral sein und für diesen ambitionierten Zeitplan ist der Solarpark Tenn ein großes Projekt“, stellte Oberbürgermeister Simon Gröger fest. Unabhängig davon betonte er, dass die „Stadt primär Solaranlagen auf den Dachflächen“ sehen möchte, um die weitere Versiegelung von Flächen zu minimieren. „Aber es gehört auch zu der Wahrheit, dass wir für unsere ambitionierten Ziele Freiflächen benötigen“, stellte Gröger fest.

Als echten Vorteil des Solarpark Tenn sah er die vorgesehene Finanzierung des Projekts. Die Stadtwerke Radolfzell möchten den Solarpark erstmals ausschließlich über finanzielle Bürgerbeteiligungen finanzieren. Dabei kommt man zudem dem Wunsch des Gemeinderates nach, der es explizit eingefordert hatte, Klimaschutzprojekte über Bürgerbeteiligungen abzuwickeln.

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So können sich Bürger beteiligen

Für den einen oder anderen Anleger könnte das Angebot durchaus attraktiv sein. Die Stadtwerke bieten zusammen mit einem Finanzinstitut den Investoren eine Rendite über drei Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren. Stromkunden der Stadtwerke Radolfzell erhalten 3,5 Prozent. Damit möglichst viele Bürger und Investoren sich an dem Projekt beteiligen können, beginnt der Einstieg bereits ab 500 Euro. Die Höchstgrenze wurde auf 20.000 Euro pro Person festgelegt. In den nächsten Tagen kann man über die Internetseite der Stadtwerke seine Anteile des insgesamt 2,1 Millionen teuren Projekts erwerben.