Die Veränderungen im Wald durch den Klimawandel sind dramatisch. Das konnten Besucher des rund 2,5-stündigen Rundgang durch ein Waldstück zwischen den Gemarkungen von Güttingen und Möggingen sehen und lernen. Der scheidende Revierleiter Gerhard Heizmann, sein Nachfolger Simon Güntert und der Leiter des Kreisforstamtes Walter Jäger ließen die rund 120 interessierten Teilnehmer einen Einblick in ihre Arbeit gewinnen. Vor allem erklärten sie, wie die Förster mit den Folgen des Klimawandels umgehen.
Heizmann hat die Folgen des Klimawandels selbst beobachtet
Gerhard Heizmann war 34 Jahre Leiter des Radolfzeller Forstreviers und kennt wie kein Zweiter den Wald um die Stadt. Im Laufe seines Berufslebens hat sich in der Folge des Klimawandels auch seine Arbeit stark verändert. Baumarten, die zu Beginn seiner Zeit in Radolfzell noch als grundsolide und standhafte Arten galten, haben mittlerweile schwer unter den langen Wärmeperioden und Trockenphasen zu leiden.
Die Buche macht den Förstern große Sorgen
Vor allem die Buche, mit über 60 Prozent die häufigste Baumart im Stadtwald, macht den Förstern ernsthafte Sorgen. Denn eigentlich ist sie laut Walter Jäger optimal an die hiesigen Verhältnisse angepasst. Während man lange Zeit davon ausgehen konnte, dass sie mit Veränderungen relativ gut zurechtkommt, muss man diese Ansicht mittlerweile relativieren.
Was den Umstand noch dramatischer macht, ist die Unwissenheit, mit der die Förster derzeit agieren. Denn niemand kann mit Sicherheit sagen, welche Baumarten auf längere Sicht in unseren Breitengraden gut gedeihen werden. Das zeigt sich besonders dort, wo die Förster Flächen aufforsten, die zum Beispiel durch den Befall des Borkenkäfers vollkommen freigeräumt werden mussten.

Generell versucht man auf diesen Flächen eine größere Vielfalt an Bäumen anzusiedeln als bisher. Damit sollen Totalausfälle verhindert werden. Gleichzeitig wählt man Baumarten aus, die man bisher eher aus südlicheren Gefilden kannte. Von der Atlas-Zeder über Tulpenbäume und Esskastanien ist alles dabei.
Dass das nicht das Allheilmittel ist, verriet Walter Jäger den Zuhörern: „Ausländische Baumarten einzuführen ist nicht immer ganz einfach“, erklärte er. Denn zumindest eine Frosthärte müssten diese Bäume weiterhin mitbringen. Lediglich eines gilt für die Förster für die Zukunft als sicher: „Der Wald wird sich verändern“, sagte Jäger.
Kleine Räume, in denen der Wald sich selbst überlassen wird
Um die Resistenz des hiesigen Waldes generell zu erhöhen und den Lebensraum zu stärken, beschreiten die Förster mittlerweile auch noch andere Wege. So haben sie im Radolfzeller Wald auf rund 60 Hektar kleine Refugien angelegt, auf denen sie den Wald sich selbst überlassen.
Dort werden die Bäume nicht nur alt, sondern gehen auch in der Zersetzung über und bilden so einen wichtigen Lebensraum für viele Insekten, Kleintiere und Pilze. Die Entscheidung dafür hat der Radolfzeller Gemeinderat als erste Kommune im Landkreis im Jahr 2015 gefällt.
Dafür bedankten sich die Förster noch einmal ausdrücklich bei den Mitgliedern des Gremiums. Mittlerweile kann man auch erste Erfolge verbuchen. So entdecken die Fachleute immer öfter den Sägebock, ein typisches Insekt solcher Lebensräume. Und auch der Hirschhornkäfer soll schon gesichtet worden sein.
Einblick in die Mögginger Bierkeller
Eine ganz andere Entdeckung duften die Teilnehmer des Rundgangs mit einer kleinen Exkursion zum Mögginger Bierkeller machen. Dabei handelt es sich um eine unterirdische Höhle, deren Zugang sich auf Mögginger Gemarkung befindet.
Im Wald oberhalb des Dorfes finden sich acht sichtbare Löcher im Boden, in denen die Decke der Höhle eingestürzt ist. Der Bereich ist zwar umzäunt, aber einige der bis zu zwei Meter großen Krater kann man sehen. Möggingens Ortsvorsteher Ralf Maier berichtete über die historische Nutzung als Lagerraum, die aufgrund der Einsturzgefahr heute nicht mehr stattfindet.