Radolfzell – Mobiltelefone, Computer und künstliche Intelligenz sind heutzutage allgegenwärtig. Die Entwicklung dahin hat in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum stattgefunden. Und das Tempo der Entwicklungen scheint zuzunehmen. Wer mehr über die aktuelle Technik erfahren möchte, ist gut beraten, sich über die Ursprünge und die Entwicklungsschritte zu informieren, denn sie geben Aufschluss darüber, wie selbst die modernsten Geräte im Kern funktionieren. Das kann schwieriger sein, als man denkt. Denn viele Dinge, die noch vor wenigen Jahren den Alltag bestimmt haben, verschwinden nach und nach wieder. Die große Mehrzahl davon landet schlichtweg auf dem Müll und das Wissen über die Funktionsweise geht verloren. Denn auch die Menschen, die die Technik ersonnen und genutzt haben, werden älter.
Genau diesem Erhalt des Wissens und der entsprechenden Technik hat sich der Verein Compurama Radolfzell verschrieben. Seit Jahren bieten die Mitglieder Ausstellungen zu dem Thema an. Zuletzt war der Verein in Liggeringen untergebracht. Den Standort musste man im vergangenen Frühjahr räumen. Der Verein stand vor dem Problem, die gesammelten Objekte, wie Telefone, Rechenmaschinen, Radios und frühe Computertechnik unterbringen zu müssen. Dafür haben die Mitglieder mittlerweile einen Ort gefunden. Im Keller des Milchwerks befinden sich nun viele der Objekte, die im Lauf der Jahre zusammengetragen worden sind. „Der Raum ist ideal – hier ist es trocken und wir haben ausreichend Platz“, sagt Karl-Heinz Otto. Der Wirtschaftsingenieur aus Düsseldorf unterstützt den Verein seit Jahren.
Vor Ort ist vor allem Wolfgang Scheinberger das Gesicht des Vereins. Der Lehrer im Ruhestand kümmert sich seit Jahren um den Erhalt der Exponate und die Ausstellungen. Weil auch er im fortgeschrittenen Alter ist, würde er sich gerne ein wenig zurücknehmen. Doch wie so viele andere Vereine auch hat der Compurama-Verein das Problem, jüngere Menschen für sein Thema nachhaltig zu begeistern. Dabei ist die Informationstechnik der vergangenen Tage alles andere als langweilig: „Das ist Technik zum Anfassen. Und sie funktioniert sogar noch zum größten Teil“, erklärt Otto, der seine Freude über diesen Umstand kaum verhehlen kann. Auch dafür sorgen die Enthusiasten beim Verein. Denn die meisten haben eine Vergangenheit, die mit der Technik zu tun hat. Daher besitzen sie sogar noch Werkzeuge und Kleinteile, um die Objekte Instand zu halten. Aber natürlich gehört dazu auch das entsprechende Wissen.
Das würden sie gerne weitergeben. Im Idealfall an Technikvertraute wie ITler oder Menschen, die sich für die Dinge interessieren. Sollte sich in absehbarer Zeit niemand dafür finden, stünden der Verein und seine Aufgabe vor dem Aus. „Wenn die Dinge auf dem Müll landen, sind sie ein für alle Mal verloren“, sagt Otto. Dabei ist die Radolfzeller Sammlung durchaus eindrucksvoll. Vom alten Weltempfänger über historische, mechanische Rechenmaschinen bis hin zu den ersten Apple-Computern ist hier alles zu finden. Wer weiß, wie viel Sammler zum Teil für solche Objekte zu zahlen bereit sind, versteht die Hoffnung des Vereins, dass zumindest einzelne Objekte einmal viel Geld wert sind. „Wir haben die Hoffnung, dass das mal wieder wertvoll wird“, sagt Wolfgang Scheinberger. Allerdings möchten er und seine Vereinskollegen nichts von den Dingen veräußern müssen. „Das möchten wir eigentlich nicht. Dann würde ja etwas aus der Geschichte fehlen“, erklärt er.
Das schätzen auch andere Kenner aus ganz Deutschland, die die Objekte mitunter für Ausstellungen anfordern. Doch selbst damit ist bis jetzt kein Geld zu verdienen. Doch das würde der Verein dringend benötigen, um die Räume für die vielen Objekte, die an verschiedenen Orten in der Stadt untergebracht sind, bezahlen zu können. Und einen heimlichen Traum hegen die Vereinsmitglieder immer noch: Dass jemand den Wert der alten Technik schätzt, und ihn entsprechend präsentiert. Zurzeit jedenfalls fristen die Objekte ein Schattendasein im Keller des Milchwerks.