Diese außergewöhnlichen Tage werden zehn Schülerinnen und Schüler der Freien Schule Rheinklag in Erinnerungen bleiben. Denn sie lernen im Tierheim den richtigen Umgang mit Tieren kennen – und dürfen dazu sogar den sogenannten kleinen Tierheimschein machen. Im Rahmen der Projekttage ihrer Schule wird ihnen bereits im Vorfeld innerhalb von zwei Theorie-Einheiten der Alltag des Radolfzeller Tierheims vermittelt.
So lernen die Schüler beispielsweise, wie das Katzenhaus des Tierheims gesäubert und die Katzen gepflegt werden müssen, welche Krankheiten die Tiere bekommen können und wie man mit einem Hund aus dem Heim richtig Gassi geht. Der SÜDKURIER hat sie dabei begleitet.
Das theoretische Wissen legt ihnen die Ehrenamtlerin und Autorin Heike Strate schon an zwei Tagen vorab mithilfe einer Powerpoint-Präsentation und anschließender Frage-Antwort-Runde dar. Denn nach Lesungen aus Strates Roman „Ein Winter mit den Höckerschwans“ in der Schule hatten sich die Schüler gewünscht, das dort beschriebene Tierheim selbst einmal sehen zu dürfen.
Ab ins Tierheim
Gemeinsam mit Lehrerin Viviana Franco und den Tierheim-Helfern heißt es für die Schüler im Tierheim aber dann einige Tage später: Ran an die Tiere. Denn das theoretische Wissen, das zuvor sogar noch in einem Theorie-Test abgefragt wurde, dürfen die Kinder nun in der Praxis anwenden. Denn in Kleingruppen könnenen sie das Tierheim für mehrere Stunden besuchen und durften dabei auch selbst Hand anlegen.
Zu Beginn geht es zu den Kätzchen
Zuerst geht es ins Katzenhaus – und sofort können die Schüler das Gelernte beweisen. Sie desinfizierten sich alle sorgfältig die Schuhe. Das sei sehr wichtig, damit keine Krankheiten von außen zu den Katzen hineingetragen werden, betont Nathalie Rohde, eine Mitarbeiterin des Tierheims. Auch beim Säubern der einzelnen Käfigbereiche achten sie besonders auf Hygiene. Die Katzen Robby, Erbse, Egon und Balder dürfen sich so über einen frisch geputzten Käfig, frisches Futter und Wasser sowie ein bisschen Spielspaß freuen.

Nach jeder Reinigung wird das Verhalten und eventuelle Auffälligkeiten der Tiere dokumentiert. Die Jugendliche lernen, wie bedeutend es ist, genau auf die Tiere zu achten und dabei ihr eigenes Auftreten dementsprechend anzupassen. „Jedes Tier ist unterschiedlich und hat einen ganz anderen Charakter“, erklärt Tierheimleiterin Julia Schuhwerk. Manchmal meiden Katzen Menschen und sind besonders scheu. Diese vermittle das Tierheim dann in erster Linie an Höfe oder halte sie selbst als Wildkatzen.
Danach geht es für die jungen Helfer weiter zu den Hunden. Die Schüler dürfen die drei Hunde Shiva, Benni und Merlin von Näherem betrachten und später auch mit dem aufgeweckten Rüden Benni Probegassi gehen und Ball spielen.
Als besonders schockierend empfinden die Schüler die einzelnen Schicksale der Tiere. Dass so viele Tiere misshandelt werden oder sogar Menschen Giftköder verteilen, bestürzt sie. Doch das Heim muss sich oft um solch traumatisierte Tiere kümmern, die extrem verängstigt sind, berichtet das Team. Hier heißt es: Viel Zeit und Geduld, um Vertrauen zurückzugewinnen.
Quarantänebereich für kranke Tiere
Auch der Umgang mit Krankheiten bedeute mehr Aufwand und sei durch Platz- und Personalmangel erschwert, so Julia Schuhwerk. „Jedes Tier, das hier herkommt, muss zuerst separat gehalten werden, um herauszufinden, ob es krank ist“, erklärt Heike Strate über die notwendige Quarantäne der Tiere.
Ein Blick in den Quarantänebereich zeigt: Schon jetzt ist der Raum knapp. Dabei komme die Flut an neuen Kitten im Frühling und Herbst erst noch, so Strate. „Wir brauchen dringend mehr Platz“, betont die Ehrenamtlerin. Auch Helfer, Sachspenden und die Übernahme von Tierpatenschaften seien daher willkommen, da das Heim personell und finanziell am Limit sei.
Im Tierheim wird deutlich: Für die Schüler sind die Tage besonders lehrreich. „Es ist wirklich wichtig, Kinder von Anfang an für den Tierschutz zu begeistern und darauf aufmerksam zu machen“, erklärte Julia Schuhwerk. In Bezug auf das Projekt mit der Freien Schule Rheinklang betont sie: „Wir freuen uns riesig und finden es wirklich toll, mit Schülern zusammenzuarbeiten.“
Ausweitung des Projekts möglich
Eine Ausweitung des Projekts oder auch den festen Einbau des Themas Tierschutz und Umgang mit Tierheimtieren im Unterricht könne sie sich sehr gut vorstellen. So wäre es möglich, dass das Tierheim Informationen bereitstellen und an Lehrkräfte weitergeben könne.
Lehrerin Viviana Franco stimmt dem zu: „Es wäre natürlich total schön, wenn aus diesem Projekt auch etwas Längeres werden könnte. Die Grundwerte der Schule, wie Empathie und vor allem Respekt gelten für alle Lebewesen, nicht nur Menschen.“ Und auch die Schüler hoben im Anschluss hervor, dass ihnen durch das Projekt bewusst geworden sei, wie wichtig der angemessene Umgang mit Tieren ist und wie viel Spaß sie dabei hatten.
Der Abschluss des Projekts kommt dann am kommenden Donnerstag, 21. März: Denn am Frühlingsfest der Schule stellen die Kinder ihre Projekttage vor und erhalten die Urkunden ihres bestandenen Tierheim-Scheins.