Der nächste Zwischenstopp in der Serie „Dem Namen auf der Spur“ wird vor allem den Radolfzellern wohlbekannt sein. Im Norden der Stadt zeichnet er sich durch seine Spazierwege im idyllischen Wald, die Grillstelle und die Wohnsiedlung aus – der Altbohl. Tief in die Geschichte Radolfzells integriert, verbirgt sich auch hinter diesem Stadtteil eine ereignisreiche Vergangenheit. Jüngst klärte Historiker Christof Stadler über den Namensursprung des Mindelsees auf, jetzt ist der Altbohl dran.

Straßenbau verändert Waldbild
In jüngerer Vergangenheit sei der Begriff Altbohl vor allem durch die 1938 erschlossene Altbohlsiedlung bekannt, berichtet Historiker Christof Stadler. Das war aber nicht immer so: Eine weitreichendere Historie habe der Altbohlwald, der ursprünglich von Reute und dem Brandbühl bis zu den Güttinger Seen und der ehemaligen Markelfinger Kiesgrube gereicht haben soll.
Dies habe sich 1848 beziehungsweise 1869 geändert, als die Stadt eine direkte Straße nach Güttingen forderte. Mittlerweile durschneiden die Bundesstraße 34 nach Stockach sowie die B33 nach Konstanz das einst zusammenhängende Waldgebiet.
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Ein Versorgungsmittel der Stadt
Christof Stadler erklärt, dass sich der Name Bohl auf die rundlichen Kuppen (Bollen) und Anhöhen im Wald zurückführen lässt. Zusätzlich sei der Teil „Alt“ tatsächlich eine Referenz zu dem Alter des Geländes. So stammen die ersten Belege aus dem 16. Jahrhundert, in welchem das Holz ein wertvoller Rohstoff zum Bauen und Heizen gewesen sei. Ergänzend berichtet Stadler, dass eine Urkunde des Jahres 1760 eine „Richtstatt“ im alten Bohl verzeichnet habe. Damit sei jedoch keine Hinrichtungsstätte, sondern ein in den Wald gehauener Holzabfuhrweg gemeint.
Doch nicht nur durch seine Ressourcen an Holz sei der Altbohlwald in der Vergangenheit bedeutend gewesen. Der Wald habe zusätzlich als Wasser-Reservoir der Stadt Radolfzell gedient. Christof Stadler erläutert, dass im 18. Jahrhundert die Wasserversorgung innerhalb der Altstadt öfters versiegt sei, weshalb die Stadt eine Leitung vom Anfang des Altbohlwaldes, bis in die Innenstadt verlegt habe.