Bürgermeister Wolfgang Zoll blickt eher optimistisch auf das Jahr 2023. „Grundsätzlich sage ich mal: mehr Grund zur Freude. Ich weiß, dass die Herausforderungen groß waren und sind. Aber ich glaube, dass sich in den letzten Jahren in den Krisen gezeigt hat, dass die Gesellschaft über ein großes Maß an innerer Stärke verfügt. Darauf kann man aufbauen.“
Bushaltestellen
In Oberzell soll die Bushaltestelle im kommenden Jahr barrierefrei umgebaut werden. Nur ein erster Schritt, denn Fördermittel seien bis Ende 2025 bewilligt, so der Bürgermeister. „Bis dahin sollen die wichtigsten Bushaltestellen umgestaltet sein.“ Bei manchen sei dies aber auch schwierig wegen fehlender Flächen.
Und was wird aus der Bushaltestelle in Mittelzell beim Museum? Jahrelang schon geplant war dort ein Wartehäuschen – bis die Allensbacher Narren an der vergangenen Fasnacht einfach eins hinstellten. Das wird seither auch von Bürgern genutzt. Selbst das Landesdenkmalamt habe das Häuschen wohlwollend aufgenommen, so Zoll. „Ich bin mit Allensbach in der Klärung wegen einer Ablösesumme“, erklärt er schmunzelnd. Das Häuschen braucht allerdings noch einen Stahlträger.
Friedhofskonzept
In den kommenden Jahren will die Gemeinde die vier Friedhöfe nach und nach ansprechender und zeitgemäßer umgestalten. Als erste Maßnahme sollen 2023 in Mittelzell beim Eingang an der Pirminstraße Wege und Grünflächen neu gestaltet werden, so der Bürgermeister. Zudem würden weitere Urnenstelen aufgestellt. Und auf dem Friedhof Waldsiedlung wolle man die Möglichkeit von Baumgräbern schaffen.
Klostergärten
Die Neugestaltung der Klostergärten soll nach mehrfacher Verzögerung nun komplett 2023 gemacht werden: der Kreuzgang beim Münster, die eigentlichen Gärten mit Hortulus im südlichen und östlichen Bereich und die Baumwiese östlich des Münsters. Baubeginn soll im April sein.
Zuvor müsse in den nächsten Wochen das Problem der Entwässerung beim Münster und im Klostergarten gelöst werden, so Zoll. Im Herbst solle die Einweihung der Klostergärten sein – nach der jahrelangen Vorgeschichte wahrlich ein Höhepunkt. Zumal es eine nachhaltige Maßnahme sei, von der Gäste und Einheimische etwas hätten.
Jubiläumsjahr
Das große Jubiläum 1300 Jahre Reichenau im Jahr 2024 rückt näher. Zum einen sollen die von Bürgern vorgeschlagenen Projekte konkretisiert werden – wie zum Beispiel „Eine Insel macht Musik“ für alle Gruppen, „so eine Art Insel-Festival“, sagt Zoll, oder das Projekt „Klostermarkt im Klostergarten“ mit lokalen Produkten. „Das ist ein bisschen wie ein Weihnachtsmarkt – nur im Sommer als Abendmarkt.“ Oder der „Auer Abend“ mit vielen Stationen für Einheimische wie Gäste, „wo die ganze Gemeinde zur Bühne wird“.
Kindlebildstraße/Bahnhof
Zunehmender Schleichverkehr in der Straße nervt die Bürger. Und beim Bahnhof bleibt vorerst das Kreuzungs-Provisorium. Bei beidem sei die Gemeinde weitgehend von der Neubauleitung Singen und dem Regierungspräsidium(RP) Freiburg abhängig.
Die Stadt Konstanz und das RP wollen die Kindlebildstraße erst von einer Landes- zu einer kommunalen Straße herabstufen, bevor sie Maßnahmen wie Tempo 30 angehen – das dauert mindestens ein Jahr. Zum Thema Bahnhofsbereich hat das RP angekündigt, im Frühjahr endlich eine Planung vorzulegen. Zoll erwartet den Umbau aber nicht vor 2025.
Neubaugebiet Lindenbühl-West
Hier müsse man entscheiden, wie und durch wen das Gebiet umgesetzt werden könnte, sagt Wolfgang Zoll. Da gebe es verschiedene Varianten wie Wohnbaugesellschaft, Erbpacht, einen Verbund von Bauherren oder auch eine Mischung daraus. Verwaltung und Gemeinderat hätten sich auf einer Exkursion im Herbst Wohnbauprojekte vor allem in Tübingen angeschaut. Denn beim Lindenbühl-West gehe es nicht nur um die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und die Möglichkeit von Einfamilienhäusern. „Es soll auch ein lebendiger Mittelpunkt sein. Es soll mehr sein als ein Haus neben dem anderen“, betont Zoll.
Parkleitsystem
Mit Blick auf das Jubiläum 2024, aber auch darüber hinaus will die Gemeinde den Parksuchverkehr besser lenken. Sowohl am Anfang des Inseldamms wie an mehreren Stellen auf der Insel sollen digitale Hinweistafeln den Autofahrern anzeigen, auf welchen Parkplätzen noch wie viele Stellplätze frei seien – oder auch nicht, erklärt der Bürgermeister.
Finanzen der Gemeinde
Die finanzielle Lage ist angesichts von Kostensteigerungen und Inflation für die Gemeinde wie die Bürger eine zunehmende Belastung. Doch Bürgermeister Zoll meint, dass nicht jedes Horrorszenario so kommen müsse, wie es aktuell befürchtet werde. „Ich hoffe, dass wir trotzdem weiter Gestaltungsspielräume haben werden.“ Und neben dem Monetären gehe es bei der Hoffnung des Jahres auch um die Gesellschaft, so Zoll: „Ich wünsche mir ein Stück weit, dass der Zusammenhalt und die Zuversicht in der Bevölkerung stärker werden und wachsen.“ Denn man sollte sich von den Krisen nicht erdrücken lassen.
Unterbringung von Flüchtlingen
Auch in der Gemeinde Reichenau wird es immer schwieriger, Flüchtlinge unterzubringen. Weil die Kapazitäten aktuell praktisch erschöpft seien, wolle man übergangsweise Schloss Königsegg für die Unterbringung ertüchtigen, erklärt Bürgermeister Wolfgang Zoll. Das Unterbringen von Flüchtlingen ist „natürlich keine Dauerlösung – weder fürs Königsegg noch für die Flüchtlinge“, betont der Bürgermeister. Die Gemeinde müsse sich überlegen, wie sie langfristig mit dem Schloss umgehen wolle.
Denn das Landratsamt (LRA) habe angekündigt, dass die Gemeinde bereits im Februar/März 26 weitere Flüchtlinge aufnehmen müsse – hauptsächlich aus der Ukraine. Die Gemeinde hat dem LRA bereits im Frühjahr ein Grundstück neben dem Feuerwehrhaus für eine Gemeinschaftsunterkunft (GU) angeboten. Wenn die GU in 2023 käme, würde das die Gemeinde entlasten.