Reichenau in Zahlen, Daten, Fakten
- Kreis: Konstanz
- Bevölkerung: 5401
- Fläche: 12,71 km2
- Einwohner je km2: 425
- Einpendler/Auspendler: 2174 ein, 1897 aus
- Altersdurchschnitt: 45,4
- Bildung: Grundschulen (2), Ganztagsbetreuung ja), Medizinische Bildungsakademie (2)
- Mieten pro m2: 12,79 Euro
- Kaufpreis pro m2: 5288,67 Euro
- Bautätigkeiten: In den nächsten Jahren ist das Baugebiet Lindenbühl-West geplant. Dort soll Wohnraum für etwa 1000 Menschen entstehen. Das Baugebiet umfasst circa acht Hektar. Neben Wohnungen für Mitarbeiter des Zentrums für Psychiatrie Reichenau, soll dort sozialer Mietwohnbau und gefördertes Wohneigentum entstehen.
- Fernverkehr/Regionalbahn: nein/ja
- Nahversorgung: Supermärkte Vollsortiment (2), Lebensmittelgeschäfte mit rein regionalen Produkten (2), es gibt viele weitere Direktvermarkter und Hofläden
- Schwimmbäder: Strandbäder (1), kein Hallenbad
- Gastro: ja
- Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
- Hausärzte: 3
- Kitaplätze: Es gibt drei Kindertagesstätten in der Gemeinde Reichenau: Haus der Störche (Ü3 halbtags – 56 Plätze; Ü3 VÖ* – 50 Plätze), Käppele (U3/Ü3 gemischt halbtags – 49 Plätze; U3/Ü3 gemischt ganztags – 80 Plätze; U3 ganztags – 10 Plätze), Kinderinsel Weiler (U3 halbtags – 10 Plätze). Zur Betreuungsquote gibt es leider keine Angabe, „da diese auf kommunaler Ebene nicht vom statistischen Landesamt ermittelt wird“. [* Verlängerte Öffnungszeiten]
Was man unbedingt über die Reichenau wissen muss
- Ein teuflisches Sprichwort: Der Ursprung des Sprichwortes ‚Das geht auf keine Kuhhaut‘ geht zurück auf ein Wandgemälde in der Kirche Georg Kirche aus dem Jahr 1308. Auf diesem Spottbild sind zwei Frauen zu sehen, die sich angeregt unterhalten. Darunter befinden sich drei Teufelsfiguren, die eine Kuhhaut halten. Ein weiterer Gehörnter sitzt auf der Kuhhaut. Er hat eine Feder in der Hand und schreibt: „Ich will hier von den dummen Weibern schreiben; was hier an Blabla die ganze Woche geredet wird, dessen wird gedacht werden, wenn es einmal vor dem Richter steht.“ Klare Worte: Die Frauen tratschen so viel, dass es nicht mehr auf die Kuhhaut passt. Der Teufel, so der Glaube im Mittelalter, hält alle Sünden auf Pergament fest. Waren es zu viele Sünden, passten diese nicht mehr auf das Pergament beziehungsweise die Kuhhaut.
- Napoleon und die Insel: Bis zum Jahr 1838 konnte Besucher der Insel die Reichenau nur mit einem Boot erreichen. Erst als Louis Napoleon III. die Anweisung gab, einen künstlichen Damm zu erreichten, gab es eine Möglichkeit, die Insel über den Fußweg zu erreichen. Seither können Gäste und Einwohner die Insel über den 1300 Meterlangen Damm, der mit Pappeln gesäumt ist, besuchen. Nur 1999 ging das für einige Zeit nicht. Das Jahrhunderthochwasser überschwemmte den Inseldamm. Der Damm stand bis zu einem halben Meter unter Wasser.
- Eine Insel als Weltkulturerbe: Die Kloster- und Gemüseinsel zählt seit dem Jahr 2000 zum Unesco-Weltkulturerbe. Grund dafür sind die drei romanischen Kirchen der Insel: das Münster St. Maria und Markus und die Kirchen St. Georg und St. Peter und Paul. Sie stehen symbolhaft für den Reichtum und den Weltruhm der Reichenauer Abtei zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert. Doch das Siegel Weltkulturerbe könnte in Gefahr sein. Denn der Kanton Thurgau überlegt, in der Schweiz Windkraftanlagen errichten zu lassen. Daher lässt die Unesco prüfen, ob ein Windrad in der Schweiz das Weltkulturerbe Reichenau schädigen würde.
Wie lebt es sich auf der Reichenau, Herr Moser?
Julian Moser bereut es keinen Tag auf die Insel Reichenau vor drei Jahren gezogen zu sein. Der 30-Jährige ist Winzer des Weinguts Seewein und kümmert sich um 1,75 Hektar, auf denen vor allem Weinreben aber auch ein paar Obstbäume stehen. Für ihn gibt es kaum einen schöneren Ort, um seine Leidenschaft für den Beruf auszuleben – aber vor allem, um dort zu leben.

Warum leben Sie auf der Reichenau?
Eigentlich ist Julian Moser in Dingelsdorf aufgewachsen. Nur für das Studium der Önologie (Lehre und Wissenschaft vom Wein, die sogenannte Weinbaukunde) ist er für ein paar Jahre weggezogen. Erst nach Neustadt an der Weinstraße, dann an den Kaiserstuhl, nach Südtirol und Neuseeland. Aber nirgends gefällt es ihm so sehr, wie auf der Reichenau. Aus seiner Wohnung schaut er im Süden auf den Gnadensee und in die Schweiz, im Norden sieht er seine Weinberge.
Doch es ist nicht nur die Aussicht, die ihn auf der Reichenau fasziniert. „Hier ist wirklich immer was geboten“, sagt er. Konzerte, Feste, der See. Selbst den Nebel auf der Insel liebt er. „Der Nebel strahlt eine Ruhe aus. Ich genieße das richtig, wenn er so zwischen den Reben sitzt und gegen Mittag aufreißt“, sagt er. In keinem anderen Weinbaugebiete gebe es einen vergleichbar schönen Herbst. Und der Sommer? Keine Frage: Als Winzer liebt er die sonnenverwöhnte Insel im Bodensee.
Was hat Sie überrascht?
Erst 2020 ist Moser auf die Insel gezogen. Zwar haben seine Großeltern schon auf der Insel gewohnt, er aber nicht. Offiziell gehört er damit zu den Zugezogenen – oder anders gesagt: zu den Neigschmeckten. Aber so fühlt er sich gar nicht. „Ich wurde hier sofort aufgenommen. Nie hatte ich das Gefühl, dass ich hier nicht dazugehöre“, sagt er. Hat ihn das überrascht? Ein bisschen. Denn oft höre man, dass neue Reichenauer sich auf der Insel nur schwer integrieren können.
Was würde Sie zum Umzug bewegen?
Wegziehen? Von der Reichenau? „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der 30-Jährige sofort. Alleine schon wegen seines Betriebs, dem Weingut Moser. Bald werde er auch noch weitere Flächen bewirtschaften. „Ich fühle mich hier so wohl, ich will hier nicht weg“, erklärt er. Auch nicht, um vielleicht nochmal auf einem Weingut in Frankreich Neues dazulernen? „Unwahrscheinlich“, antwortet er.
Was fehlt Ihnen noch zum absoluten Glück?
Alles was Moser zum Leben und Arbeiten braucht, findet er auf der Insel. „Wenn man hier wohnt, bleibt man viel auf der Insel. Hier gibt es alles“, sagt er. Die Reichenau ist wie eine kleine Welt – fast perfekt. Aber eben auch nur fast. Der öffentlichen Nahverkehr könnte besser sein, räumt er ein. „Wenn man nach Konstanz mit dem Bus will, muss man sich im Vorfeld schlau machen“, bemängelt er.
Zwar sei die Busverbindung von der Insel besser geworden, aber eben nicht wirklich zufriedenstellend. „Besonders wenn man abends von Konstanz wieder zurück will, ist das mit dem Bus nicht mehr unbedingt möglich“, sagt er. Da könnte nachgebessert werden. Dann wäre das Leben auf der Insel wirklich perfekt.