Es ist eine Nachricht, die aufhorchen lässt: Der überregional bekannte Neurochirurg Aram Bani und seine Ehefrau Juliane Bani wollen ein groß angelegtes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Rielasingen-Worblingen errichten. Dies wurde am Donnerstagabend, 2. März, bei einem kurzfristig angesetzten Pressetermin mit mehreren Akteuren öffentlich. Die Einrichtung soll auf einem freien Grundstück im früheren Hupac-Gelände entstehen, wie Bürgermeister Ralf Baumert bei dem Termin erklärte.

Die Trennung des Arztes vom Singener Krankenhaus des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN) geht mit dieser Ankündigung in die nächste Runde. Beide Seiten liegen schon länger im Clinch. Zwei von drei Verträgen zwischen Praxis und Krankenhaus sind inzwischen gekündigt, wobei die Kündigung jeweils von unterschiedlichen Seiten ausging. Anfang Februar hätten sie beim Landgericht Konstanz eine Feststellungsklage eingereicht, dass die Vertragskündigung durch den GLKN unwirksam sei, erklärt Juliane Bani. Eine entsprechende Klage sei beim GLKN allerdings bislang nicht eingegangen, sagt dessen Geschäftsführer Bernd Sieber auf Anfrage. Bis zuletzt habe es Gesprächsangebote des GLKN gegeben.

Sie wollen ein groß angelegtes Ärztezentrum nach Rielasingen-Worblingen bringen (von links): Die Architekten Volkmar Schmitt-Förster und ...
Sie wollen ein groß angelegtes Ärztezentrum nach Rielasingen-Worblingen bringen (von links): Die Architekten Volkmar Schmitt-Förster und Nadine Nieveler, Arzt Aram Bani, der mit seiner Frau Julia Bani als Investor auftritt, und Bürgermeister Ralf Baumert. | Bild: Freißmann, Stephan

Aus dem dritten Vertrag, dem Mietvertrag mit dem GLKN, will sich die Praxis nun offenbar ebenfalls befreien. Denn in das geplante MVZ soll unter anderem die eigene Praxis einziehen. „Seit Anfang Januar suche ich Praxisräume“, sagte Aram Bani bei dem Termin. Es habe mehrere Ideen gegeben, etwa die Räume von Sport Schweizer in Singen, wo das Sportgeschäft demnächst schließt, sagt Juliane Bani auf Anfrage. Auch das Krankenhaus in Radolfzell hätte man sich vorstellen können, das habe aber aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert, so Aram Bani.

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Im Laufe der Zeit sei klar geworden, dass man etwas Neues bauen wolle. Und diese Pläne sind nach den Äußerungen von Aram und Juliane Bani immer größer geworden. Denn plötzlich seien sie regelrecht überrannt worden von Ärzten, die auf der Suche nach Möglichkeiten für ambulante Operationen sind, erklärte Aram Bani und nannte als Beispiel Chirurgen mit verschiedenen Spezialisierungen. Ein großes MVZ gebe es in der Region noch nicht. Erst in Engen betreibt der GLKN ein MVZ.

Ambulante Versorgung soll stark wachsen

Daher sollen im geplanten Neubau nun zumindest zwei Operationssäle für ambulante Eingriffe entstehen. Möglich seien aber auch Praxisräume für Ärzte, die sich mit ihren Praxen komplett in dem Gebäude niederlassen wollen, so Juliane Bani. Außerdem soll es ein paar Patientenzimmer geben für Menschen, die nach einem Eingriff eine Nacht bleiben müssen, so Aram Bani. Die Ärzte, die dort arbeiten, sollen über Kassensitze verfügen und daher die Kassenpatienten von der Einrichtung profitieren: „Ich baue keine Privatklinik.“

Ebenfalls Teil des Raumplans auf mehr als 3000 Quadratmetern, den Architekt Volkmar Schmitt-Förster vorstellte: Wohnräume für neu zugezogene Mitarbeiter oder Personal im Not- und Nachtdienst, ein Bereich für ein eigenes Magnetresonanztomografie-Gerät (MRT) und ein überdachter Eingangsbereich.

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Der ambulante Bereich der medizinischen Versorgung werde in den nächsten Jahren stark wachsen, weil die Eingriffe kostengünstiger seien, so die Einschätzung von Aram Bani. Das Ehepaar zeigt sich daher auch zuversichtlich, dass die Investition zu stemmen sein wird. Die Baukosten schätzt Architekt Schmitt-Förster auf immerhin mehr als zehn Millionen Euro. „Ich habe keine Bedenken, dass das Gebäude nicht ausgelastet ist“, sagte Aram Bani, der dieses Jahr 60 Jahre alt wird.

Es gibt mächtig Zeitdruck beim Projekt

Jetzt wird bei dem Projekt mächtig aufs Tempo gedrückt. Vor zwei bis drei Wochen hätten die Verhandlungen mit der Gemeinde Rielasingen-Worblingen erst begonnen, sagte Juliane Bani am Rande des Termins. Am Mittwochabend seien die Pläne dann in nicht-öffentlicher Sitzung im Gemeinderat vorgestellt worden, so Bürgermeister Baumert. Noch am selben Abend habe das Gremium dann ohne Gegenstimme zugestimmt, das 3500 Quadratmeter große Grundstück zu verkaufen. Auch die notwendige Ausnahme vom Bebauungsplan hätten die Räte beschlossen. Dabei ist es wohl ein glücklicher Zufall, dass Entscheidung und Bekanntgabe kurz vor die Bürgermeisterwahl am 5. März fallen, bei der Baumert wiedergewählt werden will.

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Für Rielasingen-Worblingen, das nur über den Landkreis Konstanz mittelbar am GLKN beteiligt ist, ergibt sich die Chance, die medizinische Versorgung in der Gemeinde aufzuwerten. Baumert sprach beim Pressetermin sogar vom „Beginn einer neuen Ära“. Architekt Schmitt-Förster berichtet davon, dass nun mehrere Planungsschritte gleichzeitig laufen und der Bau nach den Handwerkerferien im Sommer beginnen könne, bei einer Bauzeit von 15 bis 18 Monaten. Juliane Bani geht auch das aber noch zu langsam: „Unsere Patienten haben keine Zeit.“

Entwicklung des Krankenhauses macht Sorgen

Die Fraktionsvorsitzenden, die beim Termin dabei waren, signalisierten einhellige Zustimmung. Hermann Wieland (Freie Wähler) sagte: „Die Entwicklung des Krankenhauses macht uns Sorgen.“ Man erwarte nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Bani dort eine Lücke, die man nun für die ganze Region schließen könne. Volkmar Brielmann (CDU) meinte: „Das ist ein super Projekt für eine Grundstücksvergabe.“ Und Jana Akyildiz (Grüne) hoffte ebenfalls, eine Lücke zu schließen, und zeigte sich von dem Kreislauf-Konzept des Architekturbüros überzeugt. Doch sie kritisierte, dass die Entscheidung so schnell fallen musste.

„Die Verantwortung ist uns in vollem Umfang bewusst.“ Bernd Sieber, Geschäftsführer des Gesundheitsverbundes Landkreis ...
„Die Verantwortung ist uns in vollem Umfang bewusst.“ Bernd Sieber, Geschäftsführer des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz (GLKN), über die Wichtigkeit, weiter Neurochirurgie am Singener Krankenhaus anzubieten | Bild: Freißmann, Stephan

Unterdessen laufe der Aufbau eines eigenen neurochirurgischen Angebots am Singener Krankenhaus für die Zeit nach dem Ende der Kooperation, sagt GLKN-Chef Sieber auf Nachfrage. Man habe interessierte Kandidaten angesprochen: „Die Verantwortung ist uns in vollem Umfang bewusst“, sagt der Geschäftsführer, deswegen wolle man Neurochirurgie weiterführen – und zwar mindestens im selben Umfang wie bisher, mit Teilnahme am Traumanetzwerk Schwarzwald-Bodensee und mit Schlaganfalleinheit. Beide Einrichtungen sah Bani bei einer früheren Gelegenheit durch das Ende der Zusammenarbeit gefährdet.