Alle reden von der Energiewende. Doch man muss auch etwas dafür tun, dass ein signifikanter Anteil an der Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen kommt. Der Ausbau der Windkraft geht in Baden-Württemberg dabei nur langsam voran. Solarstrom lohnt sich aufgrund der derzeitigen Vergütungsregeln für den Besitzer einer Fotovoltaik-Anlage nur, wenn er viel davon selbst verbraucht. Dazu kommen die Kosten für die Investition in eine solche Anlage. Umgekehrt gibt es viele Dachflächen, auf denen keine Solarzellen installiert sind. In dieser Situation ist das Singener Bürgerunternehmen Solarcomplex mit einem neuen Geschäftsmodell auf den Markt getreten. Ein Beispiel dafür findet sich nun auf dem Dach der Druckerei Winz in Rielasingen-Worblingen.

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Die Firma Solarcomplex investierte nämlich in eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach der Druckerei. Und nicht der Druckerei-Besitzer Clemens Bimczok, auch nicht der Eigentümer des Gebäudes, sondern Solarcomplex selbst übernahm die Kosten für den Bau der Anlage mit rund 50 Kilowatt Leistung und wird diese künftig betreiben. Mit dem Eigentümer des Gebäudes wurde ein langfristiger Dachnutzungsvertrag geschlossen und die Druckerei Winz wird künftig den mit der Anlage gewonnenen Solarstrom beziehen. Beim Strompreis habe man sich in der Mitte getroffen, erklärt Bene Müller, Vorstandsmitglied von Solarcomplex, bei einem Pressetermin. Lediglich der überschüssige Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. „Dieses neue Geschäftsmodell ist für alle Beteiligten eine echte Win-Win-Situation“, wirbt Müller bei der Inbetriebnahme der neuen Fotovoltaik-Anlage.

Beim Pressegespräch zur Inbetriebnahme der neuen Fotovoltaik-Anlage in Rielasingen-Worblingen (von links): Solarcomplex-Chef Bene ...
Beim Pressegespräch zur Inbetriebnahme der neuen Fotovoltaik-Anlage in Rielasingen-Worblingen (von links): Solarcomplex-Chef Bene Müller, Grünen-Gemeinderätin Dagmar Eisenhart, Stromkunde Clemens Bimczok und Gebäudeeigentümer und CDU-Gemeinderat Simon Feuerstein. | Bild: Sandra Bossenmaier

Simon Feuerstein, Eigentümer des Gebäudes und CDU-Gemeinderat, musste nach dem Einbau einer neuen Heizungsanlage dem Land gegenüber einen 15-prozentigen Anteil von regenerativen Energien nachweisen. Mit der neuen Fotovoltaik-Anlage habe er diese Quote mehr als erfüllt. Gäbe es die Anlage auf dem Dach seines Gebäudes nicht, müsste er in andere Maßnahmen investieren, beispielsweise in eine gute Wärmedämmung, oder er müsste Biogas oder Bio-Öl zur Feuerung nutzen.

Gesetz fordert erneuerbare Energie

Im Erneuerbare-Wärme-Gesetz ist nämlich festgehalten: Wer in einem Gebäude, das vor dem Jahr 2009 errichtet wurde, seine Heizung erneuert oder austauscht, muss nachweisen, dass mindestens 15 Prozent der Wärme mit erneuerbaren Energien erzeugt werden – eine Forderung, die sich auch durch regenerative Stromerzeugung erfüllen lässt. Dadurch soll sich der Anteil erneuerbarer Energien erhöhen und der Ausstoß von Kohlendioxid sinken. Am Beispiel der Fotovoltaik auf dem Hallendach der Druckerei wird deutlich, was dies bewirken kann: Laut Bene Müller können damit 15 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden und etwa 50.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden.

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„Für mich gibt es mit dem neuen Geschäftsmodell keine Nach-, sondern nur Vorteile“, erklärt Clemens Bimczok, Inhaber der Druckerei Winz, bei dem Gespräch zur Inbetriebnahme der Anlage. Er könne dadurch Betriebskosten einsparen und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Und Solarunternehmer Bene Müller sagt: „Leere Dachflächen treiben mich an.“ Diese freien Flächen seien für ihn ein Dorn im Auge. Zigtausende gebe es davon in Deutschland, diese müsse man mit Fotovoltaik-Anlagen aktivieren, um damit Solarstrom erzeugen zu können.

Und das Konzept geht laut Bene Müller auf, denn Solarstrom wurde extrem günstig. Die ehemals teuerste Art der regenerativen Stromerzeugung sei heute die günstigste. Er kann sich Geschäftsmodelle wie dieses mit der Druckerei Winz auch mit Kommunen gut vorstellen, Nachfrage sei bereits vorhanden. Freie und ungenutzte Dachflächen gebe es genug in den Kommunen und auch die Gemeinden wollen etwas für den Klimaschutz tun. Nur hätten diese oft nicht beliebig viel Geld übrig.