13.000 Schuss Munition, 2000 Stahlkugeln, eine Langwaffe, zwei Pistolen und dazu noch Drogen: Die Nachricht eines Polizeieinsatzes im Industriegebiet im Singener Süden, bei dem ein 47-jähriger mutmaßlicher Reichsbürger festgenommen wurde, sorgt im Hegau für Aufsehen. Doch wie sind die Einsatzkräfte auf den Mann aufmerksam geworden und was hatte er mit dem Waffenarsenal überhaupt vor?

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SÜDKURIER-Informationen zufolge fand der Einsatz im Singener Industriegebiet im Bereich zwischen der Güterbahnhof und der Georg-Fischer-Straße statt. Dies bestätigt die Polizei zwar aus ermittlungstechnischen Gründen nicht. Aber auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Konstanz ist zu erfahren, dass am Freitag, 5. Mai, gegen 7 Uhr ein Wohngebäude mit kleiner Halle und ein Auto durchsucht wurden.

Der Polizeieinsatz vom Freitag

Wie das Polizeipräsidium Konstanz und die Staatsanwaltschaft Konstanz am Dienstag gemeinsam informierten, habe die Stadtverwaltung Singen dem 47-Jährigen die Erlaubnis zum Besitz von Waffen und Sprengstoff entzogen. Vor Ort sei es darum gegangen, Besitzkarten und Waffen einzuziehen – eine Razzia sei es aber nicht gewesen, wie die Polizei nun deutlich macht. Die Polizeibeamten seien zuerst nur begleitend bei dem Einsatz dabei gewesen.

Bereits beim Betreten des Geländes habe sich der Mann mit verbalen Äußerungen der sogenannten Reichsbürger-Gruppierung zuordnen lassen. Auch die Stadtverwaltung hatte zuvor bereits einschlägige Erfahrungen mit dem Mann gemacht.

Wie Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Konstanz in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilen, habe der 47-Jährige dann auch seine Waffenbesitzkarte und seine Sprengstofferlaubnis ausgehändigt. Zudem sei er im Besitz einer halbautomatischen Pistole, eines Revolvers und eines Repetiergewehres gewesen. Bei diesen drei Waffen habe es sich nicht um illegale sondern gemeldete Waffen gehandelt, so die Polizeipressestelle.

Gefährlicher Mix: Drogen und Waffen

Aber bei der geplanten Sicherstellung sollte es nicht bleiben: Bei dem Einsatz entdeckten die eingesetzten Beamten auch Marihuana in einer Tupperbox sowie zwei Gläser mit Marihuana-Blütendolden. Bei der folgenden Durchsuchung fanden Beamte schließlich mehrere Waffen und Gegenstände mit waffenrechtlicher Bedeutung sowie weitere Betäubungsmittel.

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Unter den Fundstücken befanden sich unter anderem rund 13.000 Schuss Munition, 2000 Stahlkugeln, eine Langwaffe, zwei Pistolen, Elektroschocker, eine Armbrust mit Zielfernrohr, ein Luftgewehr, Zwillen und Schleudern sowie andere Gegenstände mit waffenrechtlicher Bedeutung. Allesamt illegal, wie die Pressestelle der Polizei im Gespräch schildert.

Alle Gegenstände wurden sichergestellt. Aktuell laufe laut Polizeipressestelle die Auswertung der sichergestellten Waffen. Laut Staatsanwalt Andreas Mathy gelte es nun herauszufinden, wo die Waffen herkommen. Gegenstand der Ermittlungen sei auch, welche Strafe den Mann nun erwarte.

Bestand die Gefahr eines Attentates?

Die Liste der gefundenen Waffen liest sich wie die Ausrüstung einer kampfbereiten Militäreinheit. Doch immerhin: Laut Pressestelle der Polizei sei von dem 47-Jährigen keine akute Gefahr ausgegangen. Man habe keinen Hinweis auf eine geplante Aktion des Mannes gehabt. Auch sonst sei der Mann ein unbeschriebenes Blatt gewesen. „Es lagen keine strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn vor“, sagt ein Polizeisprecher. Dies bestätigt auch Staatsanwalt Andreas Mathy: Der Mann sei noch nicht aktenkundig, also strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten.

Allerdings ist der 47-Jährige wohl in der Vergangenheit im Austausch mit der Stadtverwaltung Singen gewesen und habe dort Reichsbürger-Tendenzen gezeigt. Im Gespräch mit der Stadtverwaltung und der Polizei ist immer wieder von gewissen sprachlichen Auffälligkeiten des Mannes zu hören, die der sogenannten Reichsbürger-Gruppierung zugesprochen werden.

OB Häusler zeigt sich besorgt und erleichtert

Bei der Stadt Singen ist man froh, dass die Waffen sichergestellt wurden, wie Oberbürgermeister Bernd Häusler im Gespräch mit dem SÜDKURIER betont. Laut dem Rathauschef sei man bei der Stadtverwaltung auf den Mann aufmerksam geworden und habe daraufhin die Polizei eingeschaltet.

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Gerade der Blick auf die Größe des sichergestellten Waffen- und Munitionsarsenals bereite ihm im Nachgang ein stückweit Sorgen. „Natürlich beunruhigt einen so etwas. Mich beunruhigt jede illegale Waffe, die es in Deutschland gibt“, sagt Häusler.

Wo kamen die Waffen her?

Die Frage sei nun, woher die Munition und die Waffen gekommen sind. Dies sollen nun die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei ergeben. „Ich glaube kaum, dass ein Jäger daheim 13.000 Schuss Munition hat. Die Menge der sichergestellten Waffen und Munition – das ist schon eine Hausnummer“, so Häusler.

Bernd Häusler betont dabei aber auch, dass die Stadt Singen zwar mit der ausgesprochenen Verfügung den Anstoß zum Einsatz gegeben habe. Aber er macht auch deutlich, dass der weitere Ablauf eine polizeiliche Angelegenheit sei.

Der OB unterscheidet auch zwischen legalen und illegalen Waffen: „Es sind die illegalen Waffen, die uns Sorgen bereiten.“ Denn in Singen gebe es zahlreiche positive Beispiele – etwa bei Jägern oder Schützenvereinen – bei denen die Waffen ordentlich dokumentiert seien und alles auf geordneten legalen Wegen ablaufe.