Selbst im Durcheinander der Baustellensituation zwischen Cano und Bahnhof fällt ein trauriger Anblick Besuchern der Stadt ins Auge. Spätestens seit dem Auszug des Optik- und Hörakustikfachgeschäfts am Anfang der Fußgängerzone ist das Südende der August-Ruf-Straße zu einem Problemfall geworden. Leer stehende Geschäfte dominieren das Erdgeschoss des kupfergrauen Baukörpers an der Straßenecke. Die jetzt haben Bauarbeiten zur Beseitigung dieses Schandflecks am Bahnhofsvorplatz begonnen. 

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„Das Eckgebäude im Karstadthaus soll umgebaut werden“, kündigt Patrick Wacker vom Singener Bauamt an. Wo derzeit leere Schaufenster gähnen und im kleinen Gastronomiebetrieb um die Ecke noch immer die Spuren eines Brandes vor einigen Jahren zu sehen sind, soll endlich Neues entstehen. „Es freut mich, wenn es endlich losgeht“, erklärt Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler. Er hofft, dass auch diese Ecke im Konzept der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes im Laufe des Jahres abgeschlossen werden kann.

Gut getarnter Anbau

Auf den ersten Blick ist es zwar kaum erkennbar, aber das Haus August-Ruf-Straße 1 ist ein separates Bauwerk. Wo zuletzt im Erdgeschoss ein Fachgeschäft für Brillen und Hörgeräte angesiedelt war, soll künftig über zwei Etagen ein Verkaufsraum für Backwaren mir großzügigem Gastraum entstehen. Rund 35 Sitzplätze weist der Bauantrag allein im Obergeschoss aus. „Um welchen Betrieb es sich handeln wird, können wir noch nicht sagen“, so Wacker vor den Mitgliedern des Bauausschusses im Singener Gemeinderat zum Genehmigungsverfahren.

Im ehemaligen Optik- und Hörgeräteakustik-Fachgeschäft haben die Räumarbeiten bereits begonnen.
Im ehemaligen Optik- und Hörgeräteakustik-Fachgeschäft haben die Räumarbeiten bereits begonnen. | Bild: Biehler, Matthias

Dennoch sind die Pläne inzwischen weit vorangeschritten, nachdem das Gebäude bereits vor einigen Jahren den Besitzer gewechselt hat. Die neuen Eigentümer planen eine Erweiterung. Dazu soll im Erdgeschoss der Arkadengang an der Bahnhofstraße genutzt und durch eine Glasfassade geschlossen werden und so der vorhandenen Pfosten-Riegel-Fassade ein neues Antlitz verschaffen. Die metallisch glänzende Kassettenfront der Obergeschosse soll hingegen erhalten bleiben, wie Wacker erläutert. Ein Gestaltungselement, dass die Gebäudeecke als Teil des Karstadt-Baukörpers erscheinen lässt, wird dadurch weiter wirken. Drei weitere Läden sollen bis zum Karstadt-Haupteingang nach Abschluss der Umbaumaßnahmen Platz finden. Nachdem das Gremium den Antrag genehmigt hat, wurde inzwischen mit den Vorarbeiten begonnen. Arbeiter sind derzeit damit beschäftigt, den Rückbau vorzunehmen. Sowohl im Erd- wie auch im ersten Obergeschoss müssen zahlreiche Trennwände entfernt und neue aufgebaut werden. Zudem soll ein zusätzlicher Treppenaufgang entstehen, der den Gastraum erschließt. Auch ein weiterer Aufzug soll, wie aus den Bauplänen ersichtlich wird, im Café-Bereich entstehen.

Wie notwendig die Baumaßnahme ist, betonte SPD-Stadtrat Walafried Schrott: „Wenn das Cano da ist, wird das Karstadt noch älter aussehen, als jetzt schon“, prognostiziert er den Zustand ab Jahresende. Da sei jede Maßnahme sinnvoll, diesen Bereich zu attraktivieren.

Seit Jahren präsentiert sich der Erdgeschossbereich als Schmuddelecke.
Seit Jahren präsentiert sich der Erdgeschossbereich als Schmuddelecke. | Bild: Biehler, Matthias

Scherzhaft wurde das in den frühen 70er-Jahren gebaute Areal in Anspielung auf den anstehenden verkaufsoffenen Sonntag im April bereits als „Singen classics“ bezeichnet.

„Die Planung ist zweifellos eine Aufwertung für diese Schmuddelecke“, attestiert SÖL-Ratsvertreterin Silke Stockebrand. Sorge bereitet ihr jedoch die Abstrahlwirkung zusätzlicher Glasflächen auf dem ohnehin betonlastigen Areal. OB Häusler kennt die Kritik, nachdem zunächst um eine begrünte Überdachung der Bushaltestellen gerungen wurde und zuletzt ein Antrag auf Ersetzung der Pokorny-Skulpturen auf den beiden Bahnhofskreiseln im Gemeinderat keine Mehrheit fand. Doch dem Artenschutz wolle man durch Blühwiesen um die Kunst in den Kreisverkehren Rechnung tragen.

Sorge vor neuer Schmuddelecke

Doch wo ein Schandfleck verschwinden soll, befürchten Ratsvertreter hingegen schon eine eine neue Schmuddelecke. Neue-Linie-Rat Markus Weber warnt vor dem Bereich, der entstehen wird, wenn der Arkadengang lediglich auf den ersten 20 metern geschlossen wird. Direkt vor dem Aufgang zum Karstadt-Parkhaus entstehe so ein dunkler Fleck. Die Ausschussmitglieder schlugen den Vertretern der Bauverwaltung deshalb vor, auch mit den Verantwortlichen im Karstadt Kontakt aufzunehmen, ob dort Interesse besteht, diese Flächen ebenfalls zu nutzen.

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Denkbar sei dies, heißt es seitens der städtischen Bauverwaltung. Bislang seien die Arkaden durchaus als wettergeschützer Aufenthaltsraum für die Kunden des Busverkehrs wichtig gewesen, aber künftig wird die Überdachung ja zentral in der Mitte des Platzes angeordnet. Statt Bushaltestellen wird es in diesem Bereich Parkmöglichkeiten geben.