Nun hat sie also begonnen, die achte Vesperkirche – eine gemeinsame Aktion der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und der Singener Tafel und eines der profiliertesten Formate in der Region, die Menschen aller gesellschaftlicher Schichten zusammenbringen will. Bis einschließlich 26. Januar können Gäste hier von 11.30 Uhr bis 14 Uhr ein warmes Mittagessen bekommen.
Willkommen ist dabei jede und jeder, die Bezahlung des Essens erfolgt auf Spendenbasis, und je nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Beim Eröffnungsgottesdienst wurden die Besucher jetzt auch von gut 20 Königsfiguren begrüßt, die zunächst vorn im Altarraum standen. Später im Gottesdienst sollte jeder Tisch einen König bekommen.

Was es mit der Verteilung der Könige auf den Tischen auf sich hatte, erläuterte das Team, das den ökumenischen Gottesdienst vorbereitet hatte. „Diese Königsfiguren haben eine besondere Botschaft, die gut zu unserer Vesperkirche passt“, sagte die Pfarrerin der Luthergemeinde, Andrea Fink-Fauser, zu Beginn.

Der Diakon und Künstler Ralf Knoblauch aus Bonn hat die Figuren geschaffen und will damit auf die Würde des Menschen hinweisen. Heutzutage sei die Würde der Menschen oftmals infrage gestellt, so Fink-Fauser. „Die Skulpturen möchten berühren und an die jedem Menschen innewohnende Königswürde erinnern – und daran, dass wir Menschen füreinander da sein sollen“, schreibt Ralf Knoblauch auf seiner Webseite.

Simone Meisel, Gemeindereferentin der katholischen Seelsorgeeinheit Hohenstoffeln/Hilzingen, wies in der Predigt auf die Bedeutung der Könige detaillierter hin. Der Künstler lege Wert darauf, dass seine Könige keine Kunstwerke seien, sondern Kommunikationsobjekte. Sie bräuchten die Konfrontation mit dem Leben, und zwar dort, wo die Menschenwürde in Gefahr sei.
Der Begriff „Würde“ sei erst nach dem Zeitalter der Aufklärung entstanden. „Menschenwürde ist heute der Kompass für jede demokratische Gesellschaft“, sagte Meisel. Die Könige wurden schließlich zu den einzelnen Tischen getragen, um zu signalisieren: „Seid füreinander da!“ „Vielleicht kann die Vesperkirche zu einem Ort werden, wo Menschen ihre verschüttete Würde wieder entdecken, weil sie hier Geborgenheit finden“, schloss Simone Meisel ihre Predigt.
Viele Helfer sind schon lange dabei
Geborgenheit und Gespräche sind zwei wichtige Aspekte für viele Besucher der Vesperkirche. „Ich komme schon seit Jahren immer gern zur Vesperkirche“, sagt Hildegard Weber. Sie kenne viele der Helferinnen und Helfer, setze sich aber gern zu Leuten an die Tische, die sie nicht kenne. Sie werde noch ein paar Mal zum Essen in die Vesperkirche kommen, das stehe fest.

Die fleißigen Helferinnen und Helfer sind größtenteils schon lange dabei. „Es macht immer wieder große Freude, hier mitzuhelfen“, sagt Franziska Menzel. Monika Messmer aus Tengen-Watterdingen hilft gemeinsam mit ihrem Enkel Linus, zwölf Jahre alt. Sie waren auch schon im vergangenen Jahr beim Servieren dabei. Nächsten Sonntag komme sie mit ihrem anderen Enkel vorbei, so Messmer. Im Laufe der 15-tägigen Vesperkirche sind auch Gruppen von Auszubildenden von Firmen oder auch Schülergruppen als Helfer im Einsatz.

Ulrich Kaiser, im Organisationsteam für die Finanzen zuständig, dankte schließlich den Bäckermeistern Eric Stadelhofer und Andreas Auer, die gemeinsam mit Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler und Claudia Graf den großen Hefezopf in Form einer Acht für die achte Auflage der Vesperkirche vorbereitet hatten, aber auch den Kuchenspendern. Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Posaunenchor der Lutherkirche unter Leitung von Andreas Gerlach sowie Martina Bischofberger an der Orgel.
Kuchenspenden: Die Vesperkirche bekommt täglich rund 40 Kuchen gespendet. Gern werden für den 22. bis 26. Januar noch Kuchenspenden entgegengenommen. Anmeldungen für Kuchenspenden bei Claudia Graf, E-Mail: graf.claudia@t-online.de oder Karin Burger, Telefon 07731 44679.