Der Endspurt bei Singens neuem Einkaufszentrum geht weiter: Seit Montag wird wieder gebaut, nachdem die Baustelle wegen 107 Corona-Infektionen für eine Woche still stand. Am ersten Tag nach dem temporären Baustopp haben 380 Menschen ihre Arbeit aufgenommen – sofern sie einen negativen Corona-Test vorzeigen konnten. Denn das Cano-Management hat mit den Behörden ein neues, verschärftes Hygiene- und Sicherheitskonzept erarbeitet, wie Center-Leiterin Carolin Faustmann mit Singens Ordnungsamtsleiter Marcus Berger vor Ort erklärt.
Dazu gehört ein eigenes Testzentrum mit einem Dienstleister, der Schnelltests ermöglicht. Zum Start am Montag haben etwa 145 der Bauarbeiter einen solchen Test absolviert, fünf davon mit positivem Ergebnis. Für diese war der Arbeitstag dann erstmal zu Ende.
Zwei Check-in-Schalter statt ein Drehkreuz
Lange Warteschlangen sollen auf der Cano-Baustelle ebenso der Vergangenheit angehören wie zahlreiche Corona-Infektionen. Deshalb muss jeder, der die Baustelle betritt, offiziell einchecken. Bereits in der Vergangenheit gab es ein Drehkreuz, neu sind zusätzlich zwei sogenannte Check-in-Stationen an der Hegau- und an der Bahnhofstraße. Carolin Faustmann macht es vor: Erst wird mit einem Infrarot-Thermometer die Temperatur gemessen, sie darf nicht über 37,5 Grad betragen. Dann erhält jeder Bauarbeiter ein Bändchen.

Ein gelbes Bändchen steht dafür, dass derjenige einen negativen Corona-Test vorgezeigt hat. Vor zwei Wochen wurden die Maßnahmen nach ersten Infektionen bereits verschärft – damals hieß es, dass der Test nicht älter als 48 Stunden sein soll. Diese Regelung habe man angepasst, erklärt Faustmann: Es genügt, wenn der Test nicht älter als fünf Tage alt ist. Denn 48 Stunden seien bei einem Arbeitsbeginn am Montag schwer umzusetzen, außerdem seien die Testkapazitäten stark ausgelastet.
Lernkurve: Mehr Platz für Wartende und mehr Informationsschilder
Zwischenzeitlich sind die meisten der positiv getesteten Bauarbeiter wieder gesund aus der Quarantäne zurückgekehrt, viele Firmen haben sich außerdem um Ersatzpersonal bemüht – und diese mit einem negativen Corona-Test zur Baustelle geschickt. Doch was ist mit denen ohne Test? Diese erhalten am Check-in ein pink-farbenes Bändchen und werden in das neu eingerichtetes Testzentrum geleitet. Auf dem Weg zeigen Kreidelinien auf dem Boden den nötigen Abstand. An den Baustellen-Gittern sind neben Erklärungen in Deutsch, Englisch, Polnisch und Rumänisch auch Desinfektionsspender befestigt. „Wir hatten durchaus eine Lernkurve in der ersten Woche“, sagt die Center-Leiterin und verweist darauf, dass auch zusätzliches Personal im Einsatz sei.
Schnelltests sind wichtiger, aber noch nicht endgültiges Ergebnis
Im neu eingerichteten Testzentrum machen Ärzte einen Corona-Schnelltest. Wenn der positiv ausfällt, muss der Betroffene eine Laboruntersuchung abwarten und gegebenenfalls in Quarantäne. „Schnelltests sind super für eine erste Indikation, aber auch anfällig für Fehler“, erklärt Carolin Faustmann.
Behörden wollen täglich informiert werden
Dieses Vorgehen ist mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Konstanz und der Stadt Singen abgestimmt, wie Marcus Berger erklärt. Die Behörden wollen sich aber nicht zurücklehnen, wie er sagt: „Wir wollen tagesaktuell sehen, was bei den Testungen rauskommt.“ Dann könne man auch reagieren, wenn das Konzept eine Schwachstelle habe. Lockerungen sind für ihn erstmal nicht in Sicht.
Entsprechend hat das Cano-Mangement auch Bändchen in zahlreichen Farben bestellt, wie Carolin Faustmann auf Nachfrage erklärt: Jede Woche soll gewechselt werden. Aber sie ist sich mit Marcus Berger einig: Angesichts der aktuellen Infektionszahlen sei es unrealistisch, gar keine positiv getesteten Menschen unter den Cano-Arbeitern zu haben.
Führte Schlamperei zu den hohen Infektionszahlen? Nein, sagt der Leiter des Ordnungsamts
Der Leiter des Ordnungsamts sieht die hohen Infektionszahlen der vergangenen zwei Wochen nicht als Zeichen von schlampig umgesetzten Hygienevorgaben: Angesichts der steigenden Erkrankungen in der gesamten Stadt sei es wenig überraschend, dass die Zahlen auch auf der Cano-Baustelle gestiegen waren. Mit dem Baustopp sollten Infektionen gestoppt und ein Konzept erarbeitet werden. „Wir müssen schauen, wie wir die Bau-Interessen mit der Corona-Pandemie vereinbaren können, sodass man gut arbeiten kann“, sagt Berger.
Deshalb gilt auch auf der Baustelle: Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alltagsmasken tragen. Wer operativ nichts miteinander zu tun hat, soll auch nicht in einer Zigarettenpause zusammen stehen, sagt Carolin Faustmann. Marcus Berger vergleicht das mit dem Betrieb von Kitas oder Schulen. Es sei ein ganz wichtiger Baustein, dass Gruppen getrennt bleiben – dann müssten im Fall einer Erkrankung nicht alle in Quarantäne.
Man kann nicht immer kontrollieren: Firmen und Arbeiter sollen auf sich achten
Carolin Faustmann und Marcus Berger appellieren gleichermaßen an die Eigenverantwortung der Firmen und ihrer Handwerker: „Eine hundertprozentige Überwachung bekommt man nicht hin“, sagt Berger. Laut Faustmann wurden die Kontrollen verschärft, doch es sei auch im Interesse der Baufirmen, die Corona-Regelungen einzuhalten. Damit ohne weitere Unterbrechung weiter gearbeitet werden kann.