Lange habe man gewartet auf die Entscheidung der Konzernzentrale, erzählt die Chefin der Singener C&A-Niederlassung, Gerlinde Müller. „Dann ging alles ganz schnell“, sagt sie und verweist auf eine nur halbjährige Umbauphase in dem Gebäude in der Freiheitstraße. „Und das bei laufendem Betrieb.“ Über die Herausforderungen für ihr 20-köpfiges Team beklagt sie sich nicht. Die Freude über die komplette Runderneuerung des Textilgeschäftes überwiegt. „Wir sind stolz, dass C&A am Standort Singen investiert und freuen uns, mit neuem Konzept zu überzeugen.“

Die C&A-Filialleiterin Gerlinde Müller liebt die Kinderabteilung besonders. „Hier können wir uns um unsere Kunden von morgen ...
Die C&A-Filialleiterin Gerlinde Müller liebt die Kinderabteilung besonders. „Hier können wir uns um unsere Kunden von morgen kümmern“, sagt sie. Sie freut sich auch über die modernen Selbstscan-Kassen im Obergeschoss. | Bild: Trautmann, Gudrun

Gleich beim Betreten der Filiale wird erkennbar, dass hier alles umgekrempelt wurde. Die Herrenmode ist vom ersten Stock ins Erdgeschoss umgezogen. Dafür ist die Damenabteilung mit Wäsche nach oben gewandert. Mit diesem Tausch wird die Schwelle für die Männer gesenkt, die in der Regel eher Einkaufsmuffel sind.

Für mehr Beratung fehlt das Personal

Handel ist Wandel, sagt ein geflügeltes Wort. Das gilt besonders in schwierigen Zeiten mit hoher Inflation und Kaufzurückhaltung der Kundschaft. Für Thomas und Bettina Kornmayer vom Modehaus Heikorn war das allerdings nicht der Grund zum Umsteuern. Schon vor Corona und den Folgen des Ukraine-Krieges haben sich die Inhaber für eine Verkleinerung ihrer Ladenfläche von 5000 auf 3000 Quadratmeter entschieden, um so das Haus zukunftsfähig zu machen.

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„Unser Konzept setzt auf persönliche Beratung der Kunden“, sagt Thomas Kornmayer. „Doch dafür brauchen wir kompetente Mitarbeiter.“ Für die große Verkaufsfläche sei es immer schwieriger geworden, Fachpersonal zu finden. Insgesamt seien die Verkaufsflächen bei gleicher Kaufkraft in Deutschland in den vergangenen Jahren viel zu stark gewachsen. „Die Verdichtung ist für uns der richtige Weg“, sagt er. Und mittlerweile hätten auch die Lieferanten erkannt, dass sie ihre Preise senken müssten, um auch für einen größeren Kundenkreis bezahlbare Ware anbieten zu können.

„Unser Konzept setzt auf persönliche Beratung der Kunden“, sagt Thomas Kornmayer vom Modehaus Heikorn.
„Unser Konzept setzt auf persönliche Beratung der Kunden“, sagt Thomas Kornmayer vom Modehaus Heikorn. | Bild: Tesche, Sabine

Verkaufszahlen waren ein großes Argument

Bei C&A hat man sich den Standort Singen ganz genau angeschaut. Für Eik Lippmann, der in der Konzernzentrale für die Entwicklung der Hälfte der deutschen Filialen zuständig ist, waren zum einen die guten Verkaufszahlen ausschlaggebend für die umfassende Modernisierung. „Geholfen hat uns aber auch die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Eigentümer“, sagt er. Architekt Philipp Kupprion vertrat die gleichnamige Immobilienfirma bei der Neueröffnung am Wochenende. Er hat das gesamte Grundstück neu überplant und im hinteren Bereich nicht nur überdachte Parkplätze gebaut, sondern auch 60 Wohnungen.

Insgesamt wurden grüne Technologien eingesetzt. Das zeigt sich an der Fassadenbegrünung, an grünen Flachdächern, an einem ausgeklügelten LED-Lichtkonzept und einer energieeffizienten Rolltreppe. Diese fährt erst an, wenn sie von einem Kunden betreten wird. Über die einzelnen Investitionssummen hüllten sich sowohl die Textilkette als auch der Eigentümer in Schweigen. Zum Neustart wollte man sich nicht mit nüchternen Zahlen beschäftigen, sondern lieber auf die zahlreichen Neuerungen verweisen: größere Schaufenster, die auch den Durchblick ins Ladeninnere ermöglichen, neue Fußböden und ein besseres Raumklima.

C&A als wichtiger Faktor für Nord-Ende

Der Nachbar und frühere Einzelhandelsvorsitzende Hans Wöhrle sprach dem Modekonzern Anerkennung aus. „Nach dem Corona-Lockdown hat C&A am meisten investiert“, hat er beobachtet. „Wir sind sehr glücklich über das Engagement des Unternehmens“, sagt er. Das erhöhe die Frequenz in diesem Innenstadtbereich. Diese Tatsache habe den Schuhhändler dazu gebracht, ebenfalls in seinen Laden zu investieren.

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Oberbürgermeister Bernd Häusler bezeichnete C&A als wichtigen Anker für die Innenstadt, besonders für die obere August-Ruf-Straße. Und er ist sich sicher: „Das Unternehmen investiert nur in Standorte, an die es glaubt und die entsprechende Umsätze machen.“ Der Handel in Singen sei in den schwierigen Zeiten durch das Cano-Einkaufszentrum und den neuen Busbahnhof gut aufgestellt, sagte Häusler. Und das sagt auch Thomas Kornmayer: ‚Auch wir sind glücklich über das Cano, weil es Kundschaft von außen anzieht.‘