Stromausfälle sind für die meisten Menschen nur ein kleines Ärgernis, denn in der Regel sind sie nach wenigen Minuten oder Stunden behoben. Was aber, wenn der Strom für ein paar Tage ausfällt? Dadurch fallen auch Internet und Telefon weg. Die Wohnung bleibt dunkel und kalt. Der Akku im Handy hält nur wenige Stunden. Was nun? Im Zuge der Energiekrise geht das Schreckgespenst eines Zusammenbruch des Netzes um, also eines länger dauernden und flächendeckenden Stromausfalls. Auch in Singen.

Doch hier ist man vorbereitet, wie Oberbürgermeister Bernd Häusler in einer Pressekonferenz betont: „Wir hoffen zwar alle, dass es nicht zu seiner Notlage kommt, aber wir müssen uns darauf einstellen und gewappnet sein.“

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Er befürchte, dass es aufgrund der aktuellen Lage – auch bedingt durch den weiter anhaltenden Ukraine-Krieg und der daraus resultierenden Versorgungsknappheit mit Energie – auch zu temporären Abschaltungen des Stromnetzes kommen könne. „Wir müssen den Menschen in unserer Stadt eine gewisse Sicherheit bieten“, so der Singener Rathauschef weiter.

Dazu gehöre der Einsatzplan Stromausfall ebenso wie das Einrichten von Notanlaufstellen, sollte die Kommunikation zum Erliegen kommen. Auch Sirenen sollen plötzlich wieder eine Rolle spielen. So will sich Singen auf den Ernstfall vorbereiten.

Hier kommen die Notanlaufstellen hin

Tagelange Stromausfälle sind in Deutschland selten, aber leider nicht mehr ausgeschlossen. Dann werden Vorräte, Kraftstoff sowie Nachrichten schnell rar. Um an Informationen zu gelangen und im Notfall einen Notruf abzusetzen, plant die Stadt Singen das Einrichten von Notanlaufstellen. „Die Notfall-Infopunkte sind Orte, die im besonderen Notfall über das gesamte Stadtgebiet verteilt kurzfristig eingerichtet werden“, betont Stefan Schüttler, Beauftragter für den Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement bei der Stadt.

Aktuell befinden sich mehr als zehn Notstromaggregate im Besitz der Singener Feuerwehr. Die Stadt will nun weitere zehn anschaffen, um ...
Aktuell befinden sich mehr als zehn Notstromaggregate im Besitz der Singener Feuerwehr. Die Stadt will nun weitere zehn anschaffen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. | Bild: Matthias Güntert

Funkgeräte statt Laufzettel

„Bürger können dort kleinere Hilfeleistungen erhalten und haben die Möglichkeit, Notrufe abzusetzen, falls im Falle eines Stromausfalls das Telefon- oder Mobilfunknetz gestört sind“, so Schüttler weiter. 99 Prozent der Arbeit würde dies ausmachen. Laut dem Krisenmanager könne man „bis zum letzten Zipfel der Stadt“ gewährleisten, dass die Stadt funktionsfähig sei. Dabei setze die Stadt auf digitale Funkgeräte und nicht wie andere Städte auf Laufzettel.

Wichtig ist: Laut Schüttler seien die Notanlaufstellen nicht als Schlafstellen oder Essenversorgung vorgesehen. „Keiner erwartet, dass Verletzte dorthin geschleppt werden“, betont Schüttler. Und noch etwas ist wichtig: Die Notanlaufstellen sind anders wie etwa bei Wahlbüros nicht wohnortbezogen. „Die Notanlaufstellen müssen für die Bürger niederschwellig sein“, so Häusler.

Hier sollen die Notanlaufstellen hin

Vier Notanlaufstellen soll es in der Singener Kernstadt geben. Jeweils eine an der Bruderhof-Schule, der Zeppelin-Realschule, der Johann-Peter-Hebel-Schule sowie am Hegau-Gymnasium. In den Stadtteilen sollen die Notanlaufstellen in den Ortsverwaltungen eingerichtet werden.

Zum Betrieb der Notanlaufstellen habe die Stadt laut Stefan Schüttler zehn Notaggregate in Auftrag gegeben. „Ein Teil davon ist schon eingetroffen“, sagt er. Der Kostenpunkt für die Anschaffung der zehn Notstromaggregate: 62.000 Euro.

Mit diesem Knopf steuert Stefan Schüttler die mobilen Sirenen. Zwei Stück davon hat die Stadt angeschafft.
Mit diesem Knopf steuert Stefan Schüttler die mobilen Sirenen. Zwei Stück davon hat die Stadt angeschafft. | Bild: Matthias Güntert

Sirenen könnten wieder heulen

Seit den 90er Jahren gibt es in der Kernstadt Singen keine festinstallierten Sirenen mehr. Außer auf den Stadtteilen wurden sie abmontiert. Ein Umstand, der sich schon bald ändern soll, wie OB Bernd Häusler und Stefan Schüttler erklären. Zum einen habe die Stadt laut Schüttler seit Kurzem zwei mobile Sirenen, die im Ernstfall zum Einsatz kommen.

So klingen die mobilen Sirenen Video: Matthias Güntert

Zum anderen sollen wieder festinstallierte Sirenen ab 2023 im Stadtgebiet aufgestellt werden. „Sprachsirenen“, wie Schüttler betont. Denn diese hätten den Vorteil, dass die Bürger auch darüber informiert werden, welche Gefahr drohe. „Früher ist man einfach in den Keller, wenn die Sirenen geheult haben. Sprachsirenen haben den Vorteil, dass man zum einen weiß, um welchen Ernstfall es sich handelt und vor allem, welcher Bereich davon betroffen ist“, so Schüttler weiter.

So klingen die mobilen Sirenen Video: Matthias Güntert

Laut OB Bernd Häusler sei die Anschaffung der Sirenen kein kostengünstiger Prozess, aber einer, der für die Sicherheit der Singener Bevölkerung unabdingbar sei. Über 300.000 Euro sind dafür im Haushalt 2023 bereits vorgesehen. Wo die Sirenen installiert werden, werde derzeit geprüft. Laut Stefan Schüttler plane die Stadt die Anschaffung von acht bis zehn Stück. „Wenn wir weiße Bereiche in der Stadt haben, die von den festen Sirenen nicht erreicht werden, können wir die mobilen einsetzen“, ergänzt Häusler. Denn auch Schüttler stellt klar: „Es wird Randbereiche geben.“

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