Es ist bis dato der heißeste Tag des Jahres 2022, als der Kreisarchäologe Jürgen Hald auf dem Ausgrabungsfeld in Beuren an der Aach die Funde erläutert. Seit Anfang Mai arbeiten sieben Mitarbeiter der Grabungsfirma E & B excav aus Freiburg unter Leitung von Benjamin Hamm auf dem Gelände des Baugebietes Engener Straße in Beuren.

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Unter Schirmen oder Pavillons verrichten die Fachleute ihre Arbeit im Boden des Baugebiets. Man sieht viele markierte Flächen in Grün oder Braun eingekreist. Dort, wo die grünen Kreise zu sehen sind, waren so genannte Pfostengruben, während die braun umrandeten Flächen auf Grubenhäuser hindeuten, erläutert Jürgen Hald. Er zeigt ein Foto eines Hauses aus dem Alamannenmuseum in Vörstetten. „So ähnlich, aber etwas jünger, sahen die Häuser hier wohl aus“, sagt Hald. An dieser Stelle sei das Gebäude mit einer Grundfläche von 15 mal 6 Metern schon recht stattlich gewesen.

Auf dem Baugebiet Engener Straße in Beuren an der Aach hat man an einigen Stellen Reste von Siedlungen gefunden (rechts auf dem Bild), ...
Auf dem Baugebiet Engener Straße in Beuren an der Aach hat man an einigen Stellen Reste von Siedlungen gefunden (rechts auf dem Bild), die auf Gehöfte, vermutlich aus dem 12. und 13. Jahrhundert, hindeuten. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Insgesamt hat man in Beuren über 500 Einzelfundstellen untersucht. Bei den meisten Fundstellen handelt es sich um Verfärbungen von Fundamentgruben von Pfosten. Insgesamt seien mindestens drei Hofstellen erkennbar. Dies waren wohl einzeln stehende landwirtschaftliche Gehöfte mit Pfostenhäusern und so genannten Grubenhäusern. „Die Grubenhäuser wurden als kleine Nebengebäude für Handwerk gebaut“, erläutert Benjamin Hamm. Wenn sie nicht mehr benötigt wurden, wurden sie auch mit Material wie Scherben oder Nägeln verfüllt. „Oft findet man dann auch Webgewichte von Webstühlen“, ergänzt Hald.

Über 500 Fundstellen

Das Fundmaterial aus Keramikscherben und Tierknochenfragmenten ist – im Vergleich zu den über 500 Fundstellen – sehr spärlich. Die wenigen Scherben mit datierbaren Verzierungselementen oder technischen Merkmalen gehören wohl in das 12. oder 13. Jahrhundert, schätzt Hald. Damit gehört es wohl in die Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung von Beuren, oder ein bis zwei Generationen davor. „Es dürfte sich hierbei um eine der Keimzellen, aus denen sich das heutige Dorf Beuren entwickelt hat, handeln“, sagte Hald.

Grabungsleiter Benjamin Hamm (rechts) erklärt, was die Archäologen auf dem Gelände in Beuren gefunden haben. Mit dabei auch der ...
Grabungsleiter Benjamin Hamm (rechts) erklärt, was die Archäologen auf dem Gelände in Beuren gefunden haben. Mit dabei auch der Kreisarchäologe Jürgen Hald (Mitte), Ortsvorsteher Stephan Einsiedler und der Leiter des Fachbereichs Bauen, Thomas Mügge. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Der wissenschaftliche Ertrag dieser Ausgrabung sei insgesamt sehr gut, denn großflächige Einblicke in die Binnenstruktur von hochmittelalterlichen ländlichen Siedlungen seien nicht allzu häufig, da die alten Siedlungskerne heute meist längst bebaut seien. Unklar sei allerdings die Wasserversorgung des Weilers, denn die Entfernung zur Radolfzeller Aach beträgt mehr als 400 Meter. Vermutlich haben die Menschen hier Brunnen gehabt, schätzt Hald.

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Besonders bei der Nachverdichtung in Dörfern im Hegau finden die Archäologen immer mal wieder viele Hinweise auf Besiedlungen wie in Beuren. Bis Ende Juli sind die Arbeiten abgeschlossen, so dass pünktlich mit der Erschließung begonnen werden kann. Der Leiter des Fachbereichs Bauen, Thomas Mügge dankte den Fachleuten der Grabungsfirma und dem Kreisarchäologen für die gute Zusammenarbeit und dass die Erschließung nun termingerecht begonnen werden kann.

Kreisarchäologe Jürgen Hald (links) zeigt hier ein Foto eines Gebäudes in der Art, wie es ähnlich auch auf dem Gelände in Beuren an der ...
Kreisarchäologe Jürgen Hald (links) zeigt hier ein Foto eines Gebäudes in der Art, wie es ähnlich auch auf dem Gelände in Beuren an der Aach gestanden haben könnte. Rechts im Bild Benjamin Hamm von der Grabungsfachfirma E & B Excav aus Freiburg. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Die Reste dieser Siedlung waren bereits im August 2021 von der Kreisarchäologie entdeckt worden. Die Fundstelle war bei Routinevoruntersuchungen in Form von systematischen Baggerschürfen entdeckt worden. Solche Baggerschürfe gehören zum Standard bei Plangebieten, wo zunächst noch keine Fundstellen bekannt waren. In Beuren wurde auf dem 3,5 Hektar großen Baugebiet eine Fläche von 7500 Quadratmeter untersucht. Die Stadt Singen trägt die Kosten für die Ausgrabungsarbeiten, die von der Firma E & B excav aus Freiburg durchgeführt werden und von der Kreisarchäologie fachlich und wissenschaftlich in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Stadt Singen betreut werden.