Im Jahr 1 nach der Corona-Pandemie – also dem Jahr ohne größere Einschränkungen – hat sich 2023 das Leben in Singen wieder auf ein normales Niveau eingependelt. Viele Dinge in punkto Bauen wurden und werden angepackt und auch das kulturelle Leben ist wieder aufgeblüht, wie ein Rück- und Ausblick zeigt.
Hier hat Singen angepackt
Für Oberbürgermeister Bernd Häusler war 2023 ein anspruchsvolles Jahr, in dem die Stadt vieles voran gebracht hat. „Von besonderer Tragweite waren für mich der Aufstellungsbeschluss für unseren Nordstadtversorger mit Wohnbebauung und der Ankauf aller Grundstücke im Wohn- und Gewerbegebiet Tiefenreute/Bühl, so dass wir dort auf fast 50 Hektar Fläche den Wirtschaftsstandort Singen weiterentwickeln können.“
Von großer Wichtigkeit war auch die Entscheidung der Grundstückskommission, den Standort Singen-Nord für das Zentralklinikum im Landkreis auszuwählen. „Das Thema Migration bringt uns an den Rand unserer Leistungsfähigkeit, denn aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen kann Integration so nicht mehr funktionieren“, sagt Häusler.
Für Ute Seifried war 2023 auch das Jahr ihrer Wiederwahl als Bürgermeisterin. In ihrer zweiten Amtszeit steht der Ausbau der Kindertagesbetreuung ganz oben auf ihrer Agenda. „Durch den vom Landtag verabschiedeten Erprobungsparagraphen hoffen wir, dass wir das Personalproblem in den Griff bekommen“, so Seifried. „Wir tun sehr viel, um unsere Warteliste abzubauen und bauen auch die Kindertagespflege aus.“
2023 hat die Stadt das Projekt ‚Mobile Kindersozialarbeit‘ gestartet. Dies sei trotz aller Schulsozialarbeit, Elternarbeit und Familienberatung notwendig geworden, denn viele Kinder und Jugendliche seien noch mit Nachwirkungen der Corona-Zeit beschäftigt. Daher würden sie sich im öffentlichen Raum manchmal nicht so benehmen, wie sie sollen, sagte sie vor Gemeinderäten im November.
Hier waren Singens Baustellen
Für viele Singener war der 22. November ein wichtiger Tag: Mit dem offiziellen Spatenstich zum Neubau der Scheffelhalle wurde der erste Schritt getan, damit Singens gute Stube rechtzeitig zum 100-jährigen Bestehen 2025 eingeweiht werden kann. Am 17. November 2020 war die altehrwürdige Halle einer Brandkatastrophe zum Opfer gefallen.

Abrisse alter Häuser in der Innenstadt haben zum Beispiel beim Scheffelareal und beim Schlossquartier den Platz für eine neue Bebauung frei gemacht. Gebuddelt wird auch auf einigen Straßen. So wird die Erneuerung der Hohenkrähenstraße noch längere Zeit den Verkehr beeinträchtigen, denn sie wird stadteinwärts ab dem Ortsschild bis zur Friedenslinde-Kreuzung komplett saniert – inklusive der Wasserleitungen, die aus dem Jahr 1903 stammen. Die Alpenstraße ist ebenfalls dran und soll bis Mai fertig sein.

Kleine Schritte gab es auch hinsichtlich mehr Begrünung in der Stadt. So wachsen an der Fassade des C&A-Gebäudes inzwischen Pflanzen und auch das Dach des Gebäudes wurde begrünt.
Viel diskutiert wurde über die Asphaltierung eines rund 600 Meter langen Radwegs entlang der Aach von der Insel Wehrd bis zur Georg Fischer Straße. Letztendlich wurde das Vorhaben vom Gemeinderat abgelehnt. In seiner letzten Sitzung vor Weihnachten hat der Gemeinderat außerdem einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass am zentralen Busbahnhof und in Teilen der Fußgängerzone Videoüberwachung eingerichtet werden soll.
Das steht alles 2024 an: MVZ, Kitas, Kommunalwahl
Oberbürgermeister Bernd Häusler hofft, dass das Medizinische Versorgungszentrum 2024 an den Start gehen kann und die Planungen für ein Wärmenetz in der Masurenstraße voranschreiten. Wünschenswert wäre seiner Aussage nach auch, dass der Spatenstich für das Schlossquartier trotz schwierigen Lage in der Baulandschaft vom Investor realisiert wird.
2024 erfolgt auch die Ausschreibung für die Umstellung der Stadtbusflotte auf CO2-neutralen Betrieb ab dem Jahr 2026. Die Stadt fordert außerdem einen Anschluss an das bundesweite Wasserstoffkernnetz.
Wünsche wie dreiteilige Sporthalle schwer umzusetzen
Beim Haushalt klafft die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen immer weiter auseinander. 2024 werden dennoch, so Häusler, die meisten Aufgaben noch finanzierbar sein. Jedoch werden Wünsche wie der Neubau einer Feuerwehr oder dreiteiligen Sporthalle immer schwieriger umzusetzen sein.
Über den nächsten Haushalt könnten andere Gemeinderäte entscheiden: Am Sonntag, 9. Juni finden in Baden-Württemberg Kommunal- und Kreistagswahlen statt, zeitgleich mit den Europawahlen. Die Parteien sind derzeit dabei, ihre Kandidatenlisten zu füllen.
Es braucht Kitas und Kultur
Für Ute Seifried hat der Ausbau der Kindertagesbetreuung oberste Priorität. Zeitnah soll an der Radolfzeller Straße eine dreigruppige Einrichtung entstehen, außerdem ein zweigruppiger Naturkindergarten.
Kulturelle Highlights soll es 2024 auch geben, einige sind bereits bekannt. Das Jahr startet am Freitag, 19. Januar, mit dem traditionellen Neujahrsempfang in der Stadthalle. Die Erzählzeit ohne Grenzen zusammen mit der Region Schaffhausen findet vom 6. bis 14. April statt. Das Hohentwielfestival ist vom 21. bis 27. Juli und startet mit dem Burgfest am 21. Juli. Der Auftritt der Gruppe „In Extremo“ ist am 26. Juli, die Sportfreunde Stiller treten am 27. Juli auf der Burgruine auf.