Erst war er der sympathische junge Koch, dann der Buhmann, dann der Gewinner: Sebastian Kopitzki vom Gasthaus Kreuz in Singen erlebte diese Woche ein Wechselbad der Gefühle. Er gewinnt die Kochsendung „Mein Lokal, dein Lokal“, die eine Woche lang das beste Lokal in der Bodenseeregion gesucht hat. Von Montag bis Freitag gingen jeweils vier der Köche bei einem anderen Kollegen essen und bewerteten Vorspeise, Hauptgericht und Dessert.

Das Finale bestritt Federica Fele-Schartner vom Gasthaus Sternen in Bohlingen, ausgestrahlt wurde die Folge am Freitagabend, 1. Juli. Nach dem Drei-Gänge-Menü gab es auch die Wertung von Fernsehkoch Mike Süsser für die fünf teilnehmenden Köche zu sehen – und damit Klarheit, dass wenige Punkte über den Sieg entscheiden: Den ersten Platz teilen sich Sebastian Kopitzki und Christian Ott vom Atelier Tian in Ravensburg, beide haben 44 Punkte. Der vierte Platz ging mit 40 Punkten an Susanne Zimmerer-Buhles vom Haus am Markt in Bad Saulgau. Dazwischen lagen Patrick Stier vom Papageno in Konstanz (Platz zwei mit 42 Punkten) und Federica Fele-Schartner mit dem Sternen (Platz drei mit 41 Punkten).
Aus Berechnung weniger Punkte gegeben?
95 Stunden Material haben sie gedreht, berichtet Kopitzki, daraus wurden letztlich fünf Folgen mit jeweils 45 Minuten. Dabei habe man seine Aussagen ungünstig zusammengeschnitten: „Ich habe meine Kritik genau formuliert, doch das wurde nicht ausgestrahlt. Jetzt wirkt es so, als hätte ich alles gelobt und dann schlecht bewertet. So war es nicht.“ Nicht zuletzt Mike Süsser urteilte in der Finalsendung, dass Kopitzki zweimal einen Punkt zu wenig gegeben habe. „Die sieben Punkte waren in beiden Fällen begründet. Mit Berechnung hat das nichts zu tun“, erwidert Kopitzki gegenüber dem SÜDKURIER.
Grundsätzlich habe er bei den Dreharbeiten eine gute Zeit mit den Kollegen gehabt und sei ein Fan der Sendung. Den Teller, den er zum Sieg zugesandt bekam, hat er bereits im Gasthaus Kreuz angebracht. Dennoch verhehlt er nicht die Enttäuschung: „Für mich ist das Format erstmal durch.“

Sendung ist mehr als eine Werbetrommel
Einen Effekt merken jedoch beide Singener Köche: Der ein oder andere Gast reserviere schon mit den Worten, dass er das Restaurant im Fernsehen gesehen hat, berichtet Kopitzki. Die Sendung sei aber nicht nur eine gute Werbung für die Teilnehmer, wie Federica Fele-Schartner vom Sternen betont. Sie wurde sogar schon beim Einkaufen auf den Fernsehauftritt angesprochen. Für die Köchin ist das Format auch eine Chance, die positiven Seiten ihres Berufs zu unterstreichen. Denn die Zeiten seien vorbei, als Gastro-Mitarbeiter nie frei hatten und ausgebeutet wurden.
Auch hier macht sich Personalmangel bemerkbar, einmal mehr nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie: „Wir gehen hin zu einer Vier-Tage-Woche. Natürlich würde ich gerne einen Tag mehr aufmachen, aber es geht eben nicht. Deshalb haben wir Montag, Dienstag und Sonntagabend zu, schon seit letztem Jahr.“ Man müsse sich neu aufstellen und Nischen suchen, um den Spagat zwischen zufriedenen Mitarbeitern und glücklichen Gästen zu meistern. Deshalb wird der Weinkeller des Sternen im Sommer zum Verkaufsbereich für selbstgemachte Produkte.
Die letzte Party ist mit Currywurst und Pommes
Am Freitagabend standen dann ausnahmsweise nicht Bohlinger Tapas oder gefüllte Steinpilz-Gnocchi im Sternen auf der Speisekarte – diese Runde von „Mein Lokal, dein Lokal“ wurde auch vom Fernsehkoch Süsser mehrfach für ihr hohes Niveau gelobt. Stattdessen gibt es Currywurst und Pommes, wenn rund 100 Gäste live an den Bildschirmen verfolgen, welcher Koch oder welche Köchin die Bodensee-Runde gewinnt.

Und auch da sind sich die Singener Köche einig: Es sei ihnen besonders ums Mitmachen gegangen. „Natürlich wünscht man sich immer mal einen Punkt mehr, aber es stand der Spaß im Vordergrund. Und es war eine super starke Woche“, sagt Federica Fele-Schartner.