Einige Fische waren schon tot, als die Feuerwehr am Dienstagabend zu einem Großeinsatz ans Singener Industriegebiet ausrückte: Der Haselmoos-Weiher drohte leer zu laufen. Bereits am Vormittag hatten Mitarbeiter der Stadtwerke Singen, genauer des Bereichs Abwasser, offenbar eine Entleerung des Rückhaltebeckens veranlasst. Dabei sei versäumt worden, den Wasserstand regelmäßig zu kontrollieren, sodass der Wasserpegel schnell sank. Deshalb brauchte es schließlich fünf Millionen Liter Wasser und viele Stunden von Einsatzkräften, um den Weiher samt seiner tierischen wie pflanzlichen Bewohner zu retten.

Lagebesprechung vor Ort: Die Einsatzkräfte planen das weitere Vorgehen.
Lagebesprechung vor Ort: Die Einsatzkräfte planen das weitere Vorgehen. | Bild: Feuerwehr Singen

Doch von vorne: Bei dem Haselmoosbecken handelt es sich um ein technisches Bauwerk der Singener Abwasserentsorgung. Im Rückhaltebecken wird laut Fachbereichsleiterin Beate Richter das Regenwasser der angrenzenden Industriegebiete behandelt und versickert. Im Zuge von Wartungs- und Reinigungsarbeiten am Zulauf des Beckens wird das Wasser im Haselmoos-Weiher planmäßig teilweise abgelassen. „Dies erfolgt für geplanten Arbeiten bei langanhaltendem Trockenwetter und in der kühlen Jahreszeit“, erklärt Richter. Die Reduzierung des Wassers sei zum Schutz der Mitarbeiter dringend erforderlich.

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„Gestern fand aufgrund einer Havarie eine unplanmäßige Kontrolle statt. Das Ablassen des Weiherwassers wurde nur in großen Abständen kontrolliert, sodass übersehen wurde, dass der Weiher bereits mehr Wasser verloren hat, als vorgesehen war“, erläutert die Leiterin am Mittwoch auf Anfrage. In beiden Becken des Weihers habe am Dienstag Restwasser mit rund 50 Zentimeter Tiefe den Fischen zur Verfügung gestanden, so Richter.

800.000 Liter Wasser pro Stunde nötig

„Nach Rücksprache mit einem Mitglied eines Anglervereins wurde entschieden, dass man zum Schutz der Lebewesen im Weiher das Wasser kühlen und auffüllen muss“, sagt Beate Richter. Die Stadtwerke Singen alarmierten die Singener Feuerwehr gegen 16.30 Uhr. Diese rückte mit 15 Fahrzeugen und 60 Einsatzkräften aus, um Wasser in den Weiher zu pumpen, wie Feuerwehrkommandant Mario Dutzi erklärt. Das war notwendig, um die Fische und Kleinstlebewesen im Haselmoos-Weiher zu retten.

Der Haselmoos-Weiher am Tag danach Video: Graziella Verchio

„Dafür haben wir Leitungen verlegt, um über Pumpen und mit dem Löschunterstützungsfahrzeug sauerstoffhaltiges Wasser in den Haselmoos-Weiher zu pumpen“, erklärt Dutzi. Die Entscheidung fiel in Absprache mit der Singener Wasserversorgung, ergänzt Beate Richter. „So konnte innerhalb weniger Stunden eine deutliche Verbesserung der Situation erreicht werden“, sagt sie.

Fünf Millionen Liter Wasser nötig

Der Einsatz der Feuerwehr dauerte etwa bis 23.30 Uhr an. Rund fünf Millionen Liter Wasser haben die Einsatzkräfte bis dahin in den Weiher gepumpt – etwa 800.000 Liter pro Stunde. Der Haselmoos-Weiher ist rund 20.000 Quadratmeter groß. „Einen kleinen Teil haben wir aus dem Grundwasser gespeist, den Rest haben wir aus dem öffentlichen Trinkwassernetz in der Otto-Hahn-Straße entnommen“, so Dutzi.

Ein Wassernotstand entstehe durch die große Wasserentnahme aber nicht, gibt Mario Dutzi Entwarnung, der weiterhin in engem Kontakt zum Wasserwerk stehe.

Der Tag danach: Der Haselmoos-Weiher hat einen guten Wasserstand – fast so, als wäre nie etwas gewesen.
Der Tag danach: Der Haselmoos-Weiher hat einen guten Wasserstand – fast so, als wäre nie etwas gewesen. | Bild: Graziella Verchio

Einige Fische sind gestorben

Laut Beate Richter konnten Flora und Fauna geschützt werden. „Einige wenige, kleine Fische, die den Weg zu den verbleibenden Wasserflächen nicht gefunden haben, verendeten. Die toten Fische werden entnommen“, sagt sie. Auch der Feuerwehrkommandant beschreibt die Aktion als erfolgreich. „Der Wasserstand ist aktuell ausreichend und auch der Fischbestand konnte weitestgehend gerettet werden“, sagt Mario Dutzi. Schon vor Eintreffen der Einsatzkräfte schwammen demnach einige tote Fische auf der Wasseroberfläche.

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Am Tag danach ist von dem Großeinsatz nichts mehr zu sehen: Der Weiher hat wieder Wasser. Die Lage werde aber weiterhin beobachtet, so Dutzi. „Nach Beendigung der Wartungsarbeiten wird die Befüllung des Weihers fortgesetzt, in der Hoffnung, dass es bald wieder regnet“, ergänzt Beate Richter. Die Rettungsaktion fand unter Aufsicht des Landratsamtes Konstanz statt und wurde am Mittwoch gegen 7 Uhr beendet.