Die aktuelle Inflation ist seit Monaten in aller Munde und in aller Geldbeutel. An die Mega-Inflation, welche Deutschland 1923 zu durchleiden hatte, erinnert in Singen die teuerste Brücke der Welt. Sie überquert mit rund 20 Metern Länge das Flüsschen Aach. Auf den Betonbrüstungen stehen das Baujahr 1923, der Name „Scheffelbrücke“ und auf einer Tafel die Baukosten in Ziffern: 1 520 940 901 926 024 Reichsmark.
Auf einer verwitterten Bronzetafel daneben steht diese Monsterzahl in Worten: 1 Billiarde 520 Billionen 940 Milliarden 901 Millionen 926 Tausend 24 Mark. Zum Vergleich: Ein Pfund Mehl kostete im Oktober 1923 eine Milliarde 400 Millionen Mark...
Der Dichter Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) ist der Namensgeber des Bauwerks. Der Karlsruher Schriftsteller lebte eine Zeitlang in Donaueschingen und in Radolfzell und gilt als wichtiger Vertreter der Biedermeier-Epoche. Er schrieb sich mit seinem Roman „Ekkehard“ damals in die Herzen der Menschen in Singen.

Die Scheffelbrücke ist ein steinernes Mahnmal an die Inflation des Jahres 1923, die um ein vielfaches heftiger war als die derzeitige. Sie spannt sich direkt unter dem Hohentwiel über das Flüsschen. Sie wurde vor exakt 99 Jahren eröffnet.
Die Brücke trägt mit der Bundesstraße 34 eine der wichtigsten Zufahrtsstraßen nach Singen. Und obwohl sie täglich von Tausenden Fahrzeugen überrollt wird, fristet sie ein ziemlich unbeachtetes Dasein, denn vermutlich ist kaum je einem Fahrer bewusst, dass er eine Weltrekordbrücke und ein Mahnmal an die Inflation unter den Reifen hat.