Nicht nur im Ring brodelte die Stimmung zum Muay-Thai-Turnier in der Singener Münchriedhalle. Auch auf den Rängen wurden die Emotionen deutlich. Mehr als 250 Zuschauer waren am Wochenende für die Premiere der Juniors Muay Thai League in der Sporthalle versammelt und unterstützten die rund 100 Kämpfer lautstark. Auch etliche Starter aus Singen waren bei den Juniorenkämpfen dabei. Am erfolgreichsten hat Sarah Schäfer abgeschnitten – dabei ist die zehnfache Weltmeisterin gerade einmal 13 Jahre alt.
Bei der Weltmeisterschaft 2022 in Antalya konnte sie sich gleich fünf Goldmedaillen sichern. In Singen war sie in einem Pro-Am-Kampf am Start. Die Klasse auf der Trennlinie zwischen Profis und Amateuren ist die Vorstufe zum professionellen Thaiboxen. Sie kämpfte um den Titel des internationalen deutschen Meisters. Nach fünf Runden war der Kampf zwar noch unentschieden, in der Zusatzrunde konnte sich Sarah aber gegen ihre Gegnerin aus der Schweiz durchsetzen und sich den begehrten Gürtel sichern.
Zeit für andere Hobbies? Fehlanzeige
Eine Leistung, für welche die 13-Jährige aus Singen hart arbeiten musste: „Ich bin von Montag bis Freitag im Training. Vor Wettkämpfen trainieren wir aber natürlich auch am Wochenende“, berichtet sie. Zeit für andere Hobbies bleibe da keine. Neben dem Training ist sie im Thaiboxclub Singen schon als Jugendtrainerin aktiv. Ihren Sport findet sie unwiderstehlich: „Ich find den Sport einfach toll, es macht mir unglaublich Spaß“, sagt die Kämpferin. Besonders die kulturell thailändischen Elemente des Sports haben es ihr angetan.

Auch Julia Gert hat bereits einige Weltmeistertitel im Amateurbereich errungen. Am Samstag kämpfte die 15-Jährige in einem Pro-Am-Kampf um die deutsche Meisterschaft gegen Mia Haberstroh aus Waldkirch. Am Ende machte die dritte Runde den Unterschied und Julia musste sich geschlagen geben. Auch sie trainiert an mindestens fünf Tagen in der Woche – und hat Ambitionen: „Ich habe fest vor, eines Tages professionelle Thaiboxerin zu werden.“
Ein Kampfsport mit Tanz-Tradition
Die thailändische Kultur wird besonders beim Wai Khru, einer traditionellen Tanzzeremonie, zur Schau gestellt. Dabei tanzen die Kämpfer in jeder Ecke des Rings zu traditioneller Musik. Das Wai Khru wird vor jedem Kampf aufgeführt und dient dazu, seinen Lehrern und Gegnern Respekt zu zollen und böse Geister aus dem Boxring zu vertreiben.
Trainer Ralf Hasenohr, der die Kampfsportart bei einem thailändischen General erlernte, fiebert bei jedem Kampf mit. Er schwärmt von den verschiedenen Techniken und ihren „blumigen Namen“, die den Sport ausmachen: „Es gibt zum Beispiel die Technik „Der Mönch fegt den Saal“, bei der man das Standbein des Gegners wegfegt.“ Seine Schülerinnen Sarah und Julia lobt er für ihren Kampfstil: „Die prügeln sich nicht nur, die haben auch technisch richtig was drauf.“
Der Sport sei auch außerhalb des Rings wertvoll, so der Trainer: „Man lernt Beherrschung, Disziplin und Konzentration“. Vielen seiner Schüler helfe das Thaiboxen deshalb auch in der Schule.