23 Konzerte sind für 2025 schon gebucht, 24 Konzerte werden es dieses Jahr sein – und alles läuft unaufgeregt und routiniert. So präsentiert sich der Jazzclub Singen um die beiden Hauptakteure Rudolf Kolmstetter und Klaus Mühlherr heute. Vor 35 Jahren, als der Jazzclub an den Start ging, sah das anders aus. „Ich hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung“, sagt Kolmstetter heute, der praktisch von Anfang an Vorsitzender des Jazzclubs ist. Kurz darauf kam dann auch Mühlherr dazu, der heute Kassierer des Vereins ist. Themen wie Gema oder Künstlersozialkasse musste man sich erst aneignen, wenn man Konzerte organisieren wollte, sagt Kolmstetter heute.

Von 80 auf 480 Mitglieder

Für Kolmstetter und Mühlherr, beide Lehrer im Ruhestand und inzwischen etwa 70 Jahre alt, begann dabei ein Engagement, das sie ein halbes Leben begleiten sollte. Die Stadt habe das Projekt mit 5000 D-Mark angeschoben, sagt Kolmstetter. Oberbürgermeister war damals noch Friedhelm Möhrle, anfangs habe es 80 Mitglieder gegeben. Heute unterstützen fast 480 Mitglieder den Verein.

Das könnte Sie auch interessieren

Vor ziemlich genau 35 Jahren, am 5. Dezember 1989, habe der Jazzclub dann sein erstes Konzert in der Gems veranstaltet, mit der Free Jazz-inspirierten Pianistin Aki Takase und Sängerin Maria Joao, sagt Kolmstetter – im Prinzip mit der Eröffnung des soziokulturellen Zentrums. Jazz lag irgendwie in der Luft, so muss man sich das damals wohl vorstellen. Der damalige Südwestfunk, der später mit dem Süddeutschen Rundfunk zum heutigen SWR fusionierte, habe einen Jazztag beim Hohentwiel-Festival veranstaltet. Und die Initiative für den Jazzclub sei vom damaligen Kulturamtsleiter Alfred Frey ausgegangen, erzählt Kolmstetter.

Zuhörer kommen auch aus der Schweiz

„Beim ersten Konzert waren 300 Leute da und ich war enttäuscht“, erinnert er sich nun und muss ein wenig über die Erwartungen von damals grinsen. Heute bezeichnet er den Schnitt von 125 Zuschauern pro Konzert im Jahr 2023 als „sehr gute Auslastung“. Das klingt nach nicht sehr viel. Aber wenn die Jazzer in der Gems auftreten, sieht man regelmäßig Autokennzeichen aus der Schweiz und weiter entfernten Landkreisen auf dem Parkplatz – der Jazzclub strahlt weit über die Grenzen der Stadt hinaus.

Andreas Apitz, Webmaster des Jazzclub Singen, nimmt Ende November in Rostock den Applaus-Preis für die Programmarbeit von Spielstätten ...
Andreas Apitz, Webmaster des Jazzclub Singen, nimmt Ende November in Rostock den Applaus-Preis für die Programmarbeit von Spielstätten aus der Hand von Kulturstaatsministerin Claudia Roth entgegen. Der Jazzclub hat die Auszeichnung zum sechsten Mal erhalten. | Bild: Michelle Dynio

Die Zusammenarbeit mit der Gems sei eingeübt und laufe problemlos, sagt Kolmstetter. Und Mühlherr ergänzt, dass es auch mit der benachbarten Stadthalle immer sehr gut gelaufen sei. Im großen Saal war der Jazzclub mehrfach zu Gast, doch man brauche 500 bis 600 Zuschauer, um die Stadthalle zu bespielen, sagt Kolmstetter: „Da gibt es nicht so viele Künstler, bei denen das zu erwarten ist.“ Einen Dank haben die Jazzclub-Macher auch für die Stadt Singen parat: 35 Jahre lang seien die Zuschüsse anstandslos geflossen, ab diesem Jahr sei die Zuwendung von 18.000 auf 20.000 Euro pro Jahr aufgestockt worden.

Das könnte Sie auch interessieren

Und kürzlich hat der Jazzclub auch zum sechsten Mal den Applaus-Preis des Kulturstaatsministeriums bekommen, der in dieser Größenklasse mit 10.000 Euro dotiert ist. Das Geld fließt in die Gagen, sagen Kolmstetter und Mühlherr. Und am Mittwoch, 4. Dezember, feiert der Jazzclub die ersten 35 Jahre mit einem Auftritt des Marcin Wasilewski Trios – auch seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Szene.