Ein Großprojekt vor der Vollendung: Das Cano Ende November mit umgestaltetem Bahnhofsvorplatz im Vordergrund und der Herz-Jesu-Kirche im ...
Ein Großprojekt vor der Vollendung: Das Cano Ende November mit umgestaltetem Bahnhofsvorplatz im Vordergrund und der Herz-Jesu-Kirche im Hintergrund. Bild: Andreas Rautter | Bild: Andreas Rautter

Das Einkaufszentrum Cano, das am Donnerstag gegenüber dem Singener Bahnhof eröffnet wird, ist eines der größten Bauprojekte in der Stadt. Ein Projekt, das in der ersten Phase sehr umstritten war. Eine intensive und emotionale Debatte ging der Entscheidung für die Einkaufsmeile voraus. In rund zwei Jahren Bauzeit wurde das Millionenprojekt, das das Stadtbild nachhaltig verändert, gebaut.

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  • Die Vorgeschichte: Die Geschichte eines geplanten Einkaufszentrums in Singen beginnt aber schon früher: Auf dem Gelände hinter der ehemaligen Kunsthalle war in Zeiten der städtischen Wohnbaugesellschaft GVV ein Einkaufszentrum mit Parkdeck und Wohnraum geplant. Das Projekt musste aufgegeben werden, weil die GVV bis 2009 nicht alle Grundstücke sichern konnte und später wegen Missmanagements in die Pleite ging. Die Oswa GmbH kaufte im Zuge des Insolvenzverfahrens den gesamten GVV-Bestand und baute nach zehn Jahren Stillstand 2018 auf dem Gelände in Absprache mit der Baugenossenschaft Oberzellerhau Wohnungen. 2014 zeigt der Einkaufszentrenentwickler und Investor ECE aus Hamburg erneut Interesse am Einzelhandelsstandort Singen und plant, ein Einkaufszentrum auf dem Gelände des Holzerbaus gegenüber des Bahnhofs zu bauen. Der Gemeinderat stimmt, nachdem Bedarf und Auswirkungen über Gutachten abgeklärt wurden, der Aufstellung des Bebauungsplans Einkaufszentrum Innenstadt zu.
Anspannung bei der Auszählung des Bürgerentscheids im Raatssaal: OB Bernd Häusler (vorne links) tauscht sich mit Dieter Rühland (Neue ...
Anspannung bei der Auszählung des Bürgerentscheids im Raatssaal: OB Bernd Häusler (vorne links) tauscht sich mit Dieter Rühland (Neue Linie), Gerd Springe und Claudia Kessler-Franzen (beide Singen aktiv) aus. Archivbild: Sabine Tesche | Bild: Tesche, Sabine
  • Das Jahr der Entscheidung: 2016 war geprägt vom Kampf ums Cano. Der Hamburger Investor ECE will das Einkaufszentrum gegenüber des Singener Bahnhofs realisieren. Bürger und Gemeinderat fragten sich, ob Singen ein Einkaufszentrum mit 16.000 Quadratmetern Fläche verträgt und ob die Singener Einzelhändler angesichts dieser Konkurrenz überleben können. Der Gemeinderat war sich der polarisierenden Meinungen bewusst und ließ die Singener in einem Bürgerentscheid über das Projekt abstimmen. Die Bürgerinitiative „Für Singen„ formierte sich und warb um Stimmen gegen das Einkaufszentrum. Die Gegner des Projekts wollten damals den massiven Eingriff in die Stadtstruktur verhindern, fürchteten um die Existenz des bestehenden Einzelhandels und forderten alternative Planungen. Der Bürgerentscheid am 17. Juli brachte Klarheit. 21,6 Prozent der Singener stimmten für das Großprojekt, 15,2 Prozent stimmten dagegen. Damit hatten die Gegner des Vorhabens das rechtlich nötige Quorum von 20 Prozent nicht erreicht, wohl aber die Befürworter. Der Gemeinderat hatte zuvor schon seine Zustimmung gegeben. Nachdem der Rat dann die Baugenehmigung erteilt hatte, war der Weg für das Großprojekt frei. Die Nachbarstädte sind nicht begeistert von dem Großprojekt: Konstanz fordert die Verkaufsfläche zu reduzieren und neue Gutachten zur Abschätzung der Folgen für die Region zu erstellen. 2017 stimmte der Gemeinderat dann den ECE-Plänen für das 165-Millionen-Euro Projekt zu.
Die Verträge sind gemacht: Holger Langer, einer der Juristen der ECE, OB Bernd Häusler und Marcus Janko (Projektleiter ECE) 2018 bei der ...
Die Verträge sind gemacht: Holger Langer, einer der Juristen der ECE, OB Bernd Häusler und Marcus Janko (Projektleiter ECE) 2018 bei der Vertragsunterzeichnung. Archivbild: Stadt | Bild: Stadt Singen
  • Der Baubeginn: Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht. Im Mai 2018 unterzeichnen OB Bernd Häusler und Projektmanager Marcus Janko von der ECE-Entwicklungsgesellschaft den Durchführungs- und Grundstückvertrag vor einem Notar in Hamburg. „Ein weiterer Meilenstein für Singen und das geplante neue Einkaufszentrum ist gesetzt“, sagte Häusler bei der Unterzeichnung. Die Eckdaten des Projekts lauten: Gegenüber des Bahnhofs wird ein Einkaufszentrum mit 16.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 85 Geschäften auf drei Ebenen und 490 Stellplätze im Parkhaus auf dem Dach entstehen. Die Bauzeit ist auf Juli 2018 bis Herbst 2020 veranschlagt, die Investitionssumme beträgt rund 160 Millionen Euro. Ab Juli ging es dann mit den vorbereitenden Bauarbeiten und dem Abriss des Holzerbaus los. Parallel dazu gestaltete die Stadt den Bahnhofsvorplatz um, deshalb wurde während der Bauzeit mit massiven Verkehrsbehinderungen gerechnet. Noch 2018 fand der Abbruch des Holzerbaus, der Erdaushub und das Einbringen der Spundwände statt. Ab November wurde dann mit den Rohbauarbeiten begonnen. Im Herzen von Singen wuchs eine Stadt in der Stadt mit zeitweise über 500 Bauarbeitern.
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  • Über zwei Jahre Bauzeit: Die Jahre 2019 und 2020 sind vom Auf- und Ausbau des Cano geprägt. Die Singener konnten nach dem Abriss staunend das Heranwachsen des Cano-Riesen beobachten. Eine Besonderheit des Projekts war der Ab- und Wiederaufbau des historischen Hotels Victoria. Die Fassade wurde vorsichtig ab- und originalgetreu wieder aufgebaut. Weitere Besonderheit: Der Neubau wurde um das Café Hanser herumgebaut. Das seit 2015 unter Denkmalschutz stehende Gebäude mit einer Möblierung aus dem Jahr 1934 steht als kleine, historische Insel umgeben von Cano-Wänden.
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  • Finale mit Stolperfallen: Im Februar 2020 nimmt Cano-Centermanagerin Carolin Faustmann ihre Arbeit auf. Die Corona-Pandemie, die ab März das öffentliche Leben zum Erliegen bringt, betrifft die Baustelle nur wenig. Ein Hygienekonzept und genug Reserven an Baustoffen sorgen dafür, dass es auf der Baustelle vorangeht. Ende August 2020 ist der Rohbau abgeschlossen. Als Eröffnungstermin ist der 19. November angepeilt, um das Weihnachtsgeschäft mitzunehmen. Doch dann kommt der Rückschlag auf der Zielgeraden. Über 100 Bauarbeiter sind Ende Oktober mit Corona infiziert. Das hat einen Baustopp von einer Woche und eine Verschiebung des Eröffnungstermins auf den 10. Dezember zur Folge.