Charlie Beierer

Mit einem breiten Lächeln betrachtet Marion Czajor die Bilder vom Bau des jetzigen Tierheims. Erinnerungen an einen Kraftakt, den Tieren zuliebe. Als sie 1987 den Vorstand des Tierschutzvereines übernahm, plante sie anfangs eigentlich nur kurzzeitig auszuhelfen.

Geplant war nur ein kurzzeitiger Einsatz

Zu diesem Zeitpunkt sei das Tierheim kurz vor dem Zusammenbruch gestanden, weswegen der Gemeinderat die gelernte Erzieherin darum bat, den Verein vorübergehend zu übernehmen. „Ursprünglich wollte ich dem Tierschutzverein nur ein halbes Jahr behilflich sein“, so Czajor.

Als sie aber die finanzielle und politische Notlage des Vereines nach sechs Monaten noch nicht als gelöst empfand, entschied Marion Czajor, dass jetzt noch nicht die Zeit war, zu gehen. Heute ist sie bereits 35 Jahre im Amt – und seitdem hat sich viel getan.

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Die baulichen Gegebenheiten seien zu Beginn ihrer Amtszeit sehr bescheiden gewesen, erzählt Marion Czajor. Das Tierheim hatte bis 1998 seine Einrichtung zwischen der heutigen Stadthalle und der Aach, wo die streunenden Hunde und Katzen in einem alten Farrenstall aufgenommen und versorgt wurden. „Unter primitivsten Verhältnissen“, sagt Czajor dazu.

Marion Czajor vor dem Tierheim Singen. Die Fotos von 1998 scheinen bei der langjährigen Vorsitzenden des Singener Tierschutzvereins ...
Marion Czajor vor dem Tierheim Singen. Die Fotos von 1998 scheinen bei der langjährigen Vorsitzenden des Singener Tierschutzvereins Erinnerungen aufzufrischen. | Bild: Charlie Beierer

Die Einrichtung, die dem Tierschutzverein von der Stadt mietfrei zur Verfügung gestellt wurde, habe nicht einmal fließendes Wasser gehabt. Dieses musste mühsam aus der Aach geschöpft werden: „Der Tierschutz steckte eben noch in den Kinderschuhen.“

Als die Einrichtung dann 1997 wegen der geplanten Landesgartenschau von der Stadt gekündigt wurde, war klar, dass ein neues Gebäude her musste. So setzte sich der Tierschutzverein mit den Architekten Hans Thoma und Ulrich Mangold zusammen, um einen Bauplan zu entwerfen.

Im alten Farrenstall war das Singener Tierheim zuvor untergebracht.
Im alten Farrenstall war das Singener Tierheim zuvor untergebracht. | Bild: Sabine Tesche

Das nicht allzu kostspielige Ackerland hinter dem Friedrich Wöhler-Gymnasium erwies sich als geeigneter Platz und wurde der Stadt für einen Symbolbetrag abgekauft. Eine andere Option sei das Forsthaus vor Steißlingen gewesen. Dies habe den Verantwortlichen des Tierheims Singen aber nicht zugesagt.

Die Bewohner des alten Tierheims mussten unter primitiven Verhältnissen leben. Nicht einmal fließendes Wasser gab es im Farrenstall.
Die Bewohner des alten Tierheims mussten unter primitiven Verhältnissen leben. Nicht einmal fließendes Wasser gab es im Farrenstall. | Bild: Sabine Tesche

„Uns war es wichtig, dass unser Tierheim gut von der Stadt aus zu erreichen ist“, so Marion Czajor. Zudem sei die Tatsache, dass es, bis auf den Schäferhundeverein, um das Tierheim herum keine unmittelbaren Anwohner gibt, ebenfalls ein Faktor gewesen.

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Mit Genehmigung der Stadt und tatkräftiger Unterstützung des Alt-OB Friedhelm Möhrle gingen die Mitglieder des Tierschutzvereins mit der Hilfe mehrerer lokaler Handwerksunternehmen die eine Million Mark schwere Aktion an.

Finanziert habe dies der Verein über mehrere Wege: Einerseits konnte man durch Flohmärkte und Spendensammlungen knapp 120.000 Mark einnehmen, außerdem genehmigte der Singener Gemeinderat dem Tierschutzverein ein 300.000 Mark schweres Darlehen, hinzu kamen einige Spenden des Rielasinger Spediteurs Helmut Gaiser. „Es war ihm eine Herzensanliegen“, erinnert sich Marion Czajor. Die Einweihung erfolgte dann im Oktober 1998, in Anwesenheit aller Beteiligten.

Eine bunte Wand ziert bei den Parkplätzen den Eingangsbereich des Tierheims im Münchried heute.
Eine bunte Wand ziert bei den Parkplätzen den Eingangsbereich des Tierheims im Münchried heute. | Bild: Charlie Beierer

Zufrieden und auch mit etwas Stolz blickt Marion Czajor zurück. Viel hat sie ins Rollen gebracht, seitdem sie sich dem Tierschutz widmete. Als erster Verein in ganz Baden-Württemberg schloss der Tierschutzverein Singen mit der Stadtverwaltung einen Vertrag, der vorsieht, dass die Stadt für die Fundtiere im Stadtbereich aufkommt. „Da waren wir landesweit vielen Gemeinden voraus“, sagt Marion Czajor.

Seit bereits 24 Jahren gibt es das Tierheim Singen.
Seit bereits 24 Jahren gibt es das Tierheim Singen. | Bild: Charlie Beierer

Die nach wie vor aktive Gemeinderätin habe in ihrer oft mühsamen Arbeit auch viel Freude finden können: „Ich habe gesehen, dass unsere Arbeit Früchte getragen hat. Denn der Tierschutz in Singen, aber auch in ganz Deutschland ist mittlerweile selbstverständlich geworden“, so Marion Czajor.