Schnelle Autos, gefüllte Zuschauertribünen und bis zu 80.000 Besucher aus ganz Deutschland. Was heute in Singen fast undenkbar ist, war von 1991 bis 1995 ein großes jährliches Ereignis.
Damals fanden Autorennen der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) im Singener Industriegebiet statt. Thomas Warndorf war bei allen DTM-Rennen in Singen live dabei. Der Singener berichtet mit großer Begeisterung über die Autorennen und scheint immer noch etwas enttäuscht über das Ende des Alemannenrings vor über 20 Jahren.
Warndorf redet darüber, als wären die Rennautos erst vor Kurzem durch das Industriegebiet gerast – obwohl der Alemannenring seit 27 Jahren nicht mehr für Autorennen genutzt wird. Dass er sich so gut erinnern kann, liegt daran, dass es in zweierlei Hinsicht sein Job war, gut informiert über die Singener DTM zu sein: Thomas Warndorf berichtete in allen fünf Jahren fürs Radio über die Rennen und gründete 1992 mit seiner Frau den Media Service Warndorf, um die Pressearbeit der DTM-Singen zu leisten.
„Eine nicht-permanente Strecke ist heute in der DTM nicht mehr denkbar“, sagt er. Doch genau das habe die Rennen im Alemannenring damals so spektakulär gemacht. Die Suche nach neuen Rennstrecken, die auch die Schweiz mit bedienen, sei laut Thomas Warndorf ein großes Thema bei der DTM gewesen. So kam dann die Singener Südstadt ins Gespräch.

Das Industriegebiet war noch nicht so dicht bebaut wie heute, deshalb sei genug Platz für Rennstrecke, Tribüne und Zelte der Fahrer gewesen, erklärt der 75-Jährige. Am Ende habe nur noch ein Veranstalter gefehlt, der mit dem ADAC Südbaden gefunden wurde. So sei der Fünfjahresvertrag zwischen Singen mit dem damaligen Oberbürgermeister Friedhelm Möhrle, DTM und ADAC Südbaden unter Leitung von Clemens Bieninger entstanden.
Es kamen viermal so viele Besucher wie erwartet
Der Start sei zwar holprig gewesen, erinnert sich Warndorf, doch über die Jahre hinweg habe sich die Organisation verbessert. Für die Besucher sei die DTM in Singen ein ganz besonderes Erlebnis gewesen, da sie selten bei einer Rennstrecke so nah an die Autos und die Fahrerlager gekommen seien, so der 75-Jährige.

Viele Sicherheitsvorschriften wie Zäune an der Rennstrecke oder die TÜV-Abnahme der Tribüne seien zu beachten gewesen. Zum Auftakt 1991 habe man mit 20.000 Besuchern gerechnet, laut SÜDKURIER waren es am Ende rund 80.000.
Das Ende kam mit der Professionalisierung
Warndorf erklärt, wieso sich der Gemeinderat nach den Rennen im Jahr 1995 dazu entschied, die DTM-Serie in Singen zu beenden. „Bei der DTM gab es einen Wandel. Bis zur Serie im Jahr 1993 waren hauptsächlich Privatteams an den Rennen beteiligt, aber dann haben die Werke mit ihren eigenen Teams immer mehr Einfluss genommen“, sagt der 75-Jährige. Statt sogenannter Garagenteams kamen also immer mehr Werksteams.
Dadurch, dass die Südstadt nur für die DTM zu einer Rennstrecke gemacht wurde, musste jedes Jahr sehr aufwendig vorbereitet und aufgebaut sowie abgebaut werden. Durch die Professionalisierung der DTM sei der Aufwand immer größer und teurer geworden. Der ADAC und Stadtverwaltung konnten die Kosten nicht mehr stemmen, so Warndorf. Dann habe der Gemeinderat entschieden, dass es mit der DTM in Singen nicht mehr weiter geht.
Heute verbinden viele eher illegale Straßenrennen mit Singen. Davon distanziert sich Warndorf: „Es liegt mir am Herzen zu betonen, dass die DTM in Singen nie etwas mit Tunern zu tun hatte. Motorsport gehört auf die Rennstrecke und sonst nirgendwohin. Wenn es mehr offizielle Autorennen gebe, würde es auch weniger illegale Straßenrennen geben, lautet seine Überzeugung.