Gerade einmal jeder Vierte in der Stadt hat sich an der Wahl des Rathaus-Chefs beteiligt. Gar nur jeder Zehnte hat von seinem Wahlrecht in Singens Oststadt zwischen Kreuzensteinplatz und Industriegebiet Gebrauch gemacht, wenn man auf die nackten Zahlen aus dem Wahllokal im Wahlbezirk 52 blickt.

So hat Singen abgestimmt

Wahlbeteiligung: 25,4%

Quelle: Stadt Singen

Freilich, mahnt Wahlleiter Markus Demmer, müsse man die Briefwähler noch dazu rechnen. Doch deren Zahl liegt im zusammengefassten Briefwahlbezirk 6 für die Urnenwahlbezirke 52, 61 und 63 mit knapp 400 Briefwählern auch nicht exorbitant hoch.

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Überraschend kommt die stadtweit überschaubare Beteiligung an dieser Wahl freilich nicht – gefehlt hat schlicht der Spannungsfaktor. „Ein Grund wird sicher sein, dass viele schon vorher geglaubt haben, dass Bernd Häusler sehr, sehr gute Chancen hat, wieder gewählt zu werden“, bilanziert der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses und gratuliert Häusler dennoch zu einem starken Ergebnis. „Das ist die Anerkennung für eine sehr, sehr gute Arbeit in den letzten Jahren als OB“, so Jung. Als Kopf-an-Kopf-Rennen sei das Duell auch in der Schlussphase, als mit Helmut Happe ein Gegenkandidat antrat, nicht wahrgenommen worden. „Sonst hätte es vermutlich mehr Menschen mobilisiert“, erwartet Jung im September zur Bundestagswahl deutlich mehr Interesse.

„Ein Grund für die niedrige Wahlbeteiligung wird sicher sein, dass bei dieser Wahl viele schon vorher geglaubt haben, dass ...
„Ein Grund für die niedrige Wahlbeteiligung wird sicher sein, dass bei dieser Wahl viele schon vorher geglaubt haben, dass Amtsinhaber Bernd Häusler sehr, sehr gute Chancen hat, wieder gewählt zu werden. „Andreas Jung, CDU-Bundestagsabgeordneter Fraktionsvize aus dem Wahlkreis Konstanz/Singen | Bild: Michael Kappeler

In den sozialen Netzwerken wird gar gefordert, das Wählen bleiben zu lassen, wenn es keinen ernst zu nehmenden Herausforderer gibt. Doch dies ist nicht nur für Landrat Zeno Danner, der die niedrige Wahlbeteiligung ebenfalls bedauert, keine Alternative: „Wählen ist immerhin ein Recht, das sich Generationen schwer erkämpft haben“, erinnert er an die Verantwortung der Wahlberechtigten. Andererseits sei wahrscheinlich den meisten Menschen klar gewesen, wie das Ergebnis ausfällt: Eindeutig.

Dass dabei Bernd Häusler in seinem Wohnort Überlingen mit beinahe 94 Prozent Stimmanteil am meisten überzeugen konnte, verwundert wenig. Interessant ist hingegen, dass Happes Stimmenhoch im Wahlbezirk 74 mit 18,3 Prozent genau neben Wahlbezirk 76 liegt, wo er mit 7,1 Prozent einen denkbar schlechten wert erreicht hat – lediglich in Überlingen am Ried hat er noch schlechter abgeschnitten. Am meisten Zustimmung in den Ortsteilen erhielt Happe mit 17,7 Prozent in Schlatt unterm Krähen.

Claudia Kessler-Franzen begrüßt als Geschäftsführerin von Singen Aktiv die Wiederwahl Häuslers: Nun könne es genauso gut weitergehen wie bisher. Traurig sei allerdings die niedrige Wahlbeteiligung.

„Jetzt können wir weitermachen. Aber die niedrige Wahlbeteiligung stimmt traurig. Demokratie funktioniert nur dann gut, wenn sich ...
„Jetzt können wir weitermachen. Aber die niedrige Wahlbeteiligung stimmt traurig. Demokratie funktioniert nur dann gut, wenn sich alle beteiligen – nur dann wird Demokratie gelebt und behält ihren Wert.“Claudia Kessler-Franzen, Geschäftsführerin des städtischen Standortmarketingvereins Singen aktiv