Es war einer dieser Momente, der in die deutsche Fernsehgeschichte eingehen wird: Für einen ganz Großen der TV-Geschichte ist Ende November in Offenburg der letzte Vorhang gefallen. Ein letztes Mal moderierte Thomas Gottschalk die Kultsendung „Wetten, dass..?“. Am Ende gab es für den Show-Titan stehende Ovationen, als er in der Schaufel eines gelben Radladers stehend seine letzten Worte als Moderator der Samstagabendshow an sein Publikum richtete – die ein oder andere verdrückte Träne inklusive.
Einer, der diesen Moment hautnah miterlebte, war Markus Bohl. Aber nicht als Zuschauer vor dem Fernseher. Auch nicht als Zuschauer in Offenburg. Sondern viel, viel näher dran: Denn der Hegauer saß hinter dem Steuer des Radladers und hat Thomas Gottschalk aus dem Studio gefahren. Wie kam es dazu?
Es ist nicht das erste Mal, dass Markus Bohl bei „Wetten, dass..?“ mitgewirkt hat. Der Mühlhausener ist Niederlassungsleiter der Firma Schünke im Singener Industriegebiet. Sein Spezialgebiet: schwere Maschinen, etwa Scherenarbeitsbühnen, Teleskopbühnen oder Mastarbeitsbühnen.

Dreimal habe er bereits bei einer Ausschreibung für eine „Wetten, dass..?“-Sendung teilgenommen. Zweimal davon habe er den Zuschlag für Auf- und Abbauarbeiten bekommen. Einmal vor Jahren in Friedrichshafen, damals moderiert von Markus Lanz, und eben die letzte Sendung von Thomas Gottschalk im November in Offenburg.
Auf einmal Teil der Show
Doch dieses Mal sollte es anders sein, erinnert sich Gohl: „Auf einmal kam der Anruf mit der Frage: Hast Du auch etwas Größeres?“ Ein Bagger sollte es sein. Dabei handelte es sich um das Gefährt, das im Fernsehen schlussendlich zu sehen war, gar nicht um einen Bagger. Vielmehr um einen 30 Tonnen schweren Radlader. „Beim Fernsehen ist jede große Maschine ein Bagger“, sagt Markus Bohl und lächelt. Und der „Bagger“ sollte sein, nachdem es in der Geschichte der Sendung viele Wetten mit solch schwerem Gerät gab.
Am Donnerstag vor der Show ging es mit dem Radlader im Gepäck per Schwertransport von Freiburg nach Offenburg zu den Proben. Ja, richtig gelesen: Auch der Abgang von Kult-Moderator Thomas Gottschalk wurde im Vorfeld minutiös geprobt. Für Markus Bohl war dabei allerdings noch nicht klar, dass seine Rolle beim Gottschalk-Abschied eine wesentlich größere sein würde, als er anfangs annahm.

„Eigentlich war vorgesehen, dass Mike Krüger den Gottschalk nach draußen fährt“, erinnert sich Bohl. Der Komiker Krüger sei allerdings erst am Nachmittag vor der Show in Offenburg eingetroffen, Zeit zum Üben sei deshalb keine gewesen. „Eine so große Maschine fährt man nicht einfach so“, so Bohl weiter, solche Maschinen würden sonst im Bergbau eingesetzt. Das habe auch der Sicherheitsbeauftragte der Show so gesehen. Die Lösung: Markus Bohl fährt den gelben Radlader. Und plötzlich war der Hegauer Teil der großen Abschiedsshow.
Geprobt wurde laut Markus Bohl nie am eigentlichen Schauplatz. „Das ging nicht, der Boden bestand aus Klavierlack. Der Radlader hätte den zerstört“, schildert Bohl. Deshalb sei der große Abgang nur im Stehen geübt worden. „Wir sind nur einmal die Strecke mit einer deutlich leichteren Hebebühne abgefahren“, so Bohl. Am Tag der Show in der Baden-Arena habe er dann nur diesen einen Versuch gehabt.
Der große Abschied, der große Moment
Dann der große Moment: Beinahe pünktlich – und das ist bei einer „Wetten, dass..?“-Sendung eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit – um 23.20 Uhr dann der große Abgang von Thomas Gottschalk. Mittendrin: Markus Bohl am Steuer. Ob er nervös gewesen sei? „Nein, eigentlich nicht. Ich war eigentlich ganz ruhig“, sagt er. Als der große Moment gekommen war, habe er das schwere Gerät einfach laufen lassen. „Ich habe zwar eine freundliche Aufforderung bekommen, schneller zu fahren, aber ich wollte den Moment genießen“, scherzt Bohl.
Also ging es in Schrittgeschwindigkeit mit Thomas Gottschalk in der großen Schaufel nach draußen. „Ich musste einfach nur geradeaus fahren.“ Für Markus Bohl dann doch ein sehr surrealer Moment. „Ich bin mit „Wetten, dass..?“ aufgewachsen. Bei uns stand schon am Montag fest, was am Samstag geschaut wird“, so Bohl.
Ein letztes Mal anbaggern
Er erinnere sich noch genau an den Moment, in dem Thomas Gottschalk bei den Proben vor ihm gestanden habe. „Der vergisst einfach keine Namen, er kannte jeden am Set“, sagt Bohl. Auch den Hegauer habe er sofort erkannt und ihn mit folgenden Worten begrüßt: „Mensch Markus, dass du mich noch einmal anbaggerst.“
Den Moderator selbst beschreibt Markus Bohl als echten Entertainer, der aber volksnah und bodenständig geblieben ist. „Wenn Gottschalk moderiert, füllt er den gesamten Raum aus. Der hat eine mords Aura“, sagt der Hegauer. Aber abseits der Bühne sei Gottschalk ganz normal. „Er hat mit jedem geredet, mit dem ganzen Team gegessen.“ Von Starallüren sei keine Spur gewesen, so Bohl.
Einen Fernsehmoment muss dann doch entzaubert werden: Den Radlader durfte Gottschalk nicht mit nach Hause nehmen – denn ein Geschenk war das schwere Gerät nicht.