Eine bekannte Redewendung besagt: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Auch deswegen sind die Narren am Schmotzigen Donnerstag schon morgens um 6 Uhr fürs Wecken unterwegs. Der Narrenverein der Rattlinger war sogar so flink mit den Kindergartenkinder- und Schülerbefreiungen, dass auch Bürgermeister Ralf Baumert früher als gedacht sein Amt als Rathauschef für die nächsten sechs Tage abgeben musste.

Auch Lehrer und Rektorin werden verurteilt

Zunächst sind die Narren im ganzen Dorf unterwegs gewesen. „I‘d Kindergärte, Schuele und is Juca sind se gange, zum Lehrer und de Bürgermeister fange“, wie der Burgvogt Spindler dem närrischen Volk erklärte. Das Volk hat natürlich zahlreich auf dem Narrenplatz zusammengefunden, um der Verurteilung von Schultes und Lehrern beizuwohnen. Zuerst mussten die Lehrer dran glauben – samt Birgit Steiner, Rektorin an der Ten-Brink-Schule. Für sie lautet der Vorwurf: Sie sei eine Fitnessfanatikerin und Jogginghosenmafia-Gegnerin!

Das könnte Sie auch interessieren

„Sportbesesse isch se, tut die Schüler hetze, dät am liebste de Frühsport für alle in Stundeplan setze“, verliest der Burgvogt. Die Schulrektorin nimmt das natürlich nicht einfach so hin. Sie wolle doch nur das Beste für die Schulkinder. Sportlich und fit sollen sie sein, aber vor allem: „Frisch sollet se ussähe und weng adrett, mit saubere Klamotte, des fänd ich nett“, verteidigt sie sich.

Doch es hilft alles nichts: Birgit Steiner samt Lehrerschaft müssen von dem bitteren Kräutertrunk trinken und bekommen den Kopf gewaschen. Dafür gibt es viel Beifall vom närrischen Volk.

Wurstsalat wird Bürgermeister zum Verhängnis

Und dann ist er da, der große Moment: Bürgermeister Ralf Baumert wird in Ketten und mit Rathausschlüssel dem Burgvogt vorgeführt. Der Vorwurf der Rattlinger? Der Rathauschef leidet unter chronischem Geiz! Und dafür gibt es klare Beweise und genug Augenzeugen. „Nochem Wahlsieg gab‘s Wurschtsalat sehr knapp bemesse, kon Gmondrot konnte satt sich esse“, verliest Burgvogt Spindler. Da brauche sich der Bürgermeister gar nicht wundern, dass man ihn „Klammhoke“ nenne, so der Burgvogt weiter.

Das könnte Sie auch interessieren

Für Baumert wird es eng und er versucht zu retten, was zu retten ist. Er hätte bei dem Wurstsalatmenü vergessen, wie verfressen so manch ein Gemeinderat sei. Und weil das weder den Burgvogt noch den Junker Hans beeindruckt, setzt der noch amtierende Bürgermeister einen obendrauf. „Klammhoke lass ich mir it nochsage, des isch gemein. Drum spend ich für eure Ordenssitzung glei emol zehn Flasche Wein“, versucht er das Unglück abzuwenden. Doch zumindest der Junker zeigt sich von diesen Worten völlig unbeeindruckt.

Der Junker Hans (Andreas Fürst) und der entmachtete Bürgermeister Ralf Baumert feiern die Fasnet.
Der Junker Hans (Andreas Fürst) und der entmachtete Bürgermeister Ralf Baumert feiern die Fasnet. | Bild: Sandra Bossenmaier

Er habe solche Worte von dem Geizkragen schon öfter gehört. „Ab sofort regiert die Fasnet und ich in Rüelesinge, und so wie ich bin, wird die Fasnet gelinge“, ruft der Junker aus.

Es kommt, wie es kommen muss: Ein Tauziehen um den Rathausschlüssel, bei dem Ralf Baumert den Kürzeren zieht. „Närrisches Volk, ab sofort sind mir Narre dra“, ruft der Junker. Zur Strafe muss auch der entmachtete Bürgermeister den Kräutertrunk zu sich nehmen und wird ordentlich von den Narren eingeseift. Die Moral von der Geschicht? Geiz ist alles andere als geil.