Seit anderthalb Jahren stehen sie auf dem Platz bei der Herz-Jesu-Kirche: die beiden Marktwieber von Künstler Gero Hellmuth. Etwa ein Jahr lang erfreuten sie die Marktbeschicker sowie Besucherinnen und Besucher gleichermaßen mit ihrer Anwesenheit. Und vor allem Kinder verwechselten die reizenden Damen gerne mit einem Klettergerüst, tollten dort herum und erlaubten sich Späße mit den Bronzeskulpturen.
Doch gerade die Sorge um die jüngsten Besucher des Platzes verleitete die Stadtverwaltung im Sommer zu einem drastischen Schritt: Eine der beiden Figuren trug plötzlich eine Art Verband am ausgestreckten Zeigefinger. Und das eben nicht, weil die Dame sich am Bronzefinger verletzt hätte, sondern eher als Vorsichtsmaßnahme, damit durch diesen Finger nicht anderen etwas passiert.
Wie Künstler Gero Hellmuth nun erklärt, habe das Kulturamt sich mit einer Bitte an ihn gewandt: Der ausgestreckte Finger der Bronzefigur sei zu spitz, liege ziemlich genau auf Gesichtshöhe für Kinder und sei damit eine Gefahr für sie, weil sie sich dort den Kopf stoßen könnten. „Dass ein ausgestreckter Finger so viel Aufsehen erregen kann, hätte ich nicht gedacht“, sagt Hellmuth.

Der Künstler zeigte Einsicht und bat eine Kunstgießerei um Hilfe, die extra aus Süßen bei Göppingen anreiste. Die kam nun nach Singen und kümmerte sich um die Patientin. Richard Guerrini verarztete das Marktweib. Wie ein Chirurg ging er dabei Schritt für Schritt vor: Schweißen und brennen standen auf seiner Aufgaben-Liste, um den Finger in Form zu bringen. Denn: Nach Vorgaben der Stadtverwaltung sollte der Finger am Ende gut 2,5 Zentimeter breit sein und natürlich schön abgerundet. Dafür musste der neue Finger geschliffen werden.
Operation dauert zwei Stunden
Doch damit war die Arbeit nicht getan, denn der Finger soll trotzdem optisch zum Rest passen. Also trug der Chirurg noch Farbe auf den Finger auf, die genau den Ton der ganzen Skulptur trifft. Zum Schluss noch schön lackieren – und fertig ist die Fingeroperation.
Das Prozedere hat insgesamt gut zwei Stunden gedauert. Der Chirurg war zufrieden mit seiner Arbeit. Und der Künstler schmunzelte: „Ich sehe schon kommen, dass die Marktbesucher ihre Einkaufstaschen an den Finger hängen.“ Der Patientin geht es nach der Operation übrigens bestens.