Die Ortsentwicklung ist eine der regelmäßigen Pflichten von Stadtverwaltung und Gemeinderat – und Bebauungspläne, die festlegen, was man wo bauen darf, sind eigentlich kommunalpolitisches Routinegeschäft. Doch im Singener Ortsteil Beuren an der Aach gestaltete sich das nicht ganz so einfach.

An dieser Stelle soll das vorgesehene weitere Baugebiet im Singener Stadtteil Beuren an der Aach enden. Am rechten Bildrand ist ein ...
An dieser Stelle soll das vorgesehene weitere Baugebiet im Singener Stadtteil Beuren an der Aach enden. Am rechten Bildrand ist ein Gebäude des Gartenbaubetriebs Stader zu erkennen. | Bild: Maximilian Terwiel

Der Bauausschuss des Gemeinderats hat kürzlich ausführlich darüber diskutiert, ob für das Gebiet südlich der Engener Straße ein weiterer Bebauungsplan aufgestellt werden solle. Ein erster Bebauungsplan unter dem Titel Engener Straße existiert schon auf einem Teil des Gebiets in der nordwestlichen Ecke des Dorfes. Nun soll auch der nächste Bauabschnitt des geplanten Baugebiets überplant werden, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt.

Verschiedene Bebauungsformen geplant

Das bedeutet: Die Stadtverwaltung will einen Bebauungsplan für die nächsten sechs Hektar aufstellen, das Gebiet zieht sich laut der Planzeichnung in der Sitzungsvorlage entlang der Engener Straße bis zum Gartenbaubetrieb Stader und erstreckt sich dann südlich bis zum Beurener Dorfbach. Laut der Sitzungsvorlage sind unter anderem Bauplätze für Mehrfamilien-, Reihen- und Einfamilienhäuser vorgesehen.

Der südliche Teil des vorgesehenen Baugebiets: Vor den Gebäuden im Hintergrund fließt der Beurener Dorfbach.
Der südliche Teil des vorgesehenen Baugebiets: Vor den Gebäuden im Hintergrund fließt der Beurener Dorfbach. | Bild: Maximilian Terwiel

Teil des vorgeschlagenen Bebauungsplans sind auch Plätze für 17 sehr kleine Häuser, als Bautrend auch unter dem Schlagwort Tiny Houses bekannt. Und am westlichen Ende des Gebiets, gegenüber der Gärtnerei Stader, sollen eine Lagerhalle und ein Haus mit möblierten Apartments, neudeutsch auch als Boardinghouse bekannt, eingeplant werden. Diese Gebäude sollen auch als Lärmschutz für die Wohnbebauung dienen, denn der Gartenbaubetrieb habe auch Anlieferungen vor 6 Uhr, erläuterte Stadtplanerin Jeannette Heim bei der Vorstellung der Pläne.

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Diese Planung gefiel nicht jedem im Bauausschuss. Die grundsätzlichste Kritik übte Walafried Schrott (SPD), der beantragte, das ganze Thema zurückzustellen, den gesamten Planentwurf zu überarbeiten und sich eine alternative Planung für das Gebiet anzuschauen. Er mahnte einen sorgsameren Umgang mit Flächen an, etwa bei der Platzierung der Einfamilienhäuser, kritisierte aber auch die 17 Plätze für Tiny Houses. Da sei vorherzusehen, dass viele Nebenbauwerke entstehen werden: „Das wird die vereinigten Hüttenwerke geben“, so seine Befürchtung.

Karin Leyhe-Schröpfer (Grüne) äußerte sich irritiert darüber, dass nun auch in einem Ortsteil mit Lagerhalle und Boardinghouse wieder Gewerbenutzung geplant werde, wo man doch erst ein großes Gewerbegebiet in der Kernstadt beschlossen habe. Gemeint war damit das Gebiet Tiefenreute/Bühl. Dietrich Bubeck sagte, ihm gehe die Entwicklung für das Dorf zu schnell. Immerhin könnten auf den mehr als 70 geplanten Baufeldern mehr als 200 neue Einwohner für Beuren unterkommen, hatte Stadtplanerin Heim zuvor ausgeführt. Und Markus Weber (Neue Linie) hinterfragte die Größe der vorgesehenen Einfamilienhaus-Bauplätze.

Ohne Lagerhalle bräuchte man wohl eine Lärmschutzwand

Diese seien etwa 450 bis 500 Quadratmeter groß, antwortete Adam Rosol, Abteilungsleiter Stadtplanung bei der Stadtverwaltung – und damit zum Bauen schon recht knapp. Oberbürgermeister Bernd Häusler begründete die Plätze für Einfamilienhäuser und Tiny Houses damit, dass diese Bauformen am Markt nachgefragt würden. Wenn unzulässige Hütten gebaut würden, müsse die Stadt das Recht eben durchsetzen. Die Tiny Houses seien auch als Übergang in die freie Landschaft am Beurener Dorfbach gedacht, ergänzte Thomas Mügge, Fachbereichsleiter Bauen bei der Stadtverwaltung.

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Häusler sagte auch, dass die Stadt für viel Geld eine Lärmschutzwand errichten müsste, wenn man die geplante Lagerhalle verweigern würde. Sonst sei das Baugebiet nicht nutzbar. Der Gartenbaubetrieb Stader wolle diese errichten, ebenso wie das Boardinghouse, das für Saisonkräfte der Gärtnerei gedacht sei.

Beurens Ortsvorsteher Stephan Einsiedler beschrieb das Ringen um das Baugebiet im Ortschaftsrat. Drei Sitzungen mit ausführlichen Diskussionen habe es dafür gebraucht, in Richtung der Gärtnerei habe das Gremium die Möglichkeit gesehen, dort eine Linie zu ziehen. Außerdem komme der Plan der Forderung des Gemeinderats nach verdichtetem Bauen nach. Und die Tiny Houses könnten auch eine Lösung für Arbeitnehmer sein, die nur für ein oder zwei Jahre in der Region sind.

Jetzt für die Zukunft planen – um nicht noch mehr Bürokratie zu haben

Häusler verteidigte auch den Zeitplan. Dass das Dorf Beuren Zeit zum Wachsen brauche, sehe er durchaus auch so. Daher wolle man zwar jetzt mit der Planung starten, aber noch nicht sofort in die Vermarktung einsteigen. Aber: „Was wir haben, haben wir nach heutigem Recht.“ Man könne nicht wissen, welche „aberwitzigen bürokratischen Vorschriften“ in zehn Jahren gelten könnten. Diese Begründung unterstützte Ausschussmitglied Klaus Niederberger (CDU) für seine Fraktion: „Das Bürokratie-Thema sehe ich auch“, so Niederberger.

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Bei der Abstimmung gab es kein klares Bild. Schrotts Antrag, eine weitere Planungsvariante bei der Stadtverwaltung anzufordern, erhielt sechs Ja- und sechs Nein-Stimmen. Eine Empfehlung an den Gemeinderat hat das Gremium daher nicht ausgesprochen. Beim Gesamtgremium liegt nun die Entscheidung, das Thema steht in der Sitzung am Dienstag, 25. Juni, auf der Tagesordnung, Sitzungsbeginn ist um 16 Uhr im Ratssaal des Singener Rathauses.