Herr Hambüchen, Sie sprechen als ehemaliger Profiturner und Olympiasieger unter dem Titel „stürzen, aufstehen, siegen lernen“ beim Singener Wirtschaftsforum am 20. April. Was wollen Sie Ihren Zuhörern vermitteln?
Beim Thema Motivation gibt es viele Parallelen zum Sport, die sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen lassen. Ich möchte meinen Zuhörern kleine Werkzeuge mit an die Hand geben, die ihnen helfen können, ihre Ziele zu erreichen. Dabei spielen die mentalen Aspekte eine zentrale Rolle, wie zum Beispiel auch bei Niederlagen die Ruhe zu bewahren, sich zu fokussieren, beim Anvisieren von Zielen realistisch zu bleiben und bei Rückschlägen weiterzukämpfen. Das ist der Tenor des Vortrags.
Als Profisportler ist man ja immer wieder auch mit körperlichen Rückschlägen konfrontiert, die man überwinden muss, um erfolgreich zu sein. Wie lässt sich das auf andere Bereiche übertragen?
Wir alle erleben Rückschläge oder treffen manchmal falsche Entscheidungen. Es geht dann darum, wie wir neue Kraft schöpfen und uns neu motivieren können. Das lässt sich auf jeden Bereich übertragen. Das sind oft Kleinigkeiten, die man falsch machen kann und es gibt relativ einfache Mittel, mit denen man Niederlagen überwinden kann. Langfristig geht es auch darum, wie wir Stress bewältigen und mental Stress vorbeugen können.
Sie arbeiten als Moderator und Redner bei Veranstaltungen. Wie sind Sie nach Ihrer Karriere als Profisportler zu ihrem heutigen Beruf gekommen?
Eigentlich war ich noch nie auf den Mund gefallen und wir reden auch in der Familie sehr viel über alle möglichen Themen. Hinzu kommt, dass ich schon mit 16 Jahren nach der ersten Teilnahme an den olympischen Spiele viele Interviews geben und vor Kameras Rede und Antwort stehen musste. Außerdem hatte ich schon immer ein gutes Umfeld, das mir mit Rat und Tat zur Seite steht und mich auch in Sachen Kommunikation gut berät. Meine Familie und mein Manager Klaus Kärcher waren mir dabei immer eine große Hilfe.
Es war also mehr ein learning by doing, ich habe nie ein Speaker-Training oder ähnliches absolviert. Wir haben nach meinem Ausstieg aus dem Profisport dann mit meinem Sponsor einen Vortrag ausgearbeitet, der gut ankam. Und ich merkte, dass ich mit der Zeit auch immer routinierter als Redner wurde. Dadurch, dass ich jetzt auch bei Eurosport als Moderator arbeite, ist es inzwischen ganz normal.

Nach Ihrer ersten Autobiografie, die Ihren Weg in den Profisport beschreibt, ist 2017 ein zweites Buch mit dem Titel „Den Absprung wagen/ Stürzen, aufstehen, siegen lernen“ über Sie erschienen. Worum geht es darin?
Das ersten Buch, die Autobiografie, befasst sich mit meinem Weg in den Profisport. Das zweite Buch, das mein Ghostwriter Kai Psotta geschrieben hat, hat Inhalte zum Thema, die ich auch in meinem Vortrag anspreche. Das Buch handelt davon, wie ich es am Ende meiner Karriere noch geschafft habe, Olympia-Gold zu gewinnen. Ich finde, es ist das schönere und ein sehr ehrliches Buch weil es sich auch mit meinen Ängsten und Sorgen auseinandersetzt und die mentale Seite des Leistungssports aufgreift.
Als Leistungssportler kann und will man ja wahrscheinlich nicht von einem Tag auf den anderen mit dem Sport aufhören. Wie halten Sie sich jetzt fit?
Ich halte mich mit Crossfit fit, einer Sportart, die aus den USA kommt. Das ist eine Kombination aus Turnen, Gewichtheben und Zirkeltraining, die mich fordert und in der ich sehr aufgehe. Im Prinzip trainiere ich auch jetzt täglich von daher hat sich gegenüber meiner Profilaufbahn nicht viel verändert. Ich habe vor drei Jahren damit angefangen und bei diesem Sport auch meine Frau kennengelernt. Sie macht das seit über zehn Jahren, ist auch Trainerin in dem Bereich und wir stecken uns gemeinsame Ziele.
Freuen Sie sich auf ihren Vortrag in Singen? Die Stadt engagiert sich ja sehr für den Sport und die Männer des Singener Turnvereins sind sehr erfolgreich und turnen in der ersten Bundesliga.
Absolut, ich komme immer gern in den Süden und hoffe, dass das Wetter schön ist. Ich habe erst vor Kurzem bei der Sportlerehrung in Überlingen gesprochen. Singen kenne ich, weil ich schon einmal in der Vorbereitung auf Olympia dort war. Es freut mich sehr, dass die Singener Turner so gut sind und habe vor, bei meinem Besuch auch mal in der Turnhalle vorbeizuschauen.