Auf dem Singener Waldfriedhof gibt es künftig neue, naturnah gestaltete Flächen zur Förderung der Biodiversität. Im Rahmen eines Modellprojekts des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) werden dafür fünf Flächen neu gestaltet. Tatkräftig beteiligt sind auch die Aktiven der Singener Ortsgruppe sowie die Friedhofsverwaltung. Zur Präsentation des Projekts, das auf vier Friedhöfen in Baden-Württemberg Platz findet, war auch die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch gekommen. „Ein gewaltiges Artensterben ist im Gange. Besonders betroffen sind die Insekten und eine Trendwende ist nicht in Sicht“, sagte sie.
Intensive Monokulturen und Pestizideinsatz seien die Hauptursache für den Rückgang vor allem im Bereich von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Grünflächen im urbanen Raum wie der Singener Waldfriedhof würden als Naturoasen immer wichtiger. Der Waldfriedhof, der eine Fläche von 18 Hektar hat, sei mit seinem alten Baumbestand und weitläufigen sonnigen Bereichen ideal als Lebensraum für Tiere.
Zwei von fünf Flächen sind schon fertig
Weil der Flächenbedarf für Beisetzungen nicht mehr so groß ist, hat die Stadt den Vorschlag des BUND Singen gern aufgegriffen und sich für das Projekt beworben. Schon vor der offiziellen Vorstellung hatten sich mehr als ein Dutzend Aktive bei mehreren Arbeitseinsätzen an die Umsetzung der ersten beiden neu gestalteten Flächen gemacht. „Ohne die tatkräftige Unterstützung von Christian Junghans und Daniel Keller von der Friedhofsverwaltung hätten wir es nicht geschafft“, sagt Karin Leyhe-Schröpfer.
Von den fünf Flächen, die umgestaltet werden sollen, ist nun das Mustergräberfeld fertig und auch die Rondelle bei den Urnengräbern wurden neu bepflanzt. Hier wollte man von der bisherigen Wechselflorbepflanzung weg und hat mehrjährige Pflanzen gewählt, die über den ganzen Sommer blühen.
Auf einer nicht mehr für Gräber genutzten Fläche haben die Aktiven mit den Friedhofsgärtnern zusammen vier Mustergräber angelegt. Hier wird es dann über den ganzen Sommer blühen. Denn ausgewählt wurden mehrjährige Arten wie die Frühjahrsblüher Buschwindröschen oder Himmel-Schlüsselblume, aber auch erst im Spätsommer blühende Arten wie die Goldhaaraster oder die Ruprechts-Fetthenne.
Ganz in der Nähe der Mustergräber wurden ein Sandarium – eine Fläche, die Wildbienen für ihre Eiablage nutzen können – sowie Haufen aus Tot- und Morschholz sowie Steinhaufen angelegt. Eine neue Bank bietet in diesem Bereich Platz zum Sitzen und Beobachten der Natur.
Wildbienen und Tagfalter sollen sich wohlfühlen
Der BUND hat darauf geachtet, dass ausschließlich heimisches Saatgut verwendet wurde und der Pflanzenmix den Insekten ein „reichhaltiges Nahrungsbuffet“ bietet. Im Fokus stehen insbesondere die Wildbienen und Tagfalter. „Mit dem Projekt wollen wir auch andere Kommunen motivieren, ihre Friedhöfe naturnah zu gestalten“, sagte Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim BUND. „Im Herbst werden wir in Singen noch eine artenreiche Wildblumenwiese aussäen“, kündigt Melanie Marquardt, die das Projekt koordiniert, an.
Die Pflegemaßnahmen auf den neu gestalteten Flächen sollen schonend und insektenfreundlich durchgeführt werden. Auch OB Bernd Häusler freut sich, dass Singen mit seinem Friedhof für das Projekt den Zuschlag erhalten hat.