Für Thüga-Chef Markus Spitz sind blühende Landschaften auf dem Firmengelände ein Herzensanliegen. Erste Erfolge seien in Singen bereits sichtbar, ließ er die Teilnehmer der Online-Konferenz zum Thema „Unternehmen und Artenvielfalt – Firmengelände blühen auf“ wissen.

„Wir haben letztes Jahr begonnen, unser Gelände umzugestalten und es fängt nun schon sehr schön an, überall zu blühen“, sagt er. Bei der Veranstaltung gaben Anke Heidemüller vom Nabu sowie Michael Bratenberg von Mercedes-Benz in Sindelfingen Hegauer Unternehmern Tipps, wie man Firmengelände naturnah gestalten kann und welchen Nutzen das hat. Der Nabu berät Firmen dazu kostenlos.

Lust auf mehr Natur auf dem Firmengelände

Firmeninhabern – wie dem Singener Unternehmen Elma – haben Experten des Nabu-Landesverbandes Lust auf mehr Natur auf ihren Firmengeländen gemacht. Anke Heidemüller berichtete vom Projekt „Unternehmensnatur“, das der Nabu in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Radolfzell auf die Beine gestellt hat.

Michael Bratenberg vom Bereich Umweltschutz der Mercedes-Benz-AG Sindelfingen zeigte mit eindrucksvollen Fotos auf, wie man auf einem riesigen Firmengelände wie dem von Mercedes-Benz auch Wohlfühlzonen für Mensch und Tier einrichten kann.

Nabu berät interessierte Unternehmen

„Lebensräume unterm Stern“ – unter diesem Motto hat Mercedes auf seinem Firmengelände naturnahe Lebensräume geschaffen. Dabei war die Beratung durch den Nabu sehr hilfreich, sagt Bratenberg. Seit einem Jahr berät Projektleiterin Anke Heidemüller mit ihrem Team Unternehmen, die ihr Firmengelände aufblühen lassen wollen.

Man habe im letzten Jahr bereits 50 Unternehmen beraten, so Heidemüller. Weitere 50 sollen noch dazu kommen. Denn das Projekt, das durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert wird, läuft noch ein Jahr.

Das könnte Sie auch interessieren

Mithilfe des Projekts will der Nabu Firmen inspirieren und motivieren. Dadurch könnten nicht nur neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen, sondern auch Wohlführorte für die Mitarbeiter und Kunden, so Anke Heidemüller.

Tipps für Einsteiger

Wer als Unternehmen mehr für die Natur tun wolle, solle, so Heidemüller, damit beginnen, heimische Wildpflanzen zu setzen. Wichtig sei es auch, auf Pestizide zu verzichten, Versiegelungen zu minimieren und die Pflanzen sachkundig zu pflegen. Darüber hinaus sollte man an Vögel und Fledermäuse denken, für nährstoffarme Standorte sorgen und vielseitige Lebensräume anlegen.

Dazu gehören auch „wilde Ecken“ mit Totholz- oder Reisighaufen, Trockensteinmauern und offene Bodenstellen, die für Wildbienen wichtig sind. Auch eine Dachbegrünung berge viel Potenzial, um etwas für Insekten und das Klima zu tun, auch in Kombination mit einer Photovoltaikanlage.

Mercedes-Gelände als Beispiel

Auf dem Mercedes-Gelände in Sindelfingen ist schon sehr viel passiert. „Es summt und brummt nicht nur in den Hallen“, so Bratenberg. Durch bunte Säume entlang der Fabrikgebäude entstanden zum Beispiel blühende Flächen, die Futter für Insekten bieten. An einer besonders trockenen und schattigen Ecke habe man nun einen „Wald ohne Bäume“.

Dort wachsen Pflanzen, die man sonst auf dem Boden eines Buchenwaldes finden würde. Gemeinsam mit den Mitarbeitern habe man 55.000 Blumenzwiebeln gesetzt, was sehr gut angekommen sei. „Wir wollen die Mitarbeiter auch motivieren, in ihrem eigenen Garten blühende Flächen zu schaffen“, sagt Michael Bratenberg.

Das könnte Sie auch interessieren

In manchen Bereichen wie Innenhöfen sei die Aufenthaltsqualität durch die Bepflanzung enorm gewachsen, so dass diese gern in den Pausen genutzt würden.

Maßnahmen tragen schon die ersten Früchte

Das Unternehmen habe bereits eine Art Betriebsanleitung für mehr Biodiversität an den Standorten von Mercedes aufgestellt, mit Handlungsempfehlungen. Auf dem Firmengelände gibt es auch Obstbäume. Mundraub, also Ernten durch die Mitarbeiter, sei ausdrücklich erwünscht, so Bratenberg.

Inzwischen habe man auf dem Gelände elf verschiedene Fledermausarten gesichtet, außerdem auch Wanderfalken. Der Nabu mache für die Firma das Vogel- und Fledermausmonitoring, so Bratenberg. Deshalb wisse man von den neu angesiedelten Arten.