Schon wieder musste die Singener Feuerwehr zu einem Großbrand ausrücken. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gegen 0.56 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Balkonbrand an einem Mehrfamilienhaus in die Hohenhewenstraße in die Singener Nordstadt alarmiert. Das Haus musste ebenso wie die beiden Nachbarhäuser evakuiert werden – nicht nur wegen der Flammen, sondern auch wegen der Rauchentwicklung. Ein älterer Mann konnte laut Feuerwehr in letzter Sekunde gerettet werden, doch er und fünf andere Menschen wurden verletzt. Das betroffene Haus ist unbewohnbar. Jetzt ist klar: Die Polizei ermittelt wegen schwerer Brandstiftung.
Wie die Polizei in einer Pressemitteilung informiert, hätten unbekannte Täter eine brennende Fackel auf den Balkon eines Wohnhauses in der Hohenhewenstraße geworfen. „Gegen 1 Uhr beobachtete ein Anwohner, wie zwei Personen vor dem Mehrfamilienhaus standen, eine Fackel anzündeten und diese auf einen Balkon im ersten Obergeschoss des Gebäudes warfen. Anschließend liefen sie um die Ecke und flüchteten in einem dort offensichtlich wartenden grauen BMW“, teilt die Polizei mit.
Mit Unterstützung zahlreicher Streifen umliegender Reviere und des Polizeipräsidiums Ravensburg sei nach dem flüchtigen BMW gefahndet worden, allerdings ohne Erfolg.
Beim Eintreffen der Feuerwehrleute brannten die Balkone im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss in voller Ausdehnung, informiert Feuerwehrkommandant Mario Dutzi. „Die Flammen schlugen entlang der Fassade und der Balkone bis in den Dachbereich im dritten Obergeschoss“, so Dutzi weiter.
Daher sei durch den stellvertretenden Kommandanten und Abteilungskommandant der Abteilung Stadt, Stefan Schüttler, umgehend die Alarmstufe auf Brand 4 erhöht worden, schildert Dutzi das Vorgehen, dadurch seien weitere Kräfte nachalarmiert worden.
„Im ersten Obergeschoss hatte das Feuer bereits auf die Wohnung übergegriffen und diese in Brand gesetzt“, sagt der Feuerwehrkommandant. „Durch einen gezielten Außenangriff auf der Balkonseite und einen Innenangriff über das Treppenhaus im Innenhof gelang es, das Feuer zu bekämpfen und eine weitere Ausbreitung auf weitere Wohnungen zu verhindern.“

In einem aufwendigen Innenangriff konnte der Brand in der Wohnung gelöscht werden. Allerdings habe sich durch den Brand auch massiver Rauch ausgebreitet, daher mussten laut Dutzi alle Wohnungen des betroffen Gebäudes sowie die Wohnungen der beiden benachbarten Häuser geräumt werden.
Älterer Mann wird in letzter Sekunde gerettet
Alle Wohnungen der betroffenen Gebäude mussten laut Feuerwehrkommandant unter Atemschutz auf Personen abgesucht und belüftet werden, um den Brandrauch zu entfernen.
„Im dritten Obergeschoss des vom Brand betroffen Hauses konnte ein bedingt gehfähiger älterer Mann durch Hilfe der Polizei quasi in letzter Sekunde gerettet werden, da hier bereits Rauch in die Wohnung eindrang“, so Dutzi. Hierbei seien der Mann, seine Ehefrau sowie ein Polizist leicht verletzt worden.
Insgesamt seien 19 Personen von dem Brand betroffen gewesen. Sechs Personen wurden leicht verletzt – vier Bewohner, ein Polizist und ein Feuerwehrmann, zählt Mario Dutzi auf.
100 Einsatzkräfte vor Ort
Die Feuerwehr Singen war mit zwölf Fahrzeugen und 70 Einsatzkräften aus den Abteilungen Stadt (Standorte Mitte und Süd), Bohlingen, Friedingen sowie der Führungsgruppe im Einsatz. Von der Drehleiter aus wurden sämtliche Balkone und der Dachbereich mittels Wärmebildkamera kontrolliert.
Aufgrund der Vielzahl von Betroffenen waren neben dem Regelrettungsdienst auch zahlreiche ehrenamtliche Kräfte von DRK, Malteser, Johanniter und ASB vor Ort. Insgesamt waren laut Dutzi rund 100 Einsatzkräfte an der Einsatzstelle.
Die Bewohner des Mehrfamilienhauses konnten laut Dutzi nicht in ihre Wohnungen zurückkehren und seien durch die Stadt Singen in Hotels untergebracht worden. „Die Bewohner der benachbarten Häuser konnten nach etwa drei Stunden in ihre Wohnungen zurückkehren“, so Dutzi weiter. Fünf der in Mitleidenschaft gezogenen Wohnungen seien laut Polizei nicht bewohnbar. Der entstandene Schaden liege nach ersten Schätzungen im Bereich von etwa 200.000 Euro, so die Polizei weiter.
Polizei bittet Zeugen um Hilfe
Die Polizei bittet Zeugen, die Beobachtungen im Bereich um die Hohenhewenstraße gemacht haben oder Hinweise auf die Identität der unbekannten Täter oder zu dem flüchtigen BMW geben können, sich unter Telefon 07731 8880 zu melden. Bei dem Fluchtfahrzeug soll es sich um einen grauen BMW neueren Baujahrs gehandelt haben. Zu den Tätern sei bekannt, dass diese ungefähr 20 bis 30 Jahre alt sein sollen, informiert die Polizei.