Von außen wirkt alles normal. Wer die Kreuzensteinstraße in Singen entlang läuft, dem fällt kaum auf, dass dort nur wenige Stunden zuvor ein Großeinsatz der Feuerwehr stattgefunden hat. In den Fenstern stehen Blumen, eine Markise ist herausgefahren. Es hängt jedoch auch ein Polizeisiegel an der Tür des Gebäudes. Und an dem ein oder anderen Kellerfenster sind Rauchspuren zu sehen, kleinere Pfützen von Löschschaum liegen davor. Wenige Stunden zuvor hat in dem Mehrfamilienhaus ein Kellerbrand gewütet, der Einsatzkräfte der Feuerwehr sowie 55 Kräfte der Rettungsdienste in Atem gehalten hat.
Plötzlich steht der Keller in Flammen
Am Sonntagabend war gegen 18.15 Uhr ein Feuer in einem Mehrfamilienhaus in der Kreuzensteinstraße ausgebrochen. Wie Mario Dutzi als Kommandant der Singener Feuerwehr dem SÜDKURIER am Sonntag erklärte, handelte es sich um einen großflächigen Kellerbrand. Dabei entwickelte sich eine so starke Hitze, dass die Feuerwehr auch zwei Stunden nach Alarmierung nicht in die betroffenen Räume vordringen konnte. Auch gegen 20 Uhr legte sich noch dichter Rauch über die gesamte Umgebung, außerdem ein durchdringender Gestank.
„Die Hitze hat alle Einsatzkräfte daran gehindert, das Gebäude zu betreten. Wir versuchen jetzt mit Löschschaum, von außen gegen das Feuer vorzugehen“, schilderte Dutzi am Abend vor Ort. Das Gebäude, in dem 28 Menschen leben, musste evakuiert werden.

Am Tag danach fällt die Bilanz des Großaufgebotes ernüchternd aus. Gegen 23.30 Uhr habe die Feuerwehr den Einsatz beendet. Eine weitere Kontrolle ein paar Stunden später habe ergeben, dass in dem Gebäude nichts mehr brenne. „Es sind keine weiteren Maßnahmen seitens der Feuerwehr geplant“, sagt Dutzi am Montagmorgen. Auch der Löschschaum werde nach und nach verschwinden.
Neun Bewohner müssen ins Krankenhaus
21 der 28 im Gebäude gemeldeten Personen seien von dem Kellerbrand betroffen gewesen, weil sie daheim gewesen seien. Laut dem Singener Feuerwehrkommandanten seien zwölf davon verletzt worden, neun Personen seien mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus transportiert worden. Die Polizei bestätigt diese Zahl in ihrer Mitteilung. In der Waldeckhalle wurde im Laufe des Einsatzes eine Notfallunterkunft für die weiteren Betroffenen, die nicht ins Krankenhaus mussten, eingerichtet.
Die meisten davon hätten diese noch in der Nacht verlassen, um bei Verwandten oder Bekannten unterzukommen. Vier Personen wurden laut Feuerwehrangaben für die Nacht in einem Hotel untergebracht.
Für die Feuerwehr sei der Einsatz kräftezehrend gewesen, wie Kommandant Mario Dutzi schildert. „Kellerbrände sind grundsätzlich schwierig“, sagt er. Dies hänge zum einen mit der im Keller herrschenden Enge zusammen, zum anderen auch mit den fehlenden Lüftungsmöglichkeiten. „In den Wohnungen platzen irgendwann Fenster und ermöglichen damit, dass das heiße Rauchgas sich verflüchtigt“, so Dutzi. Im Keller gebe es die Abzugsmöglichkeiten durch Fenster nicht.
Das heiße Rauchgas würde den Einsatzkräften im Keller direkt entgegenschlagen. „Das ist eine enorme Belastung für die Atemschutzträger“, betont Dutzi. Zudem sorge das, was normalerweise in einem Keller gelagert wird, dafür, dass sich das Feuer schnell ausbreite. „Gut ein Drittel des Hauses stand im Vollbrand“, so Dutzi.
Mindestens 100.000 Euro Schaden
Mit Blick auf die Brandursache stehen Feuerwehr und Polizei aktuell noch vor einem Rätsel. Laut Polizeiangaben sei die Ursache für das Feuer aktuell noch unklar. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Was aber feststeht, ist die Schadenshöhe: Die Polizei beziffert sie auf mindestens 100.000 Euro.
Die Wohnungen im Brandhaus sind nach Einschätzung von Kommandant Mario Dutzi nicht mehr bewohnbar. „Am Ende hatten wir in allen Wohnungen im Gebäude Rauch.“ Vor allem die oberen drei Wohnungen hätten bei dem Brand einiges abgekommen.

Die Straße war während des gesamten Großeinsatzes großräumig abgesperrt, schon ab der Ecke Bahnhofstraße war kein Durchkommen mehr. Insgesamt waren 20 Fahrzeuge und 100 Einsatzkräfte im Einsatz, darunter die Abteilungen Stadt, Friedingen, Bohlingen, Überlingen am Ried und Beuren sowie die Drehleitern aus Radolfzell und Rielasingen-Worblingen. Die Rettungskräfte waren mit 19 Einsatzwägen und 55 Einsatzkräften vor Ort.