Auf Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Peter Storz tauschten sich Integrationsbeauftragte und andere Bürger, die sich im Bereich Integration engagieren, im Rahmen einer Online-Veranstaltung über den Stand im Landkreis Konstanz aus. Dass die Gemeinschaftsunterkünfte wie die in der Güterstraße in Singen nun wieder belegt werden müssen, zeigen die steigenden Flüchtlingszahlen.
Monika Brumm, Leiterin des Amts für Migration und Integration im Landratsamt Konstanz, berichtete, dass die Landeserstaufnahmestellen (LEA) zurzeit mit 100 bis 130 Geflüchteten täglich einen starken Zulauf verzeichneten. Dem Landkreis zugewiesen wurden im August noch 30, im Oktober waren es schon 70 und im November dann bereits 121 Personen. „Die Menschen kommen vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, aber auch aus Nord-Mazedonien“, so Brumm. Es sei eine ausgewogene Mischung aus Familien und Einzelpersonen. Zurzeit sei man dabei, die stillgelegten Gemeinschaftsunterkünfte wieder aufzubauen.
Nur noch neun Asylunterkünfte
Stefan Schlagowsky-Molkenthin, Integrationsbeauftragter der Stabstelle Kommunale Integration in Singen, wies darauf hin, was die Stadt zusammen mit vielen Akteuren, zum Beispiel aus dem Verein InSi (das Kürzel steht für Integration in Singen) in den vergangenen Jahren geleistet hat. In Singen hätten 52 Prozent der Bürger einen Migrationshintergrund, davon seien aber nur zwei Prozent Flüchtlinge. Bernhard Grunewald, Vorsitzender des Vereins InSi berichtete ebenfalls von einer sehr guten Zusammenarbeit zwischen Verein, Stadt und Landratsamt. Von den ehemals 32 Gemeinschaftsunterkünften seien nunmehr jedoch nur noch neun vorhanden, so Grunewald.
Nur fünf Städte oder Gemeinden erfüllten aktuell (Stand 1. Oktober) ihr Soll bei der Aufnahme von Flüchtlingen, während 19 Gemeinden weniger aufnähmen als ihnen zugeteilt würden. Besonders heraus sticht hier Singen. Die Hohentwielstadt hatte bereits 345 Personen mehr aufgenommen als sie müsste. „Das ist eine politische Schieflage und man sollte Singen zurzeit bei der Unterbringung ausklammern“, so Grunewald. Neben Singen übererfüllten Büsingen (+19), Gaienhofen (+19), Konstanz (+2) sowie Stockach (+23) zum selben Zeitpunkt ihre Gemeindequote. Die anderen Gemeinden bewegen sich nach Auskunft der Pressestelle im Landratsamt im Minusbereich zwischen -2 und -38. Für die Stadt Singen bedeuten diese Zahlen aber auch 248 Geburten in Anschlussunterbringungen, was mittelfristig auch zu mehr Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen führen wird.
Zahide Sarikas, SPD-Kreisrätin und bei der AWO Konstanz in der Arbeit mit Geflüchteten tätig, brach eine Lanze für Städte, die mehr Flüchtlinge aufnehmen als ihre Quote verlangt. „Wir dürfen Städte, die gute Arbeit leisten, nicht in die Enge drängen und ihnen noch mehr Flüchtlinge geben, so dass Ghettos entstehen“, sagte sie. „Die Strukturen in Singen sind mittlerweile überbelastet und die Stimmung könnte gefährdet sein“, sagt auch Linda Kelmendi, Integrationsbeauftragte bei der Stadt Singen. Stefan Schlagowsky-Molkenthin hofft auf die Sensibilität des Landratsamtes, die Gemeinschaftsunterkunft in der Güterstraße in einem angemessenen Tempo zu füllen. Wenn wieder mehr Flüchtlinge kommen, bedürfe es einer besseren personellen Ausstattung bei den Integrationsmanagern, gab Regina Bendokat vom Verein Save me aus Konstanz zu bedenken. Bernhard Grunewald wünscht sich auch zusätzliche Sprachangebote, beispielsweise an Wochenenden. Besonders die vielen Rumänen, die in Singen leben, könnten oft sehr schlecht Deutsch. Für ihn gehören Flüchtlinge zu den Verlierern der Pandemie, denn sie haben meist prekäre Arbeitsverhältnisse und nicht die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten. Wenn nun noch mehr Flüchtlinge kämen, konkurrierten diese auch um die wenigen Jobs. Die Stimmung könnte sich verschlechtern.
Monika Brumm wünscht sich von der Landesregierung, dass der Zugang zu Sprachkursen für alle ermöglicht werden sollte. Allerdings hake es hier an der Kinderbetreuung parallel zu Sprachkursen. Sie wünsche sich auch einen Abbau der Bürokratie bei Förderungen. Angesprochen wurde auch die Partizipation von Flüchtlingen am gesellschaftlichen Leben. Hans-Peter Storz will diese Anliegen wie auch eine bessere Ausstattung für Sprachangebote mit nach Stuttgart nehmen.