Hat der Singener Handel ein Leerstandsproblem? Und leidet dadurch die Attraktivität von Singen als Einkaufsstadt? „Nein. Der Einzelhandel ist sehr gut aufgestellt“, betont Hans Wöhrle, Vorsitzender des Singener Einzelhandelsverbandes. Er nimmt aber auch zur Kenntnis: „Es gibt immer mal wieder Aufgaben von Geschäften. Auch überraschende“, erklärt er.
Folgen von Corona werden sichtbar
Hierbei zeigten wohl auch die strengen Corona-Verordnungen mit teils monatelangen Schließungen ihre negativen Wirkungen. „Es bleibt nun abzuwarten, ob bis zum Ende 2022 und Anfang des nächsten Jahres manche Läden die Belastungen überstehen“, sagt Wöhrle.
„Viele Geschäfte und Gaststätten haben Überbrückungsgelder erhalten. Sie mussten aber auch wieder einen Teil zurückzahlen, als sie nach den Öffnungen wieder Umsatz erzielen konnten. Wenn der auch nur durch anhaltende Einschränkungen nicht so hoch wie im üblichen Umfang ausfiel“, so der Vorsitzende des Handelsverbandes.
Nicht mehr Leerstände als vor Corona
„Grundsätzlich ist die Lage in Singen nicht angespannt, was die Leerstände in der Innenstadt angeht“, betont auch Claudia Kessler-Franzen, die Geschäftsführerin von Singen aktiv Standortmarketing und Leiterin der Stabsstelle Wirtschaftsförderung in Singen auf Nachfrage des SÜDKURIER. Konkret bedeutet das: Es gibt aktuell nicht deutlich mehr Leerstände als vor Corona.
Wie sich die Situation in den kommenden Monaten in Anbetracht des Ukrainekriegs und der steigenden Energiekosten weiterentwickeln wird, das lasse sich im Moment noch nicht abschätzen, sagt Kessler-Franzen. „Das ist eine Frage für die Glaskugel.“ Deshalb lasse sich auch nicht abschätzen, wie schnell die Ladengeschäfte, die derzeit leer stehen wieder neu besetzt werden können.
Der Handel kämpft an mehreren Fronten
Der Einzelhandel habe ein strukturelles Problem, betont Hans Wöhrle. Das betreffe nicht nur Singen, sondern sei eine allgemeine Entwicklung. Dies fördere nicht nur die Pandemie. Sie forciere dies aber. So gewinne der Internet-Handel als zunehmende Konkurrenz zum Einkaufen vor Ort immer mehr an Bedeutung.
Deshalb war es meiner Meinung nach auch wichtig, dass das Einkaufszentrum Cano den Einkaufsstandort Singen weiter aufwertet. Ohne dieses hätte es auch wohl nicht den attraktiven Busbahnhof gegeben. Der Magnet zeigt Wirkung. Es kommen immer mehr Menschen nach Singen“, zeigt Wöhrle auf.
Neues Quartier als Glücksfall
Das sieht auch Claudia Kessler-Franzen so: „Unser großes Glück ist, dass wir ein völlig neues Quartier im Bereich des Bahnhofs und der Hegaustraße entwickelt haben, das eine hohe Aufenthaltsqualität bietet“, sagt sie.

Als Auslöser einer größeren Wanderungsbewegung sieht Kessler-Franzen das Cano nicht. Es gäbe zwar vereinzelt Geschäfte, die aus der Innenstadt in das Einkaufszentrum gewechselt hätten, allerdings sei das nicht die große Masse gewesen. Zum Teil sind die dadurch frei gewordenen Ladenflächen inzwischen sogar schon wieder neu besetzt. Bei allem Lob für das Cano merkt Hans Wöhrle indes aber auch an, dass das Cano mit den vielen Geschäften Artikel anbiete, die in Konkurrenz zu bestehenden Einzelhändler stünden.
Singen soll ein attraktiver Einkaufsstandort bleiben
Neben dem umgestalteten Tor zur Innenstadt sollen zusätzlich wieder die vielen Aktionen, die in den vergangenen beiden Jahren für eine Belebung der Innenstadt sorgen sollten, auch in diesem Jahr wieder fortgesetzt werden, stellt Kessler-Franzen in Aussicht. „Wir tun alles dafür, dass Singen ein attraktiver Einkaufsstandort bleibt“, betont sie.