„Das soziale Problem wird verheerend“, erklärt Herbert Weber mit Blick auf die aktuell stark steigenden Energiepreise. Er leitet den Mieterbund Bodensee, der auch für den Hegau zuständig ist. Seit 50 Jahren engagiert er sich in diesem Verbund für die Belange der Mieter. Und Weber spricht Klartext: „Wenn die Preiserhöhungen und die Umlagen bei der Gasversorgung wie vorausgesagt für dreimal höhere Kosten als bisher sorgen, führt dies zu einer Katastrophe. Vor allem für die Menschen, die ohnehin schon mit dem Existenzminimum kämpfen, wie viele Rentner und andere finanziell schwach aufgestellte Menschen“, zeigt Weber auf.

Sie müssten ohnehin schon die allgemein explodierenden Teuerungen auffangen, etwa bei den Lebensmitteln. Dass auch Menschen mit geringen Einkommen in ihrer Wohnung im Winter nicht frieren müssen, ohne hohe Summen aufzubringen, sei aber ein Grundbedarf. Die nun von der Bundesregierung angekündigte Senkung der Mehrwertsteuer auf die Gasbezugspreise könne das Problem zwar etwas abfedern, aber nicht lösen.
Kaum Mietwohnungen für Veränderungen
„Die Menschen haben große Sorgen, wie viele uns mitgeteilt haben. Und gerade in Singen lebt nach unserer Einschätzung etwa ein Drittel der Bevölkerung in nicht privilegierten Verhältnissen, um dies etwas milde zu formulieren“, betont Weber. Einige seien bereit für Veränderungen etwa durch einen Umzug in eine kleinere Wohnung, um Heizkosten zu sparen.
„Es gibt aber kaum Mietwohnungen, die sich vor allem Geringverdiener leisten können, auch nicht als kleinere Einheiten“, sagt Weber. Er glaubt, dass nach den Gaspreisen auch die Kosten für die anderen Energieträger, wie Strom und Öl, in die Höhe schnellen.
Energieversorger geben Abgabe an Dritte weiter
Die Energieversorger Thüga und Stadtwerke Engen, die beiden Gaslieferanten im Hegau, kündigen bereits an: Sie erheben die Gaskosten-Umlagen. Es bleibe auch nichts anderes übrig. „Wir treten die Kosten nur an Dritte ab, an die Gas-Importeure“, erklärt Gabriele Müller, Pressesprecherin der Thüga mit Sitz in Singen. Viele Bescheide über Preissteigerungen der Gasversorgung seien an die Kunden schon versendet worden.
Die Engener Stadtwerke warten noch ein paar Tage damit. „Wir wollen den Kunden auch gleichzeitig die bevorstehenden Kosten der Umlagen mitteileilen“, begründet Michael Richter, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Engen. „Alle Verträge unserer etwa 1500 Gaskunden laufen zum Jahresende aus. Wie bei anderen Energie-Anbietern besteht ein Kündigungsrecht, wenn Preise verändert werden“, sagt Richter. Die Kunden könnten dann das Unternehmen wechseln. Dies sei aber nicht ganz so einfach in Energiekrisen-Zeiten wie diesen, so Richter.
Vermieter geraten in Zugzwang
Herbert Weber glaubt aus seiner Erfahrung heraus, dass Vermieter und Mieter unter den veränderten Bedingungen fair miteinander umgehen. „Klar ist, dass Vermieter die gestiegenen Kosten weitergeben müssen. In aller Regel geschieht dies aber sehr kulant, wie durch Zahlungsaufschübe“, schildert er. Noch nie könne er sich aber aus seiner langjährigen Tätigkeit entsinnen, dass Vermieter derart massive Erhöhungen der Energiekosten zu tragen hatten. So seien sie nun im Zugzwang, diese Steigerungen an die Mieter weiterzugeben.
Es führe kein Weg daran vorbei, dass öffentliche Gelder fließen müssten, um den Menschen zu helfen, die nun unverschuldet durch den Ukraine-Krieg in große finanzielle Not geraten. „Wir halten es für wichtig, dass schon im Vorfeld Bund, Land oder Kommunen einen Beitrag leisten. Wie durch die Unterstützung und Beratung von Sozialverbänden“, sagt Weber. Andernfalls befürchtet er ein gesellschaftliches Fiasko.
Energieversorger geben Abgabe an Dritte weiter
Die Energieversorger Thüga und Stadtwerke Engen, die beiden Gaslieferanten im Hegau, kündigen bereits an: Sie erheben die Gaskosten-Umlagen. Es bleibe auch nichts anderes übrig. „Wir treten die Kosten nur an Dritte ab, an die Gas-Importeure“, erklärt Gabriele Müller, Pressesprecherin der Thüga mit Sitz in Singen. Viele Bescheide über Preissteigerungen der Gasversorgung seien an die Kunden schon versendet worden.