Spirituelle Bedürfnisse spielen besonders bei kranken Menschen eine große Rolle, weiß Waltraud Reichle. Die Klinikseelsorgerin begleitet mit ihrem Kollegen Christoph Labuhn Patienten im Singener Krankenhaus auf ihrem letzten Lebensabschnitt und möchte dabei einen würdigen Raum schaffen, in dem sich die Menschen aufgehoben und geborgen fühlen. Dazu gehören Rituale, die die Betroffenen stärken, trösten und die ihnen Rückhalt schenken. Segensboxen können diese Arbeit unterstützen.

Gemeinsam hätten Klinikseelsorge, Stationsleitungen und Pflegedirektion die Idee entwickelt, Segensboxen zum Einsatz zu bringen. „Die Stationen haben sich etwas Neues gewünscht, die Segensboxen können da einen guten Beitrag leisten“, so Reichle. Alle 19 Stationen bekommen eine Box, die mit verschiedenen Dingen bestückt ist. Jetzt haben die Klinikseelsorger Waltraud Reichle und Christoph Labuhn die Segensboxen vorstellen können, nachdem der Hospizförderverein die Finanzierung des Projekts übernommen hat.

Um das Projekt zu finanzieren, habe man im November beim Hospizförderverein Horizont Singen und Hegau einen Antrag gestellt, die Anschaffungskosten für die Boxen zu übernehmen. Diese zweckgebundene Spende in Höhe von 3400 Euro fand beim Verein Anklang: „Wir hatten von der Idee bis zur Verwirklichung guten Austausch und es war schnell klar, dass wir dieses Projekt sehr gern unterstützen“, sagte die Vorsitzende des Hospizfördervereins, Gabi Eckert.

Gabi Eckert (Vorsitzende des Hospizfördervereins) übergab eine Segensbox an Pflegedirektorin Ursula Röder (Mitte) und Klinikseelsorgerin ...
Gabi Eckert (Vorsitzende des Hospizfördervereins) übergab eine Segensbox an Pflegedirektorin Ursula Röder (Mitte) und Klinikseelsorgerin Waltraud Reichle (rechts). | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Pflegedirektorin Ursula Röder kennt ähnliche Boxen aus anderen Krankenhäusern, doch dort standen sie oft nur im Schrank. „Diese sind so schön gestaltet und mit ihrer überkonfessionellen Ausstattung sehr hilfreich, um verschiedene Glaubensrichtungen anzusprechen“, sagte Röder. „Wir sind auch gefragt worden, ob wir wirklich 20 Boxen brauchen“, sagte Christoph Labuhn. Diese Frage kann er eindeutig bejahen.

Was in den Boxen drin ist

Denn jede Station bekommt eine Box, die nicht nur eine Bibel, einen Koran, eine kleine Buddha-Figur, einen Handschmeichler in Herzform, ein Holzkreuz und Karten mit passenden Motiven enthält. Bunte kleine Decken, Bücher mit Gebeten oder das Büchlein „Nicht allein gelassen: Eine Handreichung zur Begleitung von schwer kranken und sterbenden Menschen“, eine Schale sowie Perlenkränze und Kerzen mit LED-Licht gehören ebenfalls zur Grundausstattung, die durchaus erweiterbar sein könnte.

In der Segensbox sind diese Utensilien, die Trost spenden können.
In der Segensbox sind diese Utensilien, die Trost spenden können. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

In jeder Box ist auch ein großer Holzengel, der von Herbert Trautwein in seiner Hobby-Holzwerkstatt in Worblingen angefertigt wurde. „Ich besuche gern die offenen Himmel in der Klinikkapelle und habe Frau Reichle beim Weihnachtsgottesdienst ein paar kleine Engel aus Holz geschenkt“, erzählt der Rentner, der ursprünglich Modellschreiner gelernt hat.

Das war wohl die Initialzündung, jeder Box einen größeren Engel aus Holz beizulegen. So habe er in schätzungsweise 150 bis 180 Arbeitsstunden 20 große Engel angefertigt, außerdem die Holzkreuze und die Ständer für die Karten. Das Eichenholz, das nur hell gebeizt und mit Leinöl gestrichen ist, hatte er noch in seiner Werkstatt.

Das könnte Sie auch interessieren

An der Gestaltung der Segensboxen haben außerdem Gisela Trautwein sowie Theodore Geiser, Monika Golka und Corina Neumeister als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen der Klinikseelsorge aktiv mitgewirkt. So hat Corina Neumeister für die schöne Beschriftung der Boxen mitsamt den Schmetterlingen gesorgt.