Die Bohlinger Sichelhenke Ende August ist eines der großen Volksfeste der Region – und eines der wenigen großen Publikumsereignisse in den Sommerferien. Nach der verkleinerten Ausführung im vergangenen Jahr, als die Sichelhenke Corona-bedingt als reines Freiluft-Ereignis stattfand, kann das Fest nun fast wie gewohnt über den Festplatz gehen. Zumindest theoretisch. Denn praktisch gibt es dann doch einige markante Änderungen: Der Rummel fällt aus und das neue Lager ist endlich da, aber teurer als gedacht. Was bleibt, sind viel Vorfreude auf ein umfangreiches Programm – und große Pläne für die Zukunft der Sichelhenke.
Der Rummelplatz fällt dieses Jahr aus
Bohlingens Ortsvorsteher Stefan Dunaiski gehört unter anderem zum Vorstand des Sportvereins Bohlingen, der in diesem Jahr die Sichelhenke organisiert. Er ist an den Vorbereitungen des Festes beteiligt und bekommt die Herausforderungen hautnah mit. Die Information, dass es in diesem Jahr bei der Sichelhenke den traditionellen Rummelplatz nicht geben wird, bestätigt er auf Anfrage. Der wichtigste Grund dafür ist laut dem Ortsvorsteher, dass der Schausteller, der bislang den Rummel zur Sichelhenke beigesteuert hat, sich nach dem Fest 2019 zur Ruhe gesetzt habe.
Dann kam die Corona-Pandemie und die Welt sah anders aus – auch bei den Schaustellern. Es gebe inzwischen viel weniger Schausteller, so Dunaiski: „Schon vor mehr als einem Jahr haben wir mit der Suche nach einem neuen Schausteller begonnen.“ Allerdings sei die Suche ohne Erfolg geblieben. „Zuckerwatte und Süßigkeiten bekommt man her“, sagt Dunaiski. Aber die Bohlinger Vereine hätten dem Publikum eben auch gerne Karussell, Schießstand und mehr geboten, bedauert der Ortsvorsteher. Die Bohlinger Vereine haben dennoch wieder ein umfangreiches Programm zusammengestellt.

Für Kinder wird es auch ohne Rummel einige Attraktionen geben. So stellt Dunaiski einen Streichelzoo in Aussicht, ebenso wie viele Handwerkervorführungen in der Marktgasse, bei denen man mitunter auch selbst Hand anlegen kann. Und zum Kindernachmittag am Montag, den der Sportverein auf die Beine stellt, wird auch ein Zauberer erwartet.
Dunaiski hat außerdem Hoffnungsvolles für die Sichelhenke im nächsten Jahr zu vermelden. Es gebe bereits Gespräche mit einem Schausteller, der Interesse daran hat, langfristig bei der Sichelhenke einen Rummelplatz bereitzustellen. Doch Konkreteres könne er noch nicht sagen.
Viele freiwillige Helfer packen mit an
„Es sind von allen Vereinen Helfer dabei und die ganze Bohlinger Dorfgemeinschaft packt mit an“, sagt Ortsvorsteher Dunaiski. Gerüchten, dass freiwillige Helfer für das Fest fehlen würden, widerspricht er vehement. Mit den vorhandenen Ehrenamtlichen könne auf jeden Fall das vorgesehene Festprogramm auf die Beine gestellt werden. Und selbst wenn nicht alle Helferlisten restlos voll sein sollten: „Das war auch in früheren Jahren nicht anders. Manche melden sich noch kurzfristig.“ Bei den Bedienungen könnte man allerdings noch tatkräftige Unterstützung brauchen, sagt Dunaiski.
Lagergebäude wurde deutlich teurer
Der Bau am Rande des Bohlinger Festplatzes kommt in diesem Jahr zum ersten Mal zum Einsatz. „Dafür sind wir der Stadt sehr dankbar“, sagt Stefan Dunaiski. Denn dadurch, dass Vieles nun direkt am Festplatz gelagert werden kann, dürften für die Aufbauhelfer mehrere Tage Arbeit wegfallen. Auch Elektro- und Wasseranschluss seien weniger aufwendig.
Das Gebäude ist allerdings am Ende deutlich teurer geworden als ursprünglich geplant. Bei der Auftragserteilung im Mai 2022 war der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Singener Gemeinderats von 350.000 Euro Kosten ausgegangen. Herausgekommen sind am Ende knapp 500.000 Euro. Den überplanmäßigen Ausgaben hat der Gemeinderat im September zugestimmt, nach den ersten Ausschreibungen. Damals wurde ein Budget von 480.000 Euro genehmigt – allerdings ohne die Berücksichtigung von Altlasten und ohne Fotovoltaikanlage auf dem Dach. „In diesem Rahmen wird das Bauvorhaben auch abgeschlossen werden“, heißt es nun auf Nachfrage aus der städtischen Pressestelle.
Die vorgesehene Solarstromanlage sei inzwischen auch installiert und habe 86.000 Euro gekostet. Ursache seien Kostensteigerungen seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg, so die Pressestelle der Stadt. Auch Ortsvorsteher Dunaiski sagt: „Die Preise am Bau sind einfach durch die Decke gegangen.“ Die Vereine hätten an dem Gebäude zwar einiges in Eigenleistung erbracht, doch von den Kosten her seien das eher Kleinigkeiten gewesen.
Künftig wieder politische Veranstaltung?
Die bislang letzte politische Veranstaltung bei der Sichelhenke fand laut dem Ortsvorsteher 2017 statt. In diesem Jahr sei eine Einladung an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erfolglos geblieben, trotz des 1250. Jubiläums von Bohlingen, das die Dorfgemeinschaft bereits ausgiebig gefeiert hat. Doch die politische Veranstaltung wolle er gerne wiederbeleben, sagt Dunaiski, und zählt auf, dass unter anderem der frühere SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und alle früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten zu Gast gewesen seien – nur Kretschmann fehle noch in der Sammlung.
Die Vereine freuen sich in jedem Fall auf ein friedvolles und fröhliches Fest, so Dunaiski. Und einen Hinweis hat er noch: Er fände es schön, wenn die Gäste in Tracht kommen und sich für den besonderen Anlass etwas Besonderes anziehen würden.