Ein Krankenhausaufenthalt kann ein Leben durcheinanderbringen. Eine schwerwiegende Diagnose kann es sogar vollkommen auf den Kopf stellen. Betroffene wie auch Angehörige fühlen sich oft hilflos. Im Hegau-Bodensee-Klinikum Singen sind haupt- und ehrenamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger tätig. Sie hören sich die Sorgen und Ängste der Menschen an, nehmen sich Zeit, bieten Hilfe – menschlich und fachlich.

Waltraud Reichle von der katholischen Seelsorge und ihr Kollege Christoph Labuhn von der evangelischen Seelsorge leiten die ökumenische Seelsorge und Klinikgemeinde am Singener Klinikum. Aber wer nimmt das Hilfsangebot in Anspruch? „Das ist ganz unterschiedlich. Manche kommen überraschend in eine kritische Situation und suchen dann zu uns den Kontakt, weil sie jemanden brauchen, der ihnen Sicherheit und Orientierung gibt, bis sie sich vertrauten Menschen aus ihrem eigenen Umfeld mitteilen möchten“, erklärt Waltraud Reichle. „Andere kennen uns bereits von vorangegangenen Aufenthalten und melden sich. Wieder andere wünschen sich Rituale, beispielsweise in der Sterbe- oder Trauerbegleitung, wie Gebete oder einen Segensspruch“, sagt sie.

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Das Seelsorge-Team sei an die Schweigepflicht gebunden, daher falle es einigen Menschen leichter, sich ihm gegenüber die Sorgen und Nöte „von der Seele zu reden“, so Reichle. Immer weniger Menschen seien in der traditionellen Religion verankert, seien zunehmend kirchenfern, entdeckten aber gerade in Krisen ihre spirituellen Bedürfnisse, sagt die Seelsorgerin. Sie erklärt: „Diese spirituellen Bedürfnisse sind weit gefasst. Das kann die Sehnsucht nach Verbundenheit mit einer großen, göttlichen Macht sein, die Geborgenheit schenkt. Auch die Natur, Kunst oder Musik können zur Kraftquelle werden.“

In der Krankenhauskapelle finden alle Gefühle ihren Raum

Im dritten Obergeschoss des Hauptgebäudes des Singener Klinikums befindet sich die ökumenische Krankenhauskapelle. Die Türen der Kapelle stehen dabei Tag und Nacht allen Menschen offen, Patientinnen und Patienten, Angehörigen und Mitarbeitenden. Wer mag, könne laut Reichle seine Wünsche, Bitten und Anliegen in das ausliegende Fürbittenbuch eintragen. Die erst kürzlich neu gestaltete Kapelle soll ein Kraftort sein, ebenso ein Ort der Stille, des Gebets, des Gedenkens. Hier finden alle Gefühle ihren Raum.

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„Manchmal zünden Menschen auch einfach nur eine Kerze an“, so Waltraud Reichle. „In der Stille ist es oft auch möglich, den Blick zu öffnen, neue Perspektiven zu sehen.“ Die Kapelle, die Raum für bis zu 80 Personen bietet und mit einem behindertengerechten Zugang ausgestattet ist, wird auch gerne für private Anlässe, wie beispielsweise Goldene Hochzeiten, angefragt, sagt die Seelsorgerin. Auch in den regelmäßig veranstalteten Gottesdiensten und Konzerten, die auch auf Wunsch ins Krankenzimmer übertragen werden, dient die Kapelle als Ort der Begegnung und des Miteinanders.

Segensfeier für werdende Eltern in der Klinikkapelle

Das Veranstaltungsprogramm der Krankenhauskapelle nimmt endlich wieder Fahrt auf. Bereits im März 2020 vorbereitet und beworben, dann aber wegen des Corona-Lockdowns zurückgestellt, wird am Samstag, 15. Juli, eine Segensfeier für all diejenigen stattfinden, die ein Kind erwarten. „Im Vorbereitungsteam der Feier sind Hebammen, Seelsorgende und Fachreferenten aus dem Referat Frauen-Männer-Gender der Region Bodensee-Hohenzollern“, erzählt Waltraud Reichle.

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Sie erklärt die Idee, die dahintersteckt: „Wenn ein Kind erwartet wird, dann freuen sich viele, nicht nur die werdenden Mütter und Väter, sondern auch Großeltern, Geschwister und Paten. Diese Vorfreude soll in dieser Feier miteinander geteilt und der Segen für eine gute Schwangerschaft und Geburt erbeten werden.“ Die musikalische Gestaltung der Feier, zu der Menschen aller Kulturen und Religionen eingeladen sind, liegt in den Händen von Manuela und Andreas Dreher und Alexandra Graf. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, untereinander Kontakt zu knüpfen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Gleich zwei öffentliche Feiern finden am Samstag, 15. Juli, in der Klinikkapelle statt: Um 9.30 Uhr eine Eucharistiefeier und um 11 Uhr die Segensfeier für alle, die ein Kind erwarten. Infos bei Marian Antoni, Telefon: 0176 56863913. Der „Offene Himmel“ mit dem Chörle unter der Leitung von Elisabeth Paul findet am Sonntag, 16. Juli, um 10 Uhr statt. Infos bei Waltraud Reichle und Christoph Labuhn, Telefon: 07731 890.