Die Trennung des Neurochirurgen Aram Bani vom Singener Krankenhaus geht in die nächste Runde. Zum 1. September will der Arzt seine Praxis, die er derzeit vom Singener Krankenhaus mietet, an die Kreuzensteinstraße verlegen. Dort übernehme er die Praxis des Chirurgen Gerd Vatter, der in den Ruhestand gehe, sagt Bani. Im Hintergrund stehe, dass das Krankenhaus den Mietvertrag für die bisherigen Praxisräume zum 1. Oktober gekündigt habe.

Dass es zur fristgerechten Kündigung des Mietvertrags gekommen war, hatte Bernd Sieber, Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN), bereits bei früherer Gelegenheit auf Anfrage bestätigt. Im Hintergrund steht offenbar der Rechtsstreit zwischen Krankenhaus und Neurochirurg um das Ende ihrer Kooperation, der beim Landgericht Konstanz anhängig ist. Zur Kündigung des Mietvertrags habe man sich entschlossen, nachdem Banis Klage eingegangen sei, sagte Sieber damals. Der überregional bekannte Arzt wehrt sich damit gerichtlich gegen den Zeitpunkt, zu dem das Krankenhaus den Kooperationsvertrag über stationäre Leistungen beendet hat. Seit dem Ende der Kooperation baut das Krankenhaus eine eigene Neurochirurgie auf, die Disziplin ist an vielen Stellen der medizinischen Versorgung wichtig.

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Ursprünglich hätte das Krankenhaus Härten für die Praxis vermeiden wollen, hatte Sieber zuvor erklärt. Dabei ging es beispielsweise um die Mitarbeiter, die dann möglicherweise ihren Arbeitsplatz hätten verlieren können. Daher habe man den Mietvertrag auch nach dem Ende der weiteren Zusammenarbeit zunächst weiterlaufen lassen, so Sieber. Doch das ist offenbar Schnee von gestern und Bani stand mit seiner Praxis unter Zugzwang. Da kam die Gelegenheit gerade recht, dass die Räume an der Kreuzensteinstraße frei wurden. Es gebe dort bereits einen Eingriffsraum, den sie bis Ende August zu einem ambulanten Operationssaal umbauen lassen wollen, sagen der Neurochirurg und seine Frau Juliane Bani, die als Managerin der Praxis arbeitet: „Das soll auf den neuesten Stand kommen“, so Aram Bani.

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Praxis Vatter schließt zum August

Der Umbau beginne in diesen Tagen, Gerd Vatter habe den Eingriffsraum schon freigegeben, sagt Juliane Bani. Sein Praxisbetrieb ende Mitte August. Vatter selbst gab zu seinem Eintritt in den Ruhestand auf Anfrage keine Stellungnahme ab. Der Betrieb der Praxis Bani beginnt am 1. September. Größere Eingriffe könne er ab Oktober anbieten, sagt Aram Bani. Das notwendige Personal habe er schon. Der ambulante OP soll auch anderen Ärzten für Eingriffe zur Verfügung stehen. Außerdem soll es auch Übernachtungsplätze geben, für Patienten, die nach einem Eingriff für eine Nacht bleiben müssen.

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Für das neue Vorhaben rechnet sich Aram Bani gute Chancen aus. Denn der Trend in der Medizin gehe zu ambulanten Eingriffen, worauf sich auch der GLKN bei den Planungen für einen möglichen Krankenhausneubau für den westlichen Hegau einstellt. Die Patienten müssten dann weniger lang bleiben, sagt Bani, und die Wartezeit auf Termine reduziere sich.

Heutzutage würden die Krankenkassen allerdings Abschläge geltend machen, wenn Patienten vor der im Abrechnungssystem vorgesehenen Verweildauer aus dem Krankenhaus entlassen werden. Doch auch in dieser Hinsicht würden sich Änderungen abzeichnen, sagt der Arzt. Auch in der Neurochirurgie könne man sehr viele Eingriffe ambulant oder mit einer Übernachtung machen. Über seine eigenen Angebote verhandle er derzeit noch mit den Krankenkassen, doch die Gespräche würden positiv laufen.

Ärztehaus in Rielasingen-Worblingen wird es so nicht geben

Das klingt ganz wie das Konzept, das Aram Bani schon für ein neu zu bauendes Ärztehaus in Rielasingen-Worblingen vorgestellt hat, nur eine Nummer kleiner. Dort hätte er einen Neubau mit mindestens zwei Operationssälen für ambulante Eingriffe errichten wollen, die Pläne waren bereits weit gediehen und in der Öffentlichkeit vorgestellt. Doch umgesetzt werden sie nicht, wie das Ehepaar nun einräumt. Das Grundstück in Rielasingen-Worblingen hätten sie daher gar nicht erst gekauft, sagt Juliane Bani. Durch die Kündigung des bisherigen Mietvertrags für die Räume im Krankenhaus habe man rasch handeln müssen, sagt Aram Bani.

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Das bestätigt Ralf Baumert, Bürgermeister von Rielasingen-Worblingen. Der Gemeinderat habe dem Verkauf zwar zugestimmt, doch umgesetzt würde dieser in der Regel erst, wenn Baurecht besteht. Dazu kam es nun nicht, wenn vor etwa zwei Wochen seien die Banis bei ihm gewesen und hätten das Aus des Projekts verkündet. „Ich bedauere das zutiefst, es wäre schön gewesen“, sagt Baumert, der das Bild von der Sonne am Horizont der Ärzteversorgung in der Gemeinde bemüht. Doch er müsse die Entscheidung akzeptieren. Die Gemeinde habe derzeit aufgrund der wirtschaftlichen Lage keine Pläne, das Projekt weiterzuverfolgen, weder selbst als Bauherr noch durch die Suche nach einem Investor.

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Auch zum zeitlichen Zusammenhang mit dem Tag der Bürgermeisterwahl im März nimmt Baumert Stellung. Das Ehepaar Bani, das er auch über Vorstandsarbeit im Förderverein für das Singener Krankenhaus kennt, habe das Projekt vorgestellt und stark unter Zeitdruck gestanden. Er stellt klar: „Der Druck kam nicht von unserer Seite.“ Es habe sich zeitlich schön ergeben, das wolle er nicht abstreiten. Doch er habe nichts am zeitlichen Ablauf inszeniert – übrigens genauso wenig wie beim Bau der Leichtbauhalle zur Unterbringung von Flüchtlingen, wie er ebenfalls anmerkt.