Tierschutzorganisationen sind auf Geldspenden angewiesen, um ihrer meist ehrenamtliche Arbeit zum Wohl der Tiere nachgehen zu können. Wie ist die Situation im Hegau? Der SÜDKURIER hat bei Tierschutzorganisationen nachgehakt.

„Ganz ehrlich, ich bin selbst mittlerweile so verunsichert, dass ich meist nur noch an die Projekte und Organisationen spende, zu denen ich einen persönlichen Bezug habe, wo ich weiß, wem ich das Geld anvertraue und wie es verwendet wird“, sagt Beate Grundmüller. Sie ist Vorsitzende der im Jahr 2022 gegründeten Tafel für Tiere mit Sitz in Singen. Zur Transparenz der Spenden sagt sie: „Bei uns kommt jeder Cent eins zu eins bei den Tieren an. Das funktioniert aber nur deshalb, weil wir alle ehrenamtlich arbeiten und daher keine Personalkosten anfallen. Einzig die Raummiete müssen wir zahlen. Dafür versuchen wir durch Aktionen, wie beispielsweise Kaffee- und Kuchenverkauf, Geld einzunehmen.“

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Die Ehrenamtlichen bei der Tafel für Tiere seien dankbar, dass auch einige größere Firmen als Sponsoren mit dabei sind, die regelmäßig die Arbeit unterstützen. Ebenso würden sie die Geld- und Sachspenden von Privatleuten schätzen, so Grundmüller. Der Verein lege Wert darauf, dass ihm in keiner Weise eine Vorteilsnahme vorgeworfen werden könne, deshalb wurde in der vergangenen Vereinssitzung sogar eine neue Regelung beschlossen und schriftlich festgelegt.

Das sind die neuen Änderungen

Beate Grundmüller erklärt die neue Regelung: „Es kam in der Vergangenheit schon einmal vor, dass Besitzer verstorbener Tiere ihre Ausstattung zu uns brachten und darunter besonders schöne Sachen waren. Beim Sortieren der Ware kam dann schon einmal die Frage aus dem Kreis unserer ehrenamtlichen Helfer, ob sie das eine oder andere Teil gegen einen angemessenen Spendenbetrag erwerben dürften. Wir haben nun festgelegt, dass alles, was wir an Spenden bekommen, ausschließlich an Bedürftige ausgegeben wird. Auf diese Weise möchten wir sicherstellen, dass unser Handeln transparent und korrekt ist“, sagt Grundmüller über die Neuerung.

Spenden gehen ausschließlich an Bedürftige

Der Verein Bio-Top, der im Jahr 2004 eine Wildtierauffang- und Pflegestation im Grenzgebiet Konstanz-Tägerwilen aufbaute, ist seit dem Jahr 2013 in Volkertshausen beheimatet. In unermüdlichem Einsatz bieten die Helfer eine intensive Betreuung für Wildvögel und Kleinsäuger in Not. Momentan sei der Verein so stark mit Arbeit überlastet, dass ein Interview nicht möglich war, heißt es von den Verantwortlichen.

Wie der SÜDKURIER jedoch in vergangenen Interviews erfahren hat, wird die Arbeit in privater und ehrenamtlicher Initiative organisiert. Da die Aufnahme und Pflege der Tiere mittlerweile kaum noch zu bewältigen sei, sehe sich der Verein gezwungen, für den weiteren Fortbestand zunehmend auf Unterstützungen und Partnerschaften zurückzugreifen.

Tierheim finanziert sich selbst

Das Singener Tierheim nimmt Haustiere wie Hunde, Katzen, Vögel und Nager auf und versucht die Tiere dauerhaft in ein neues Zuhause zu vermitteln. Das Tierheim, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, wurde aus Eigenmitteln aufgebaut. Dazu seien die Initiatoren zunächst mit großem Engagement in Vorleistung gegangen. Für den Bau des Gebäudes hätten Mitglieder, Freunde und Helfer mit Genehmigung des Landratsamtes in einer Haussammlung, bei der sie im gesamten Hegau unterwegs waren, 138.000 Mark Startkapital gesammelt. Danach konnte endlich mit dem Bau des Neubaus gestartet werden.

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Marion Czajor, Vorsitzenden des Tierschutzvereins sagt: „Wir freuen uns ebenso über Geldzuwendungen wie Sachspenden.“ Das Tierheim sei dankbar für die Zuwendungen, denn es finanziere sich nach wie vor selbst. „Jeder Beutel Futter hilft uns, Kosten einzusparen“, betont sie. Glücklich zeige sie sich vor allem über das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die die in Supermärkten aufgestellten Futterboxen füllen. „Man muss ganz klar sagen, ohne eine verlässlich helfende Bürgerschaft könnten wir unseren Betrieb gar nicht aufrecht halten.“

Viele Menschen möchten das Tierheim mit Sachspenden unterstützen, sie fragen dann im Vorfeld, was benötigt werde, sagt Czajor. Das können neben Decken, Körbchen, Leinen oder Näpfen durchaus auch Hygieneartikel wie Putz- oder Waschmittel sein. Das Tierheim sei stolz darauf, dass es in den Bewertungen im Internet gut abschneide und die Sauberkeit allgemein gelobt werde, so Czajor.

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Trotz der Sachspenden seien die Geldspenden aber unerlässlich. Marion Czajor erklärt: „Da wir alleiniger Träger des Tierheims sind, benötigen wir durchschnittlich gut 130.000 Euro jährlich für den Unterhalt. Darin sind die Betriebskosten für beispielsweise Strom, Wasser, Heizung, Versicherungen, Instandhaltung sowie Impfung und Personalkosten enthalten. Gerade für schwierige und traumatisierte Tiere benötigen wir fachlich versiertes Personal, damit die Tiere überhaupt eine Chance haben, vermittelt zu werden. Alleine mit Ehrenamtlichen können wir einen Betrieb dieser Größenordnung definitiv nicht führen.“

Finanzielle Zuwendungen würden zudem für Spezialfutter verwendet, das die Schützlinge beispielsweise im Falle einer Nierenerkrankung benötigen würden, so die Vorsitzende. Hinzu kommen noch die Kosten für die medizinische Versorgung und Kastration, die zwingend notwendig sei, um die Population einzudämmen. Eine Katze könne zweimal jährlich gebären, um das zu verhindern, werde präventiv gehandelt. „Wir bekommen keine festgelegten Zuschüsse aus Steuergeldern, wie beispielsweise manch andere Institutionen“, so die Vorsitzende. „Das Geld muss daher innerbetrieblich generiert werden.“

Dazu habe der Verein vier Standbeine: Neben den Mitgliedsbeiträgen sowie der Fundtierverwahrung, kommen Einnahmen durch die Inpflegenahme der Tiere zustande, wenn Besitzer krank sind oder in den Urlaub fahren. Hierfür werde ein fester Tagessatz berechnet. Das vierte Standbein seien die Spenden sowie Zuwendungen aus Geldbußen oder aus Nachlässen, auf die das Singener Tierheim weiter hoffe.