Wenn am 28. Juni 2025 das Landesmusikfestival über 15 Bühnen in Singen geht, ist das auch ein Verdienst von Jürgen Schröder. Denn die Idee, das größte Amateurmusikfestival des Landes nach Singen zu holen, stammte von ihm. Das sagte Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler gleich zu Beginn des Pressegesprächs, bei dem der Vertrag fürs Landesmusikfestival unterzeichnet wurde. Der langjährige CDU-Gemeinderat Schröder, der im September gestorben ist, war auch stellvertretender Präsident des Blasmusikverbandes Hegau-Bodensee. 2019 bewarb sich die Stadt als Ausrichter des Landesmusikfestivals und erhielt den Zuschlag. „Da können wir zum Dank mal einen Ruf nach oben richten“, so Häusler.
Allein war die Stadt Singen mit ihrem Plan nicht. Die Gastgeberrolle für fünf Landesmusikfestivals habe man im Jahr 2019 ausgeschrieben, sagte Christoph Palm, Präsident des Landesmusikverbands Baden-Württemberg, bei der Vertragsunterzeichnung. Und mehr als 20 Bewerbungen von sehr hoher Qualität seien eingegangen. Eine von den fünfen, die die Jury überzeugt haben, sei eben die aus Singen gewesen.

Die musikalische Großveranstaltung steht unter dem Motto „Musik verbindet, Singen vereint“. Das ist nicht nur ein Wortspiel mit Gesang und dem Namen der gastgebenden Stadt. Es soll vor allem Werbung sein für die verbindende Wirkung von Musik, wie Christoph Palm mit Patrick Rapp, Präsident des Bundes Deutscher Blasmusikverbände (BDB), betonte. Der BDB ist selbst im Landesmusikverband organisiert und tritt als Mitveranstalter des Landesmusikfestivals (LMF) auf. „Es geht darum, das Verbindende zu suchen“, erklärte Rapp. Und Palm sagte: „Alle, die guten Willens sind und unsere Werte teilen, sind bei uns willkommen.“
Stattfinden soll das Gastspiel des LMF am Samstag, 28. Juni 2025, in der ganzen Stadt – und damit auch in dem Jahr, in dem das Blasorchester der Stadt Singen (BOS) auf 50 Jahre des Bestehens zurückblicken kann. Gleichzeitig ist das auch der Samstag des Singener Stadtfestes. Zu dem traditionsreichen Fest stehen ohnehin schon mehrere Bühnen unter freiem Himmel in der Singener Innenstadt. Im nächsten Jahr werden es dann noch ein paar mehr sein.
Denn die Musiker, die aus ganz Baden-Württemberg anreisen können, brauchen genügend Auftrittsgelegenheiten. Daher werde es von Rathausplatz bis Musikinsel 15 Bühnen und noch eine Auftrittsmöglichkeit in der Lutherkirche geben, so Bernd Häusler.
Eine Million Mitglieder sind angesprochen
Und die dürften auch notwendig sein: „In den vergangenen Jahren waren etwa 2500 bis 3000 Musiker dabei“, sagte Christoph Palm vom Landesmusikverband. Darin sind nach eigenen Informationen vier Chor- und sieben Instrumentalverbände organisiert, die beinahe 12.000 Ensembles und zusammen etwa eine Million Mitglieder haben. „Bei uns sind die Amateurmusiker organisiert“, sagte Palm am Rande der Veranstaltung.
Und allein der Bund Deutscher Blasmusikverbände, der selbst im Landesmusikverband Mitglied ist und das Landesmusikfestival mit dem Dachverband und der Stadt organisiert, habe 1000 Mitgliedsvereine und 75.000 aktive Musiker, sagte dessen Präsident Patrick Rapp bei dem Termin.
Bei musikalischen Großveranstaltungen ist die Stadt Singen schon geübt, 2018 fand das Verbandsmusikfest unterm Hohentwiel statt, sagte Johannes Steppacher, Präsident des Blasmusikverbandes Hegau-Bodensee. 85 Vereine aus der ganzen Region seien in seinem Regionalverband organisiert. Er warb schon einmal um helfende Hände: „Freiwillige Helfer sind sehr wichtig.“
Anderes Programm beim Stadtfest
Für Musik ist am Stadtfestsamstag also gesorgt. Tagsüber finde auf allen Bühnen LMF-Programm statt und die Auftritte von Bands, wie man sie zuletzt gewohnt war, werde es dann nicht geben, sagte Claudia Kessler-Franzen. Sie ist Wirtschaftsförderin der Stadt und seit langen Jahren Organisatorin des Stadtfestes.
Auf drei Stadtfestbühnen werde es abends das klassische Festprogramm geben, doch Haupt- und Heimatbühne würden auch dann noch dem LMF gehören. „Die Gruppen sind darüber informiert, dass es im nächsten Jahr weniger Auftrittsmöglichkeiten geben wird“, so Kessler-Franzen. Das sei in Ordnung, zumal einige Gruppen im Laufe des dreitägigen Stadtfestes auch mehrfach auftreten würden. Das Stadtfest sei auch eine schöne Umgebung für die anreisenden Musiker, sagte sie.
Unter den Musikern, die zur Teilnahme am Festival aufgerufen sind, spüren die Verbandspräsidenten jedenfalls große Lust auf Auftritte: „Die Gruppen wollen nach Corona wieder auftreten“, sagte Patrick Rapp vom Blasmusikverband. Und Christoph Palm ergänzte, dass man in den letzten Jahren schon vor Erreichen der Anmeldefrist die Bremse ziehen musste, weil die Auftrittsmöglichkeiten ausgeschöpft waren: „Es gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“