Das Jahr 2021 dürfte eines der sichersten in Singen gewesen sein. Jedenfalls hat die Polizei sowohl bei Verkehrsunfällen als auch bei Straftaten im vergangenen Jahr jeweils die niedrigsten Werte im Fünf-Jahres-Vergleich verzeichnet. Dies sagte Thomas Krebs, Leiter des Singener Polizeireviers, in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Auf Anfrage sagt Krebs aber auch, dass sich in diesem Jahr wieder eine leichte Steigerung bei Unfällen und Kriminalität abzeichne, jedenfalls wenn man die ersten Halbjahre 2021 und 2022 vergleicht. Was die Zahlen bedeuten:

Verkehrsunfälle: Rekordverdächtig wenige Unfälle, aber drei Tote

Die 569 Unfälle, welche die Polizeistatistik für 2021 auf dem Gebiet der Stadt Singen ausweist, sind zwar der niedrigste Wert im Fünf-Jahres-Vergleich. Allerdings habe man drei Unfalltote zu beklagen, so Krebs – ein relativ hoher Wert, wie der Blick in die Statistik zeigt. Einer davon sei ein Pedelec-Fahrer gewesen, der gegen einen Baum gefahren und an den Folgen des Aufpralls gestorben sei. Bei den beiden anderen Fällen, die sich in der Freiheitstraße sowie im Ortsteil Überlingen am Ried ereignet hätten, seien Fußgänger jeweils durch Autos tödlich verletzt worden.

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Besonderes Augenmerk legte Krebs in seinem Bericht auf Unfälle mit Radfahrern. Davon gab es laut der Polizeistatistik im vergangenen Jahr 101. Dabei wurden 73 Personen leicht und 15 Personen schwer verletzt, ein Mensch starb. 64 Prozent der Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern seien allerdings durch die Radfahrer selbst verursacht worden.

Die häufigsten drei Ursachen für Unfälle mit Fahrrädern sind laut der Statistik zu hohe Geschwindigkeit, Verstöße gegen Vorfahrtsregeln und das Fahren in der falschen Richtung.

„Bei den Verkehrsunfällen sind wir auf dem tiefsten Stand der letzten fünf Jahre.“ Singens Polizeirevierleiter Thomas Krebs
„Bei den Verkehrsunfällen sind wir auf dem tiefsten Stand der letzten fünf Jahre.“ Singens Polizeirevierleiter Thomas Krebs | Bild: Tesche, Sabine

Könnte die Unfallbilanz besser ausfallen, wenn auf mehr Straßen Tempo 30 gelten würde? Diese Frage stellte Eberhard Röhm (Grüne). Es wäre zumindest die logische Erwartung, dass bei niedrigerem Tempo die Unfallfolgen weniger schlimm ausfallen als bei höheren Geschwindigkeiten, sagte Krebs dazu. Es gebe allerdings noch keine Studie, die den Zusammenhang zweifelsfrei belege. Und Marion Czajor (Neue Linie) wollte wissen, ob man von Radfahrern eine Art Führerschein verlangen könne. Das gebe das Gesetz nicht her, entgegnete Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler.

Kriminalität: Rückgang in allen Bereichen – außer bei Sexualdelikten

Auch bei der Kriminalität hat die Polizei mit 3105 Straftaten im Jahr 2021 ein Fünf-Jahres-Tief verzeichnet. Die Aufklärungsquote lag demnach bei 69,5 Prozent (2020: 67,7 Prozent). Zum zweiten Mal in Folge sei Singen damit statistisch gesehen sicherer als Konstanz, sagte Krebs im Gemeinderat. Vor allem bei Diebstählen habe es einen massiven Rückgang gegeben. Beim einfachen Diebstahl sank der Wert auf 657 Delikte (2020: 755), beim schweren Diebstahl auf 248 Delikte (2020: 327). Gleichzeitig verzeichneten die Beamten etwa 170 Fälle von illegaler Einreise und etwa 230 Fälle im Zusammenhang mit Drogen.

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Auf der Landkarte zeigte Krebst den Gemeinderäten, wo sich die Taten ereignet haben. Darunter sind Orte wie schwer einsehbare Parks oder Diskotheken. Doch auch beim Polizeirevier selbst gibt es Punkte, die Straftaten markieren: „Das sind Straftaten zum Nachteil meiner Kollegen“, so Krebs. Auch das Krankenhaus hat solche Punkte. Dabei handele es sich um Straftaten gegen Ärzte und Pflegepersonen, die ebenfalls zur Zielscheibe von Körperverletzungen werden können.

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Hier hat sich die Zahl der Straftaten verdoppelt

Das einzige Segment, das in der Statistik gewachsen ist – und das deutlich -, sind Sexualdelikte, im Polizeijargon Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung genannt. Der Wert stieg von 49 (2020) auf 98 Fälle (2021). Dies sei auf die unerlaubte Verbreitung von pornografischen Inhalten zurückzuführen, erklärte Krebs.

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Darunter ist laut Strafgesetzbuch unter anderem zu verstehen, dass pornografische Inhalte an Jugendliche unter 18 Jahren gehen oder an einen anderen gelangen, ohne dass dieser dazu aufgefordert hat. Häufig seien dabei Jugendliche die Täter, erklärt auch Thomas Krebs im Gemeinderat. Zur Anzeige komme es, wenn beispielsweise Eltern solche Inhalte bemerken.

Messerattacke schlägt auch in der Statistik auf

Und die Statistik weist für 2021 auch drei Straftaten gegen das Leben aus, also Mord, Totschlag oder der Versuch dazu. Alle drei würden mit dem Konflikt der beiden syrischen Großfamilien zusammenhängen, sagte Krebs. Dieser Konflikt wurde erst kürzlich weiter vor Gericht aufgearbeitet, im Zusammenhang mit der Messerattacke im Dezember 2020 wurde er öffentlich bekannt.

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Die Taten seien dabei zwar schon im Jahr 2020 geschehen, erklärt Krebs auf Nachfrage. Die Ermittlungen seien aber erst 2021 abgeschlossen worden, weshalb die Fälle in der Statistik für 2021 erscheinen. Der Grundkonflikt zwischen den beiden Familien sei schon in Syrien entstanden, sagte er noch auf Anfrage von Marion Czajor.