Tobias Herrmann bezeichnet sich selbst als Kopfmensch mit einem verlässlichen Bauchgefühl. Beides spielte eine entscheidende Rolle, als die Überlegung reifte, sich als Landtagskandidat für die CDU im Wahlkreis Singen/Stockach aufstellen zu lassen. Politisch ist der 48-jährige Familienvater aus Überlingen am Ried allerdings noch ein unbeschriebenes Blatt. Ob dies für ihn ein Nachteil sei? Nein, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER betont. „Ich habe den unverfälschten Blick und weiß, was die Menschen hier in der Region bewegt“, sagt er und ergänzt: „Ich sehe so auch Dinge aus den Augen der Menschen, die nicht politisch sind. Ich habe mitten aus der Gesellschaft heraus den Schritt in die Politik gemacht“.
Das sei auch seine Stärke: Die Flexibilität, sich auf neue Umstände einzustellen, und den Menschen zuzuhören. „Unabhängigkeit bringt Vorteile“, so Herrmann weiter. Um etwas für die Region bewegen zu könne, müsse man sich auch aktiv engagieren. Dabei will Tobias Herrmann einem CDU-Politiker, den er selbst familiär kennt, nacheifern: „Andreas Jung sehe ich schon als so etwas wie mein politisches Vorbild an. Er ist authentisch und steht zu seinem Wort“, so Herrmann weiter.
Tochter Rhea: „Noch ist Papa Lehrer.“
Tobias Herrmann lebt mit seiner Familie seit fünf Jahren im Singener Stadtteil. Er ist mit Maren Herrmann verheiratet und hat zwei Kinder. Tochter Sophie ist 20 Jahre alt, die kleinste heißt Rhea und ist sieben. Der Landtagskandidat stammt ursprünglich aus Weil der Stadt, geboren wurde er in Ludwigsburg. Er hat in Tübingen Philosophie, Theologie und Sportwissenschaft studiert. Auf die Frage, was sein aktueller Beruf ist, antwortet seine kleine Tochter Rhea schneller. „Mama ist Lehrerin, Papa auch noch, aber wenn er die Wahl gewinnt, nicht mehr“, sagt sie. Vater Tobias Herrmann lacht: „Besser hätte man es nicht zusammenfassen können.“

Aktuell unterrichtet er am Hegau-Gymnasium in Singen, wo zuvor auch seine Frau Maren bis 2012 arbeitete. Sie unterrichtet aktuell am Nellenburg-Gymnasium Stockach. Die Entscheidung sich als Landtagskandidat aufstellen zu lassen, habe er sich gut überlegt. Auch nach langen Gesprächen mit seiner Familie: „Ich möchte etwas bewegen, nicht nur schimpfen.“ Der Beschluss sei auch dadurch gestärkt worden, als die AfD bei der vergangenen Landtagswahl aus dem Stegreif heraus über 15 Prozent schaffte. „Das war ein Schock, diese Politiker vertreten nicht die breite Mehrheit“, macht er deutlich.
Tobias Herrmann brenne nun auf den Wahlkampf, der mit der Plakatierung am vergangenen Wochenende auch deutlich an den Straßenlaternen in Singen und dem Hegau sichtbar ist. „Jetzt geht es richtig zur Sache, ich freue mich auf einen intensiven aber fairen Wahlkampf„, sagt der 48-Jährige, der mit Ersatzkandidatin Katrin Mattes eine sehr gute Unterstützerin in seinem Rücken weiß.
Dabei wolle er auf sechs Bausteine setzen: Energie und Umwelt, nachhaltige Wirtschaft, Infrastruktur, Entwicklung des Ländlichen Raums, innere Sicherheit sowie – wie sollte es als Lehrer anders sein – Schule und Bildung. „Wenn wir die Bildung vernachlässigen, brauchen wir erst gar nicht davon zu träumen, wieder technologischer Spitzenreiter zu werden“, macht Herrmann deutlich. Er wolle sich für ein verlässliches und gutes Betreuungsangebot bereits in Kita und Kindergarten stark machen.
Augenmerk auf das Handwerk richten
Dazu zähle auch eine verbindliche Grundschulempfehlung für die weiterführenden Schulen. „Das Beste für ein Kind muss nicht immer der höchste Bildungsweg sein“, so Herrmann. Deshalb wolle er auch die Ausbildungsberufe stärken. „Viele Ausbildungsberufe haben völlig zu Unrecht nicht den gesellschaftlichen Stellenwert, der ihnen gebührt“, sagt Herrmann.
Herrmann will Klimaschutz vorantreiben
Deutlich mehr Schwung will der CDU-Landtagskandidat in den Ausbau der erneuerbaren Energien bringen. „Unsere Dächer haben großes Potenzial,“ sagt er. Auf welche Form der erneuerbaren Energien er dabei setzen will: Biogas, Wind, Wasser oder Sonne? „Gerade in unserer Region, die deutschlandweit an der Spitze mit der höchsten Sonneneinstrahlung steht, lohnt sich der weitere Ausbau der Photovoltaik in besonderer Weise“, sagt er.
Bei seinen bisherigen Wahlkampfterminen habe Tobias Herrmann in Sachen Infrastruktur verschiedene Rückmeldungen erhalten: „Während die einen von guten Fortschritten im Ausbau des schnellen Glasfasernetzes berichteten, betonten andere noch die ärgerlichen Verzögerungen. Hier möchte ich mit Nachdruck unterstützen, damit wir hierbei den Anschluss nicht verpassen“, macht er deutlich.
Sichere Fahrradwege und Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn
Damit gehe für den CDU-Politiker auch ein deutlicher Ausbau sicherer Fahrradwege und eine kluge Planung von Ortsumfahrungen wie etwa in Stockach, um den Innenstadtverkehr zu entlasten, einher. Hinzukomme der Ausbau und somit die Stärkung des Schienenverkehrs durch die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn. Mit Blick auf die Corona-Pandemie liegt Tobias Herrmann eine Gruppe besonders am Herzen: Gastronomie und Einzelhandel. „Dessen Vertreter sind teils am Existenzminimum angekommen und harren auf die versprochene finanzielle Unterstützung des Staates. Aber die Zahlungen der November- und Dezemberhilfen stehen zu großen Teilen immer noch aus. Das muss jetzt fließen“, fordert er.
Herrmanns Wunsch: „Ein Tag der Rekorde – tolles Wahlergebnis für Herrmann und Impfrekorde an zahlreichen Impfzentren des Landes!“
Für den Ausgang der Wahl hat Tobias Herrmann einen bescheidenen Wunsch: Er hoffe, dass die Beteiligung hoch sei und möglichst viele Menschen zur Wahlurne schreiten. Schließlich lebe Demokratie von der Unterstützung der Bürger. Angesprochen, welche Überschrift er am 15. März, einen Tag nach der Landtagswahl, im SÜDKURIER lesen möchte, muss der 48-Jährige kurz überlegen. Dann antwortet der selbsternannte Kopfmensch mit verlässlichem Bauchgefühl: „Ein Tag der Rekorde – tolles Wahlergebnis für Herrmann und Impfrekorde an zahlreichen Impfzentren des Landes!“
SÜDKURIER-Serie zur Landtagswahl
- Die Kandidaten: Neben Tobias Herrmann stehen im Wahlkreis Singen/Stockach elf weitere Kandidaten zur Wahl. Franz Segbers für die Linke, für die Grünen Dorothea Wehinger, Bernhard Eisenhut (AfD), Hans-Peter Storz für die SPD, Markus Bumiller für die FDP, für die ÖDP Michael Hinzen, für die PARTEI Philipp Weimer, Hans-Jörg Laufer für die Partei der Freien Wähler, Uli Reith für die Basis, Jörn Greszki für die KlimalisteBW und für W2020 Helmut Happe.
- Die Serie: Die Beschlüsse in Stuttgart haben direkte Auswirkungen auf die Landkreise und Kommunen – und umgekehrt ist das Parlament in der Landeshauptstadt eine wichtige Instanz für den Transport lokaler Interessen. In der Serie „Wir für Stuttgart“ begibt sich die Lokalredaktion bis zum Wahltermin auf die Spuren dieser Vernetzung. Das Ziel: An Fallbeispielen aus Singen und dem Hegau wollen wir den Föderalismus verständlich machen.
- Die Wahl: Am Sonntag, 14. März, wählen die Wahlberechtigten den neuen Landtag. In den nächsten Wochen werden die Wahlbenachrichtigungen per Post verschickt. Auf Grund der Corona-Pandemie und der erwartbaren Anzahl an Briefwählern wurde die Zahl der Wahllokale vielerorts reduziert. Man sollte daher darauf achten, in welchem Wahllokal man wählen kann. Die Wahlbenachrichtigung enthält zudem auf der Rückseite den vorgedruckten Briefwahlantrag, der ausgefüllt zurückgesandt werden kann.