Freitagnacht, kurz vor Mitternacht: Ganz Singen schläft oder bereitet sich darauf vor, bald ins Bett zu gehen. Ganz Singen? Nein. Dagmar Fandrousi und Hans-Peter Storz legen jetzt erst richtig los. Vor der Singener Erzieherin und dem Landtagskandidaten der SPD liegt eine lange Nacht. Seit Freitagnacht dürfen die Kandidaten ihre Wahlkampfplakate in Singen aufhängen. Für Dagmar Fandrousi und Hans-Peter Storz bedeutet das: 50 Plakate mit dem Konterfei von Storz wollen an den Mann beziehungsweise die Straßenlaternen gebracht werden. Aber Dagmar Fandrousi und Hans-Peter Storz sind ein eingespieltes Team. Es ist nicht die erste politische Plakatierung, die sie zusammen durchziehen. „Wir waren bereits zusammen in Stuttgart aktiv und haben Marian Schreier bei seinem Wahlkampf geholfen“, sagt Dagmar Fandrousi.
Dagmar Fandrousi und Hans-Peter Storz sind in dieser Nacht nicht alleine unterwegs. Insgesamt plakatieren sechs Team mit je zwei Wahlkampfhelfern. Zwei der Helfer sind Felix Storz und Maximilian Ehinger. 300 Plakate bringen sie in Singen und den Ortsteilen an.
„Das ist schon so ein bisschen Wettkampf, wer die besten Plätze und Laternen bekommt“, sagt Hans-Peter Storz. Pro Partei, die bei der Landtagswahl im Wahlkreis Singen/Stockach antrete, gebe es in Singen 250 Plätze. „Aber man darf dort Doppelplakate anbringen“, sagt Storz.
Bevor es los geht und sich die Helfer in eine lange Nacht verabschieden, gilt es allerdings die Autos zu packen. Kabelbinder, Leitern und Warnwesten sind neben den Wahlkampfplakaten ein Muss.
0.03 Uhr: Dagmar Fandrousi und Hans-Peter Storz machen sich auf den Weg. Auf sie warten die 50 Plakate im Kofferraum des Kleinbusses der Familie Storz.
Seit 2012 ist Dagmar Fandrousi Mitglied im Stadtverband der SPD. Warum sie bei der nächtlichen Aktion mitmache? „Ich habe als Erzieherin einen gesellschaftlichen Auftrag, junge Menschen für Demokratie zu sensibilisieren“, sagt sie. Und dann fügt sie mit einem Lächeln hinzu: „Und natürlich ist Hans-Peter der richtige Kandidat, um unsere Region in Stuttgart zu vertreten.“
Laut Hans-Peter Storz sei es nicht schwierig gewesen, freiwillige Wahlhelfer zu finden. „Ich konnte von der vergangenen Kommunalwahl auf ein eingespieltes Team zurückgreifen“, sagt er.
0.07 Uhr: Das erste Plakat hängt. Bei Dagmar Fandrousi und Hans-Peter Storz sitzt jeder Handgriff. Warum sich die SPD für das Wahlkampfmotto „Das Wichtige jetzt“ entschieden habe. „Ganz einfach, wir müssen jetzt wichtige Entscheidungen für die Zukunft treffen, jeder einzelne von uns“, macht Storz deutlich. Dazu zähle er vor allem die Bereiche Digitalisierung, gerechte Bildungsmöglichkeiten und den Klimaschutz.
Weiter geht es mit eingespielter Routine. Einsteigen in den Kleinbus, Fahrt bis zur nächsten Laterne, aussteigen, Plakate schnappen, Kabelbinder nicht vergessen und die Wahlkampfwerbung anbringen.
Dabei gilt: „Je höher desto besser, dann kommt keiner ran“, sagt Hans-Peter Storz.
Auch die anderen Parteien waren schon unterwegs oder sind es bald
0.47 Uhr: Die erste Pause steht an, langsam werden die Finger kalt. Bei Tee und Süßigkeiten wird Hans-Peter Storz noch einmal ernst. Dass er auf so viele freiwillige Helfer bauen könne, hat für den Singener Lehrer noch einen anderen Grund. „Für viele in der SPD sitzt der Schock nach dem Einzug der AfD in den Landtag vor fünf Jahren noch tief“, sagt er und nimmt einen Schluck aus der dampfenden Teetasse. Dagmar Fandrousi nickt. Aber Storz wird noch deutlicher. „Dieser Mandatsträger der AfD hat fünf Jahre nichts für unsere Region getan.“
0.59 Uhr: Die Pause ist beendet. Dagmar Fandrousi und Hans-Peter Storz machen sich wieder an die Arbeit. Sie werden beim Anbringen der Plakate immer schneller.
Stück für Stück leert sich der Kofferraum des Storzschen Wahlkampfmobils.
Während Hans-Peter Storz oben auf der Leiter steht und betont, dass er das alles ohne seine Unterstützer nicht geschafft hätte, schlägt auch Dagmar Fandrousi ernstere Töne an: Ihr fehle es manchmal an Bereitschaft der jüngeren Menschen, sich politisch zu engagieren. „Solange der Nachwuchs fehlt, müssen eben wir Älteren ran“, sagt sie.
1.46 Uhr: Das letzte Wahlplakat hängt. 16.000 Euro hat Hans-Peter Storz als Budget für seinen Wahlkampf. Deutlich weniger, als die von seinem Gegenbewerber Tobias Herrmann (CDU) ins Spiel gebrachten 30.000 Euro. Gewählt wird am Sonntag, 14. März. Die Plakate müssen dann eine Woche danach wieder abgehängt werden. Dann werden die Wahlhelfer von Storz wieder ausrücken. „Wir hängen sie natürlich selbst wieder ab“, sagt er.