Die Städte und Gemeinden des Hegaus haben bei der Aufnahme von Flüchtlingen gewaltige Herausforderungen zu bewältigen. Die Zahlen steigen stark an, insbesondere durch ukrainische Kriegsflüchtlinge. Die Kommunen starten Aufrufe an die Bevölkerung, damit sie möglichst viel Wohnraum zur Anmietung anbietet. Auch öffentliche Gebäude, wie die Singener Kreissporthalle, beherbergen Flüchtlinge. Konflikte sind vorprogrammiert. Auch durch Bedenken von Nachbarn.
So ist ein Dorfgespräch in Gottmadingen fast eskaliert, als Bürgermeister Michael Klinger die Pläne vorgestellt hatte, in der verwaisten Gottmadinger Eichendorff-Schule Flüchtlinge vorübergehend einzuquartieren. Es gab heftige Zwischenrufe und der Bürgermeister drohte sogar, die Veranstaltung abzubrechen.
Hilzingen braucht Raum für 47 weitere Menschen
Die Gemeinde Hilzingen versucht, für den Kernort und die Ortsteile verträgliche Lösungen zu finden. „Unser Ziel ist es, möglichst dezentral die Flüchtlinge unterzubringen“, erklärt Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer. So seien die Flüchtlinge im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen nach Hilzingen, Schlatt am Randen, Binningen, Riedheim, Duchtlingen und Weiterdingen verteilt worden. „Es gibt zwar nicht für alle Ortsteile gute Busverbindungen. Dafür haben sich aber schnell Helfernetze gebildet. Sie sorgen auch dafür, dass die Flüchtlinge dorthin befördert werden, wo es zentrale Versorgungseinrichtungen gibt“, betont Mayer.
„Die Gemeinde hat derzeit etwa 240 Flüchtlinge in ihrer Obhut, teils in eigenen Gebäude und über angemietete private Wohnungen. Die Zahlen sind aber exorbitant gestiegen“, beschreibt der Bürgermeister. So liege das vom Landkreis festgelegten Soll für die Aufnahme von Flüchtlingen für Hilzingen derzeit schon bei 287.
Die Gemeinde habe ein größeres Gebäude in der Hilzinger Hauptstraße gekauft, wo etwa 15 bis 20 Flüchtlinge bald einziehen könnten. Es werde aber noch mehr Wohnraum benötigt. „So starten wir weiterhin Aufrufe an die Bevölkerung, um noch mehr Flüchtlinge aufnehmen zu können“, erklärt Mayer.
Engen will alte Stadthalle zur Verfügung stellen
Die Zahl der Geflüchteten steigt auch in Engen weiterhin stark an, gab Hauptamtsleiter Jochen Hock in der jüngsten Gemeinderatssitzung zu verstehen. Deshalb suche das Landratsamt nach einer großen Fläche, um eine Leichtbauhalle für 400 Personen errichten zu können. Jede Woche gingen etwa 60 Zuweisungen von Geflüchteten an den Landkreis Konstanz.
Die Stadt Engen möchte in dieser Situation die alte Stadthalle als Unterkunft für etwa 60 bis 70 Menschen für die Dauer von ein bis zwei Jahren zur Verfügung stellen. Hock verdeutlichte, dass sich die Unterbringung in der städtischen Unterkunft im Bittelbrunner Schlössle nicht einfach gestalte. Täglich ändere sich die Liste der aufzunehmenden Personen.
Aktuell seien drei bis vier Einzüge effektiv in Planung. „Wir sind alle an den Grenzen angekommen“, kommentierte Bürgermeister Johannes Moser zur Flüchtlingsunterbringung.
Singen beherbergt besonders viele Geflüchtete
Zum zuletzt erfassten Stand 1. Juli hat die Stadt Singen etwa 200 Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, wie Lilian Gramlich von der städtischen Presseabteilung berichtet. „1147 Flüchtlinge wohnen in Anschlussunterkünften. „Die meisten in privatem Wohnraum, wenige in Unterkünften der Stadt Singen“, sagt sie. Dazu kämen noch 282 Geburten in Familien in der Anschlussunterbringung und 184 Personen im Familiennachzug sowie 20 unbegleitete minderjährige Ausländer.
Insgesamt seien in der Stadt Singen 1832 Geflüchtete untergebracht. Der Anteil der ukrainischen Flüchtlinge betrage 415 Personen. „Insgesamt liegen wir 286 Personen über dem Soll der vom Landratsamt Konstanz verhängten Aufnahmequote. Deshalb plant die Stadt derzeit, keinen weiteren Wohnraum für Flüchtlinge anzubieten“, verrät Lilian Gramlich.
180 Flüchtlinge finden in Kreissporthalle Platz
Die für die Unterbringung eingerichtete Kreissporthalle sei aktuell noch nicht belegt. Dies kann sich aber schnell ändern. „Aufgrund der stark steigenden Zahl der Flüchtlinge müssen wir alle größeren Gebäude wie Hallen, die dem Landkreis Konstanz gehören, belegen. Dazu gehört auch die Kreissporthalle in Singen“, erklärt Monika Brumm. Sie koordiniert als Leiterin der Landratsamt-Stabstelle Migration und Integration die Verteilung der Flüchtlinge auf die einzelnen Gemeinden.

In der Singener Kreissporthalle fänden 180 Flüchtlinge Platz. Ob die alle belegt werden, hänge vom weiteren Zuzug von Flüchtlinge, so Monika Brumm. „Am liebsten wäre uns allen, wenn wir überhaupt keine Räume, die normalerweise von Schulen oder Vereinen genutzt werden, zur Verfügung stellen müssten“, betont sie.