Stellen wir uns einmal vor, das Coronavirus würde nicht existieren. Was würden Sie jetzt gerade machen?
Vielleicht die Beine ins Meerwasser tauchen oder mit einer Kokosnuss am Strand chillen. Auf jeden Fall wären wir gerade dabei, während unseres gebuchten Fidschi-Inselhoppings das Wetter, die zauberhaft schöne Landschaft und die gute Stimmung zu genießen. Anfang April würden wir nach Australien übersetzen. Und dann würde es ab Mai noch für einen Monat weiter nach Nepal gehen. Eine richtige Tour durch Südostasien und den Pazifik eben.

Da macht Ihnen das Virus aber einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Das kann man wohl so sagen. Bis zu unserer Einreise war die Welt noch in Ordnung. Dann aber gab es am 20. März den ersten bestätigten Corona-Fall auf Fidschi und die Insel drehte komplett am Rad. Die zwei großen Städte wurden abgeriegelt, der Flugverkehr zunächst reduziert und dann eingestellt. Wir waren zu diesem Zeitpunkt auf einer kleinen Nebeninsel und hatten Glück, dass wir es noch mit der letzten Fähre auf die Hauptinsel geschafft haben. Wobei das Schiff trotz vorheriger Abstandsempfehlungen brechend voll war. Es war eben die letzte Chance, überzusetzen.
Wie hat man sich das Leben auf den Fidschi-Inseln momentan vorzustellen?
Was mich überrascht: Eigentlich herrscht so etwas wie Normalität. Davon abgesehen, dass die Inseln total abgeschottet sind, weist kaum etwas auf einen Ausnahmezustand hin. Klar, die Touristen bleiben weg und die Boote fahren nicht mehr. Die Einwohner gehen aber ihrem Alltag nach. Die Situation ist für sie vergleichbar wie nach einem heftigen Sturm. Auch dann ist ein Verlassen der Insel nicht möglich. Von Hamsterkäufen ist hier keine Spur. Im Gegenteil: In den Läden sind Atemschutzmasken oder Handschuhe gar nicht erst im Sortiment.
Wie verfolgen Sie die Lage in Deutschland? Halten Sie Kontakt nach Hause?
Der Informationsfluss aus Deutschland läuft derzeit ganz gut. In dem Hotel, in dem wir gerade untergebracht sind, haben wir eine stabile Internet-Verbindung und können uns so einerseits mit den aktuellen Entwicklungen und Informationen versorgen und andererseits via WhatsApp und Skype den Kontakt nach Hause halten. Mit der Zeitverschiebung haut das ganz gut hin. Ansonsten sind wir hauptsächlich auf das Hotelpersonal angewiesen. Informationen aus anderer Quelle zu erhalten, ist schier unmöglich. Ein Trost ist dafür, dass das Hotel seinen Gästen entgegenkommt und das Personal sehr hilfsbereit ist. So werden unter anderem Essenspakete und Rabatte für weitere Nächte angeboten. Überhaupt sind die Fidschianer mit ihrer lebensbejahenden Einstellung sehr gastfreundlich.

Die Inseln sind abgeriegelt, der Flugverkehr ist eingestellt, Deutschland hat ein Einreiseverbot aus nicht EU-Ländern verhängt. Stellt sich die Frage: Wie kommen wie Sie wieder zurück?
Diese Frage beschäftigt uns Tag und Nacht. Der ursprüngliche Plan war, über das Reiserückholprogramm des Auswärtigen Amts einen Rückflug zu erhaschen. Da dieses in unserer Nähe für Neuseeland ausgeschrieben ist, haben wir uns dort eingeschrieben und warten seitdem auf Antwort. Wir haben es auch über die deutsche Botschaft in Wellington versucht – keine Chance. Die Mitarbeiter sind zu sehr überlastet.
Jetzt heißt es also abwarten.
Bis zuletzt haben wir darauf gehofft, einen positiven Bescheid und einen Platz in einem Flieger nach Deutschland zu bekommen. Die neusten Entwicklungen verheißen aber nichts Gutes: Die Fidschi-Inseln gehören wohl nicht zur Rückholaktion Neuseeland und generelle Infos zu den pazifischen Inseln erhält man auch nicht. Jetzt sind wir schon ratlos. Keiner weiß irgendetwas, die Botschaft in Wellington hat dazu aufgefordert, nicht anzurufen. Wir sollen also ohne Infos, wie es mit uns weitergeht, zuschauen, wie nach und nach Urlauber von Neuseeland nach Hause geflogen werden, während wir auf Fidschi festsitzen!
Kennen Sie auch andere Betroffene?
Während unserer Reise haben wir viele andere Deutsche kennengelernt und uns mit ihnen ausgetauscht. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass hier viele Gerüchte kursieren und man sich manchmal die Frage stellt: Was ist wahr und was nicht? Ich habe mir aber fest vorgenommen, keine Panik zu schieben. Grundsätzlich glaube ich erst mal nichts mehr, bis mir eine seriöse Quelle die Information bestätigt.

Sie haben die psychischen Folgen angesprochen. Wie sehr leiden Sie unter der aktuellen Situation?
Anfangs war ich richtig genervt, zwischenzeitlich habe ich mich wirklich hilflos gefühlt. Uns waren einfach die Hände gebunden und uns war klar: Wir sitzen fest und können nichts machen. Obwohl die Gastfreundschaft und Solidarität, die wir hier erfahren, die Situation erträglicher machen, will ich jetzt einfach nur noch nach Hause. Zurzeit gibt es noch keine Aussicht auf eine Rückkehr, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.