Einen vollgepackten Jahresbericht konnte Johannes Waldschütz, der Leiter des Stadtarchivs und des Stadmuseums in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses des Stockacher Gemeinderats präsentieren. Vollgepackt ist dabei ein gutes Stichwort, denn das Stadtarchiv dürfte schon bald an seine räumlichen Grenzen stoßen, berichtet Waldschütz.

Insgesamt 950 Regalmeter umfasst das Archiv in zwei Magazinräumen im Keller des Rathauses. „Aktuell liegen wir bei einer Auslastung von 75 bis 80 Prozent. Das klingt nicht nach sehr viel, aber wenn man bedenkt, dass 2020 rund 50 laufende Regalmeter und 2021 weitere 30 laufende Regalmeter an Archivgut dazu kamen, dann sieht man, dass die Grenzen bald erreicht sind“, erklärt Waldschütz. Er rechne deshalb damit, dass in den nächsten vier bis fünf Jahren der Platz im Archiv ausgeht, berichtete er im Ausschuss.

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Suche nach neuen Räumen

Wie Waldschütz im Gespräch mit dem SÜDKURIER konkretisiert, handelt es sich nicht um ein akutes Problem. Allerdings müsse man sich intensiv Gedanken über neue Räume machen. „Diese brauchen natürlich gewisse Gegebenheiten, um als Archiv tauglich zu sein“, erklärt Waldschütz. So dürfen die Räume beispielsweise nicht zu feucht sein.

Der Platz im Magazin des Stadtmuseums wird in den kommenden Jahren knapp.
Der Platz im Magazin des Stadtmuseums wird in den kommenden Jahren knapp. | Bild: Löffler, Ramona

Was alles ins Archiv kommt

Im Archiv landen rechtlich und historisch relevante Unterlagen aus der Stadtverwaltung, den Ortsteilen und interkommunalen Einrichtungen, heißt es in den Unterlagen zum Bericht des Archivleiters. Zusätzlich werden dort die städtischen Sammlungen gepflegt. Es finden sich im Archiv also auch Plakate, Flyer, Fotos, Zeitschriften, aber auch die Ausgaben des SÜDKURIER.

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Allerdings gab es in der Ausschusssitzung neben dem Hinweis auf das sich ankündigende Platzproblem auch viel Positives zu berichten. In den vergangenen Jahren war Digitalisierung ein wichtiges Thema für das Archiv. So konnte erst vor Kurzem das siebenjährige Digitalisierungsprojekt im Fotoarchiv Hotz abgeschlossen werden, in dessen Rahmen rund 90.000 Bilder digitalisiert werden konnten.

Inzwischen ist bereits die neueste Ausstellung im Stadtmuseum angelaufen. Sie trägt den Titel „Joan Miró – Magie der Zeichen“ und wird bis zum 13. November in Stockach zu sehen sein. Neben dem Fokus auf die Werke des berühmten Künstlers der klassischen Moderne bietet das Museum in Zusammenarbeit mit verschiedenen weiteren Akteuren ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm zur Ausstellung an.

Foto-Digitalisierung wird am Schweizer Feiertag präsentiert

„Im Juni sollen die ersten Bestände daraus über unser Onlineportal recherchierbar sein“, so Waldschütz. Wie Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichtet, soll dieses Digitalisierungsprojekt im Rahmen des Schweizer Feiertags öffentlich präsentiert werden.

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Auch die Bestände an historischen Lokalzeitungen wie dem Stockacher Tagblatt oder dem Nellenburger Boten aus den Jahren 1847 bis 1936 wurden aufwendig digitalisiert. „Digitalisierung ist auch immer Erhaltung“, betont Waldschütz. In Sachen Bestandserhaltung half auch ein Förderprojekt zur Restaurierung der Stadtrechnungen, das mit einer Fördersumme von 36.000 Euro unterstützt wurde.

Alte Rechnungsbücher im Stadtarchiv Stockach.
Alte Rechnungsbücher im Stadtarchiv Stockach. | Bild: Löffler, Ramona

Daneben wurde 2020/21 eine neue Archiv- und Gebührenordnung erarbeitet. Dies sei aus verschiedenen Gründen nötig geworden. Ein Punkt war, dass man zukünftig noch mehr Wert auf ein offenes Archiv und damit verbunden den Servicecharakter legen möchte, erklärt Waldschütz. Allein 2021 habe es 103 schriftliche und mündliche Anfragen gegeben.

Kleines Geschenk zum Eingemeindungs-Jubiläum

Die Vor-Ort-Benutzung war durch Corona eingeschränkt, allerdings geht Waldschütz davon aus, dass sich das in Zukunft wieder ändern wird. Ein weiterer Grund für die Anpassung der Archivordnung ist, dass der Fokus noch stärker auf das Thema Öffentlichkeitsarbeit gerichtet werden soll. So freut sich Waldschütz besonders über die schnell wachsenden Kanäle des Stadtarchivs in den sozialen Netzwerken. Auch die Neugestaltung der Internetseite soll ihren Teil zu mehr Bürgernähe beitragen. Als kleines Geschenk an die Ortsteile zum 50. Jubiläum der Eingemeindungen sei für dieses Jahr ein Buch über die Kirchen in Stockach geplant, berichtet Waldschütz.

Lob für die insgesamt drei Mitarbeiter im Team des Archivs gab es nicht nur von Bürgermeister Rainer Stolz, sondern auch von Stadtrat Christoph Stetter (CDU) „Ich finde es beeindruckend, was Ihr Team leistet. Insbesondere im Hinblick auf die Bürgernähe, die immer wichtiger wird“, gab er Waldschütz nach dessen Bericht mit auf den Weg.

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